Nach Aufregung in den USA: Wann ist eine Taufe gültig?
Der Fall eines katholischen Gemeindepriesters im US-Bundesstaat Arizona, der sein Amt niedergelegt hat, weil er bei Taufen jahrzehntelang eine falsche Formel verwendete, sorgt mancherorts für Verwunderung. Statt wie vorgeschrieben "Ich taufe dich" soll Andres Arango "Wir taufen dich" gesagt haben. Tausende von ihm geleitete Taufen gelten deshalb als ungültig.
Die Causa ist indes kein Einzelfall. 2020 bemerkte ein Priester aus Detroit auf einem Video seiner eigenen Taufe die falsche Wortwahl eines Diakons vor mehr als 30 Jahren. In der Folge wurden sämtliche vom Diakon zwischen 1986 und 1999 vorgenommenen Taufen für ungültig erklärt.
Bereits 2020 sah sich der Vatikan zu einer Klarstellung veranlasst. In einer "Lehrmäßigen Note" des Präfekten der Glaubenskongregation, Kurienkardinal Luis Ladaria, wurde festgehalten, dass die Taufformel - "Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" - nicht verändert werden dürfe. "Das Verändern der sakramentalen Formel bedeutet auch, das Wesen des kirchlichen Amtes nicht zu verstehen, das immer Dienst an Gott und seinem Volk ist und nicht die Ausübung einer Macht, die bis zur Manipulation dessen geht, was der Kirche in einer Handlung, die der Tradition angehört, anvertraut worden ist", heißt es in dem Schreiben.
"Im Namen von Papa und Mama ..."
Anlass für das Schreiben damals war unter anderem der Fall eines italienischen Priesters, der eine eigene Taufformel erstellt hatte: "Im Namen von Papa und Mama, des Paten und der Taufpatin, der Großeltern, der Familienmitglieder, der Freunde, im Namen der Gemeinschaft taufen wir dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
Im Gespräch mit dem KURIER erläutert der an der katholisch-theologischen Fakultät der Uni Wien lehrende Dogmatiker Jan-Heiner Tück, die Taufformel sei "universalkirchlich verbindlich". Wenn das "Ich" durch ein "Wir" ersetzt werde, so stecke dahinter eine bestimmte Form von "Gemeindetheologie". Doch der Täufling werde nicht nur in die Ortsgemeinde aufgenommen, sondern in die gesamte Kirche, in deren Namen der Priester als "Repräsentant Christi" handle - auch wenn man das in manchen kirchlichen Kreisen nicht mehr so gerne höre, so Tück.
Richtige Formel, Wasser, richtige Absicht
Die Grazer Kirchenrechtlerin Sabine Konrad erläutert dazu gegenüber dem KURIER, dass - anders als bei der Ehe - bei der Taufe keine "Sanatio in radice" (Heilung an der Wurzel), also profan gesprochen eine "Reparatur" (im Sinne eines nachträglichen für gültig Erklärens), möglich sei. Die Taufe zählt, neben der Eucharistie, zu den sacramenta maiora (den "größeren" Sakramenten), die anderen Sakramente gelten als sacramenta minora ("kleinere"). Demnach ist die Taufe auch Voraussetzung für den Empfang aller anderen Sakramente.
Daraus folgt, so Konrad, dass im Falle einer ungültig gespendeten Taufe auch die weiteren allenfalls empfangenen Sakramente ungültig sind.
Voraussetzungen für die Gültigkeit der Taufe sind - neben der korrekten Formel - auch das Wasser (man darf also nicht mit Milch, Saft oder Wein taufen) sowie die Intention des Spenders. Letzteres bedeutet, dass beispielsweise eine von Schauspielern vollzogene Taufe, auch wenn dies mit der richtigen Formel und mit Wasser geschieht, nicht gültig ist.
Da man durch die Taufe in die Kirche aufgenommen wird, sind ungültig Getaufte - wie jene Fälle in den USA - faktisch auch nie Kirchenmitglieder gewesen.
Für den Fall, dass man unsicher ist, ob man gültig getauft ist, kennt die katholische Kirche die Taufe "sub conditione" (unter Bedingung).
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