Vor der ÖH-Wahl: Warum die Uni kein Ort für Revoluzzer mehr ist

Vor der ÖH-Wahl: Warum die Uni kein Ort für Revoluzzer mehr ist
In einer Woche finden ÖH-Wahlen statt, aber um große Politik geht es dabei schon lange nicht mehr. "Empörung ist schwierig geworden", sagt ein Alt-68er.

Das erste, was Roman Horak zu den Stichworten Revolution und Universität einfällt, ist die Revolution von 1848 – eigentlich die einzige wirkliche Revolution, die es in Österreich jemals gab. „Die wurde maßgeblich von den Studierenden vorangetrieben.“

Über eine große Revolution nachgedacht, stundenlang debattiert und sie sich sogar herbeigesehnt habe man auch noch zu seiner Studienzeit in den 1970er Jahren, sagt der mittlerweile pensionierte Professor für Kunst- und Kultursoziologie.

„Damals war politische Aktivität praktisch Teil des Studiums. Wir haben in der Vorlesung über Revolutionen gelernt und wollten das in der Freizeit gleich umsetzen. Wir haben über Außenpolitik geredet, über Vietnam und Chile, Spanien und China. Der Blick war auf die großen Fragen nach Gerechtigkeit und Freiheit gerichtet“, schildert der 69-Jährige und man merkt, wie froh ihn die Erinnerung an diese Zeit macht.

"Service" statt Außenpolitisches

Die „großen Fragen“ werden auch aktuell an den Hochschulen verhandelt. In einer Woche starten die ÖH-Wahlen, bei der die Studierenden ihre Vertretung wählen. Der Wahlkampf ist angelaufen.

Doch die großen Fragen sehen heute anders aus: Um Freiheit geht es schon lange nicht mehr. Stattdessen darum, wie bestmögliches Service erreicht werden kann, damit der Start ins Berufsleben gelingt. Auch, wie viel Platz ideologische Debatten innerhalb der Studierendenvertretungen überhaupt haben sollen, ist ein Streitpunkt in der ÖH.

Schüler beim Klima aktiver

Außenpolitisches ist weitgehend von der Bildfläche verschwunden. Nur die Frage nach Gerechtigkeit ist ein Dauerbrenner – allerdings weniger bezogen auf das Weltgeschehen, als auf die direkte Lebensrealität der Studierenden. Die letzten größeren Proteste gegen Zugangsbeschränkungen sind schon mehr als zehn Jahre her. Die Klima-Krise ist zwar Thema, hat aber keinen wirklichen Aufschrei unter den Studierenden losgetreten. Und die „Fridays for Future“-Bewegung ging von Schülern aus.

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