Strache und der Klimawandel: Alles verhandelbar

Strache und der Klimawandel: Alles verhandelbar
Laut Strache gäbe es viele Wissenschaftler, die die ansteigenden Sonneneruptionen für den Klimawandel verantwortlich machen. NGOs sehen darin gefährliche Indikationen für den heimischen Klimaschutz. Dabei ist Österreich hier ohnehin schon säumig.

"Keine Frage: Es ist der Klimawandel eine Realität", sagte FPÖ-Chef Heinz Christian Strache beim gestrigen Ö1-Duell gegen Bundeskanzler Christian Kern. Das große Aber kam in einem Nebensatz verpackt daher. „Und zwar seit es den Planeten gibt.“ Da habe es schließlich immer Klimaverschiebungen gegeben. Darüber, wie groß der Anteil des Menschen dabei sei, ließe sich trefflich streiten.

Es gibt viele Wissenschaftler, die auch seit Jahrzehnten die ansteigenden Sonneneruptionen bemerken und dadurch auch zu dem Ergebnis kommen, dass unser gesamtes Planetensystem eine Erwärmung erlebt, erklärte Strache.

Klima- und Umweltschutz spiele im FPÖ-Programm dennoch eine wichtige Rolle. "Naturschutz bedeutet auch Heimatschutz und Verantwortung für unsere Kinder und Kindeskinder."

"Verharmlosung"

Und doch lässt Strache Umweltschützer am Tag nach dem Klartext-Duell ratlos zurück; stellt sich doch die Frage, welche Maßnahmen der Mensch treffen soll bzw. muss , wenn sein potenzieller Einfluss per se in Zweifel gezogen wird.

"Heinz-Christian Strache zeigt mit diesen Verharmlosungen, dass er die Erkenntnisse der Klimawissenschaft nicht ernst nimmt“, kritisiert etwa Johannes Wahlmüller, Klimasprecher der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000.

Wer wichtige Probleme nicht erkenne und dann auch keine Gegenmaßnahmen ergreife, gefährde Gesundheit und Sicherheit der österreichischen Bevölkerung. Gerade dieser Sommer mit Muren, Überschwemmungen und Hitzewellen habe klar gezeigt, "dass Klimaschutz in unserem ureigensten Interesse ist".

Global 2000 fordert daher eine "Rückkehr zur Sachlichkeit". Denn der menschliche Einfluss ist in der Wissenschaft alles andere als umstritten und ist klar belegt. "Es gibt keine seriöse wissenschaftliche Untersuchung, die die jetzt beobachteten klimatischen Veränderungen ohne menschlichen Einfluss erklären kann."

Dringender Handlungsbedarf

Dass dringender Handlungsbedarf besteht, wurde im Ende August veröffentlichten Klimaschutzbericht 2017 (mehr dazu hier) schmerzhaft deutlich. Eigentlich müsste Österreich die Treibhausgase bis 2030 um 36 Prozent gegenüber dem Ausgangsjahr 2005 reduzieren. So lauten die verbindlichen Vorgaben der EU-Kommission. Österreich müsste also ab sofort jedes Jahr mehr als zwei Prozent CO2 einsparen. Stattdessen wurden zuletzt sogar wieder mehr Treibhausgase emittiert. Konkret betrugen die Treibhausgas-Emissionen Österreichs im Jahr 2015 laut Kimaschutzbericht 78,9 Millionen Tonnen. Die Emissionen lagen damit um 3,2 Prozent oder 2,5 Millionen Tonnen über dem Niveau von 2014 und um 0,1 Prozent über dem Wert von 1990.

Österreichs langfristige Klimaziele sind damit massiv in Gefahr. Da wiegt es umso schwerer, dass die scheidende Regierung – trotz mehrmaliger Ankündigung – bis dato nicht imstande war, sich auf eine Klima- und Energiestrategie bis 2030 zu einigen.

Bundeskanzler Christian Kern machte dafür beim gestrigen Ö1-Duell auch massive Lobby-Interessen verantwortlich und verwies auf den vergangene Woche präsentierten SPÖ-Plan zum effizienten Ausbau von Ökostrom. Österreich solle vor allem auf Kleinwasserkraftwerke und Photovoltaik-Anlagen setzen. Biogasanlagen, die in der Vergangenheit großzügig gefördert wurden, seien weniger kosteneffizient. "Warum haben wir das gemacht?", fragte sich Kern, um sich gleich darauf selbst die Antwort zu geben: "Weil sich bei uns immer die Lobbys durchsetzen."

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