Größte Einzelaktionäre sind die Stiftungen des Industriellen Willi Dörflinger, der Ehrenmitglied des Aufsichtsrats ist, und die Stiftung des Industriellen und ehemaligen Finanzministers der Republik, Hannes Androsch. Androsch ist auch Aufsichtsratschef. Beide Stiftungen halten je 18 Prozent.
Die weiteren 64 Prozent des an der Wiener Börse gelisteten Unternehmens befinden sich im Streubesitz. AT&S hat Produktionsstandorte in Österreich (Leoben, Fehring) sowie Werke in Indien, China und Korea. Eine neue High-End-Produktionsstätte wird derzeit in Kulim, Malaysia, errichtet, wo man ab dem nächsten Jahr für den US-Chiphersteller AMD produzieren wird.
Mit einem Satz: AT&S ist für Österreich ein standortrelevantes Unternehmen. Und hier kommt die ÖBAG ins Spiel. Denn seit 2019 hat die Staatsholding die Möglichkeit, Minderheitsbeteiligungen bei standortrelevanten Unternehmen einzugehen, damit diese nicht etwa über die Börse unter ausländischen Einfluss geraten.
Bei AT&S hieß es Montagabend auf KURIER-Anfrage zunächst dazu "Kein Kommentar". Und bei der ÖBAG? Ebenfalls "Kein Kommentar". Zwei Stunden später folgte die Bestätigung in Form einer Adhoc-Meldung von AT&S.
Darin heißt es: "Der Vorstand der AT&S erwägt zur Unterstützung der weiteren Unternehmensentwicklung das Grundkapital der Gesellschaft aus genehmigtem Kapital gegen Bareinlage zu erhöhen und möglicherweise weitere Kapitalmaßnahmen umzusetzen, wobei das Gesamtvolumen dieser möglichen Kapitalmaßnahmen bis zu 50 Prozent des derzeitigen Grundkapitals der AT&S betragen kann. Die diesbezüglichen Details sind noch festzulegen."
Und weiter: "Um den Erfolg dieser möglichen Kapitalmaßnahmen zu unterstützen, führt AT&S Verhandlungen mit der Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) betreffend eine mögliche Zeichnung durch diese bei den möglichen Kapitalmaßnahmen (wobei nach dem derzeitigen Verhandlungsstand eine Beteiligung von zumindest 25% + 1 Aktie am Grundkapital der AT&S angestrebt würde). Zudem hat der Vorstand der AT&S beschlossen Gespräche mit potentiellen anderen neuen Investoren über einen möglichen Einstieg aufzunehmen."
Damit wäre dann die Republik der größte Einzelaktionär der AT&S, wenn die beiden Stiftungen nicht mitziehen. Aus Insiderkreisen heißt es, dass zumindest „Sondierungsgespräche“ geführt würden. Auch sollen AT&S und ÖBAG internationale Berater für die Gespräche beigezogen haben.
Edith Hlawati, Chefin der ÖBAG, hat bereits bei ihren Antrittsgesprächen im Frühjahr des Vorjahres betont, dass derartige strategische Beteiligungen vor allem im High-Tech-Bereich zu den künftigen Aufgaben der ÖBAG gehören würden. Gefüllt sei die "Kriegskassa" der ÖBAG mit rund einer Milliarde Euro, hieß es damals.
Elf Beteiligungen
Derzeit hat die ÖBAG elf Beteiligungen unter ihren Fittichen - darunter die börsennotierten Konzerne OMV, Telekom Austria, Post und Verbund, aber auch die Casinos und die Bundesimmobiliengesellschaft.
Kommentare