Vor Wien-Wahl: Warum Ex-FPÖ-Chef Strache noch nicht genug hat
Der Ex-FPÖ-Chef will trotz der Schlappe 2020 bei der Wien-Wahl 2025 antreten. Seine in einigen Bezirken aktiven Mitstreiter konnten bis dato keine großen Spuren hinterlassen.
Es sind kleine Brötchen, die die Partei des einstigen FPÖ-Vizekanzlers bäckt: Ein Antrag gegen Mobbing in den Donaustädter Schulen, ein Antrag auf die Leerung überquellender Mistkübel in der Landstraße – diese und ähnliche Aktivitäten sind von jenen 15 Mandataren protokolliert, die für das „Team HC Strache“ in elf Wiener Bezirksvertretungen sitzen.
Abseits der Ermittlungen gegen ihn (Stichwort: Spesenaffäre) in politischer Bedeutungslosigkeit verschwunden, überraschte Heinz-Christian Strache unlängst mit der Ankündigung, mit seiner Partei bei der Wien-Wahl 2025 abermals antreten zu wollen. Viele Bürger, die in Wien eine „ordentliche und kantige Opposition“ wünschten, hätten sich an ihn gewandt, erklärt er.
Was etwas verblüfft, geriet doch sein erstes Antreten 2020 zur krachenden Niederlage: Hatte die Gründung seiner eigenen Partei nach dem Rauswurf aus der FPÖ infolge des Ibiza-Videos noch für gehöriges Aufsehen gesorgt, sollte er den Einzug in den Gemeinderat mit 3,27 Prozent deutlich verfehlen.
Lediglich eine Handvoll Sitze in Bezirksvertretungen konnte das Team HC erobern. Spuren haben die Bezirksräte bis dato aber kaum hinterlassen. „Die zwei Abgeordneten des Teams HC sind nett und freundlich, kommen zu jeder Sitzung, fallen aber weiter nicht auf“, sagt etwa der Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). Die wenigen Anträge würden sich vor allem um das Thema Auto drehen, „meistens stimmen die HC-Bezirksräte mit der FPÖ“.
"Vertreten FPÖ-Themen"
Der dortige HC-Klubobmann Karl Baron, der 2019 als einer der Ersten die FPÖ verließ, um zu Strache überzulaufen, stellt die inhaltliche Nähe zu seiner Ex-Partei gar nicht erst in Abrede. „Vom Kampf gegen Parkplatzraub bis zur Migration vertreten wir FPÖ-Themen.“
Doch warum tritt man dann überhaupt getrennt auf? „Das macht tatsächlich wenig Sinn“, räumt Baron ein. „Aber es war die FPÖ, die Strache ausgeschlossen hat.“
Bei der Wiener FPÖ will man sich nicht öffentlich zum erneuten Antreten ihres Ex-Parteichefs äußern. Ein Funktionär, der namentlich nicht genannt werden möchte, glaubt aber, die Motive Straches zu kennen: „Er will Druck aufbauen, um wieder in die FPÖ aufgenommen zu werden.“
Strache-FP-Comeback für Blaue "absurd"
Dass es dazu kommt, ist zum aktuellen Zeitpunkt aber völlig unrealistisch. Zu tief sind die Gräben, die 2019 aufgerissen wurden. Strache habe der Partei einen enormen Schaden zugefügt, heißt es in blauen Kreisen. „Wir haben seinetwegen bei der Wahl 2020 zwei Drittel unserer Abgeordneten verloren und mussten uns von einem Drittel der Mitarbeiter trennen.“ Insofern sei der Gedanke an ein Strache-Comeback bei der FPÖ „absurd“.
Gleichzeitig bezweifelt man, dass es dem Ex-Parteichef überhaupt gelingen werde, die nötigen Unterschriften für ein Antreten zu sammeln. Straches Partei braucht die Unterstützung von wienweit 1.800 Bürgern, um bei der Gemeinderatswahl antreten zu können. Auf Ebene der Bezirke jeweils 50 in jenen, in denen man 2020 den Einzug nicht geschafft hat.
Trotz der damaligen Schlappe und des folgenden Polit-Daseins an der Grenze der Wahrnehmungsschwelle ist Baron siegessicher: „Die Chancen sind sogar größer als 2020. Damals herrschte unter den Wählern noch große Unsicherheit, ob HC vielleicht kriminell ist. Dabei waren das alles Verleumdungen, er hat bisher alle Verfahren gewonnen.“
Kommentare