Nein, ich kandidiere nicht gegen jemanden, sondern für die Wiener Bevölkerung und ich gewinne Stimmen, von jenen, die meine Rehabilitation, mehr Sicherheit, soziale Kompetenz und mehr Bürgernähe mit mir und meinem Team HC als Vertreter für eine starke Opposition in Wien haben und stärken wollen.
Sie sind immer wieder in den Schlagzeilen, zum Beispiel wegen des ORF–Aus von Philipp Jelinek. Ist vor der Wahl jede Publicity gute Publicity?
Das ist einfach traurig. Ich kannte ihn aus dem Fitnesscenter und er hat mich angesprochen, dass er gerne eine Sendung zum Thema Breitensport im ORF machen würde. Wäre jemand anderer Sportminister gewesen, hätte er den gefragt. Aber man sieht, wie bei der künstlich medialen Aufbauschung der Chats, die Bürger reagieren. In Foren schreiben sie, dass schon wieder versucht wird, auf den Strache hinzuhauen um von den wirklichen Problemen abzulenken. Die Verfahren gegen mich waren existenzgefährdend, ich hatte damals auch eine Depression. Man kann Menschen damit vernichten, aber zum Glück ist mir das nicht passiert. Viele sehen meine Geschichte als Inspiration. Sie zeigt, dass man immer einmal mehr aufstehen kann, als man hinfällt.
Fühlen Sie sich rehabilitiert?
Ja, und ich sehe auch den zwei noch offenen Verfahren gelassen entgegen. Ich weiß, dass es auch dort, wie bei den vergangenen zehn, nur um gezielte Verleumdungen geht.
Womit verdienen Sie im Moment eigentlich Ihr Geld?
Ich bin Geschäftsführer einer GmbH für Unternehmensberatung und Immobilienentwicklung. Ich schreibe Kolumnen, mache Analysen und Kundenakquise. Letztlich ist die Politik mein Hobby und meine Leidenschaft, aber von dem Gehalt werde ich nicht leben können, obwohl ich als Spitzenkandidat ins Rennen gehen werde.
Ist Herbert Kickl ein guter FPÖ-Chef?
Ja, er macht das verantwortungsvoll und hat die Partei in vielen Bereichen mit Alleinstellungsmerkmalen positioniert. Ich werde bei der EU-Wahl Harald Vilimsky meine Vorzugsstimme geben und auch bei der Nationalratswahl die FPÖ wählen.
Was sagen Sie zu Kickls Stil? Er verwendet Begriffe wie „Corona-Folterknechte“.
Darüber kann man immer diskutieren. Freiheitsraub gab es nachweislich. Ich kann Stilfragen nur für mich selbst bewerten. Ich finde es wichtig, in Zeiten wie diesen das Herz und soziale Intelligenz in den Vordergrund zu stellen. Es gehört ein respektvoller Stil in die politische Landschaft. Früher hat man inhaltlich diskutiert und sich danach an einen Tisch gesetzt und sich bei einem Achterl Wein ausgesprochen. Es ist schade, dass das abhandengekommen ist.
Kommen wir noch zu Themen, die Ihnen im Moment eher schlechte Schlagzeilen bescheren. Ihr Name geriet jetzt auch im Zusammenhang mit der Spionageaffäre rund um Egisto Ott und Jan Marsalek wieder in die Schlagzeilen. Inwieweit waren Sie mit den beiden bekannt?
Im Jahr 2017 hat Johann Gudenus in meinem Büro angerufen und wollte ohne einer Terminvereinbarung zu mir. Da brachte er den Herrn Marsalek mit und stellte mir diesen vor. Er dürfte Gudenus gebeten haben, ihn mir vorzustellen. Dann stand da dieser Dax-Vorstand und hat mir etwas von einem Projekt erzählt. Die Südgrenze Libyens zu sichern und Flüchtlinge schon dort an der Grenze in Aufnahmezentren zu versorgen und dort beruflich auszubilden, damit sie nicht nach Europa weitergehen. Er hat nichts über Wirecard gesagt, was mich gewundert hat. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass das ein altes Projekt war, das am Beginn der Merkel-Regierung von den Deutschen angedacht war. Das ging aber nie in Umsetzung. Ich denke, Marsalek wollte nur sagen können, dass er mich kennt. Das Treffen hat eine Dreiviertelstunde gedauert, so gut kennt er mich also. Ich habe ihn einmal kurz gesehen und dann nie wieder Kontakt zu ihm gehabt. Und ich bin umso mehr froh, dass ich Herrn Ott und Herrn Weiß wissentlich nicht kenne.
Wussten Sie damals, dass Ott mit anderen Mitgliedern Ihrer Partei Kontakt hatte?
Nein, das habe ich erst nach meinem Rücktritt erfahren.
In diesem Fall schießt sich jetzt die ÖVP komplett auf die FPÖ ein und will das zu einem blauen Skandal machen. Sie haben damals die Koalition mit der ÖVP geschmiedet. Wie geht es Ihnen jetzt damit, wie die beiden Parteien miteinander umgehen?
Das ist ein Politikum vor Wahlen. Weil offenbar alle ziemlich nervös und aufgeregt sind, da die FPÖ in Umfragen Nummer 1 ist. Aber eigentlich ist hier Sachlichkeit gefragt. Ott war früher SPÖ-Parteimitglied und hatte einen Vorgesetzten namens Martin Weiß. Es gibt Chats, in denen Marsalek schreibt, Weiß vom BVT wurde schon in Dubai in Sicherheit gebracht. Ott ist wiederum einer, der unter den ÖVP-Innenministern tätig war, ebenso wie Weiß. Ott hatte offensichtlich Kontakt zu Peter Pilz, Jenewein und zu Vertretern aller Parteien. Es gab ja damals schon Vorwürfe, die zu einem Verfahren geführt haben, das wurde aber eingestellt und somit wurde Ott wieder in den Dienst gestellt. Dass es im BVT schon über Jahre Fehlentwicklungen gegeben hat, weiß man heute. Man muss auch davon ausgehen, dass es da Leute gibt, die missbraucht wurden und unwissentlich Informationen weitergegeben haben. Das muss aufgearbeitet werden. Im Sicherheitspolitischen Bereich muss man viel sensibler sein.
Sie haben in Ihrer Amtszeit sehr enge Kontakte mit Russland gepflegt. Wie bewerten Sie das heute?
Damals hatten SPÖ, ÖVP und sogar Bundespräsident Van der Bellen wesentlich engere und intensivere Kontakte zu Russland, als die FPÖ. Wir haben versucht, mit Parteien international einen parlamentarischen Austausch zu pflegen. Zum Beispiel mit den Republikanern in den USA und auch mit Russland. Es war das Ziel, dass Russland näher an Europa rückt und man zusammenwächst. Dass das mit einem Krieg eine völlig neue dramatische Dimension erreicht hat, ist bedauerlich.
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