Wiener SPÖ: Startvorteil für Michael Ludwig

Ziehen gegeneinander ins Rennen: Michael Ludwig (l.) und Andreas Schieder (Montage)
Bezirke mit vielen Delegierten werden dem Wohnbaustadtrat zugerechnet.

Für die Wiener SPÖ ist es völliges Neuland: Noch nie zuvor sind zwei Kandidaten in einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz – und damit letztlich um das Bürgermeisteramt – gegeneinander angetreten. Bis dato war es den Genossen immer gelungen, sich im Vorfeld eines Wahlparteitages auf einen Kandidaten zu einigen.

Etwas mehr als zwei Monate haben jetzt Michael Ludwig und Andreas Schieder noch Zeit, die Mehrheit der knapp 1000 am Landesparteitag am 27. Jänner stimmberechtigten Delegierten auf ihre Seite zu ziehen.

Macht der Bezirke

Besonderes Gewicht kommt dabei den Abgesandten der Bezirke zu. Sie stellen mit 590 die Mehrheit der Delegierten. Wie viele jeder Bezirk stellt, hängt von der Zahl der dortigen Parteimitglieder ab. So hat das kleine Mariahilf nur zehn, Favoriten hingegen gleich 48 Delegierte (siehe Grafik). Möglicherweise ein Startvorteil für Michael Ludwig, der gerade in den großen Bezirken viele Unterstützer hinter sich wähnt, während seine Gegner tendenziell eher in den kleineren Innenstadt-Bezirken beheimatet sind. So kommen Ludwigs Heimatbezirk Floridsdorf (47) und die Donaustadt (43) gemeinsam schon auf 90 Delegierte – genauso viele wie die sechs eher Ludwig-kritischen Bezirke 1, 5, 6, 7, 8 und 9. Schieders Heimatbezirk Penzing hat übrigens 23 Stimmberechtigte.

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Mit einer Mehrheit rechnet Ludwig auch in Simmering. Der dortige Parteichef Harald Troch steht an der Spitze der Gruppe, die den Wohnbaustadtrat als neuen Bürgermeister sehen wollen. Auch der scheidende AK-Präsident Rudolf Kaske, der sich zuletzt ebenfalls offen als Ludwig-Fan deklariert hatte, stammt aus dem 11. Bezirk. Namhafte Ludwig-Unterstützer stammen auch aus Liesing, wo die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures Parteichefin ist. Auch sie hat sich bereits für den Wohnbaustadtrat ausgesprochen. Zuletzt hat sich aber auch die Parteispitze des kleinen Innenstadt-Bezirks Wieden offen für Ludwig deklariert (der KURIER berichtete).

Geheime Wahl

Das Problem dabei: Kenner der Partei schließen aus, dass bei der geheimen Wahl die Vertreter eines Bezirks geschlossen für den einen oder anderen Kandidaten stimmen. Im Ludwig-Lager geht man aber davon aus, dass man mittlerweile in elf der 23 Bezirke zumindest die Mehrheit der Stimmberechtigten hinter sich hat.

Gewerkschaften

Ein weiterer wesentlicher Faktor beim Parteitag sind die Gewerkschaften. Der FSG stellt 120 Delegierte. Auch hier orten Ludwig-Unterstützer die Mehrheit hinter sich, wobei sich Spitzenfunktionäre wie etwa younion-Chef Christian Meidlinger bis dato noch nicht offen deklariert haben.

Eine gewichtige Gruppe ist auch der Wiener Ausschuss mit 157 Delegierten. Hier vertreten sind die Gemeinderäte, Bezirksvorsteher (und Stellvertreter) sowie die Stadt- und Nationalräte.

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