Wählen zu Hause auf der Couch könnte die Wahlbeteiligung steigern und für mehr Sicherheit sorgen. Dies trifft auf Präsidentschafts- oder Nationalratswahlen ebenso zu wie auf Abstimmungen in einem Gemeinderat, Volksbefragungen oder die ÖH-Wahl. In Zeiten zunehmender Digitalisierung vieler Lebensbereiche ist die Frage nach virtuellen Urnengängen legitim. Das sieht auch IT-Security Experte Robert Matzinger, Professor an der FH Burgenland: „Die Blockchain, von der wir alle rund um das Thema Kryptowährungen schon gehört haben, könnte einen Beitrag leisten, um transparente und dezentrale Wahlen abzuwickeln.“
Er dämpft jedoch zu frühe Freude: „Es wurden bereits mehrere Wahlsysteme entwickelt und erprobt. Unseren Anforderungen an Anonymität und Sicherheit für das ,Wählen im Wohnzimmer‘ reichen diese jedoch nicht und ich bin auch wenig zuversichtlich, dass sich das in geraumer Zeit ändern wird.“ Warum so pessimistisch? „In der Republik Österreich stützen sich Wahlen auf Grundsätze: allgemein, frei, geheim, gleich, persönlich und unmittelbar. Vor allem eine hundertprozentige Anonymität kann die Blockchain nicht gewährleisten“, so Matzinger.
„In einer üblichen Blockchain sind alle Vorgänge öffentlich sichtbar. Adressen sind nicht zu 100 Prozent identifizierbar, aber man kann leicht Rückschlüsse ziehen. Offenheit und Anonymität widersprechen sich.“ Matzinger betreut aktuell die Bachelorarbeit von Jürgen Reifbäck zum Thema „Blockchain-gestützte elektronische Wahlsysteme“. Reifbäck arbeitet dazu an einem Prototypen für ein Auszählungssystem von Wählerstimmen über Blockchain. Wahllokale könnten somit die ausgezählten Stimmen online auf die Blockchain speisen.
„Wählen würden so wie bisher durchgeführt, aber ab dem Zeitpunkt des Hochladens der Ergebnisse wäre dann keine Manipulation mehr möglich“, erklärt der Student. Seine Testversion läuft, erste Erkenntnisse zu Kosteneffizienz und technischer Umsetzbarkeit des Systems erwartet er für Juni dieses Jahres.
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