SPÖ-Urgestein Hannes Androsch kritisiert Linkskurs der Babler-SPÖ
SPÖ-Urgestein Hannes Androsch hat in einem Interview mit der Kleinen Zeitung nicht nur die Regierung, sondern auch die eigene Partei scharf kritisiert. Der von Andreas Babler eingeschlagene Linkskurs sei wirtschaftlich nicht tragbar und außerdem nicht mehrheitsfähig, sagte der 85-Jährige. Auf dem kürzlich abgehaltenen Parteitag habe es "keine schlüssigen Antworten auf die Fragen der Zeit" gegeben.
So sei etwa die von Babler anvisierte 32-Stunden-Woche in Anbetracht der demografischen Entwicklung nicht finanzierbar. Mit "ideologischen Träumereien" komme man nicht daran vorbei, dass man nur verteilen könne, was man erwirtschaftet, sagte Androsch.
Dass der aktuelle Parteichef sich laut eigener Aussage an Bruno Kreisky orientieren will, befürwortete Androsch, der unter Kreisky elf Jahre lang Finanzminister war. Allerdings könne Babler, wie damals Kreisky, die politische Mehrheit nur in der Mitte gewinnen und nicht am linken Rand.
Der ÖVP, andererseits, solle klar sein, dass sie die FPÖ nicht "rechts überholen" könne. Um populistischen Bewegungen den Wind aus den Segeln zu nehmen, müssten politische Parteien laut Androsch mutiger sein und auch vor unpopulären Maßnahmen nicht zurückscheuen. Diese müssten sie aber besser kommunizieren, denn unpopulär sei letztlich "nur, was die Menschen nicht verstanden haben".
AT&S ist ein Leiterplattenhersteller mit Sitz in Leoben. Die größten Einzelaktionäre sind die Stiftungen des Industriellen Willi Dörflinger, der Ehrenmitglied des Aufsichtsrats ist, und die Stiftung des Industriellen und ehemaligen Finanzministers der Republik, Hannes Androsch. Androsch ist auch Aufsichtsratschef. Beide Stiftungen halten je 18 Prozent. Die weiteren 64 Prozent des an der Wiener Börse gelisteten Unternehmens befinden sich im Streubesitz.
Staatseinstieg bei AT&S laut Androsch nicht wegen Geldproblemen
Mit Hinblick auf den geplanten Staatseinstieg bei AT&S (der KURIER berichtete), war Androsch um Beruhigung bemüht. Androsch ist Anteilseigner und es handle sich um keine Notmaßnahme, sondern eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Das Unternehmen sitze "auf einem Liquiditätspolster von über einer Milliarde Euro Cash." Der Wertverlust der Aktie werde nur ein vorübergehender Effekt sein, sagte Androsch.
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