Spektakulärer Börse-Deal rund um Androsch-Konzern bahnt sich an - Aktie stürzte ab

Spektakulärer Börse-Deal rund um Androsch-Konzern bahnt sich an - Aktie stürzte ab
Beim österreichischen Leitbetrieb AT&S der Industriellen Androsch und Dörflinger könnte die Staatsholding ÖBAG einsteigen.

Der Dienstag war kein guter Tag für die Aktionäre der Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft, kurz AT&S. So stürzte der Kurs des an der Wiener Börse gelisteten Hightech-Unternehmens gleich zu Handelsbeginn einmal um über 15 Prozent ab. Im Verlauf des Tages erholte sich die Aktie dann nur wenig. Mit der Aufholjagd seit Ende Oktober war es jedenfalls vorbei.  

Der Grund war ein völlig überraschender und traf die Branche und die Börsianer völlig unvorbereitet: So verhandelt die  AT&S  mit der Staatsholding ÖBAG über einen Einstieg. Demnach soll sich die ÖBAG mit 25 Prozent plus einer Aktie am Unternehmen beteiligen. 

Der KURIER berichtete dazu als erstes Medium Montagabend, ehe die Verhandlungen dann von AT&S und ÖBAG bestätigt wurden. Das Unternehmen ist nicht irgendeines. Die Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft ist einer der weltweit führenden Hersteller von hochwertigen Leiterplatten mit Firmensitz in Leoben

Spektakulärer Börse-Deal rund um Androsch-Konzern bahnt sich an - Aktie stürzte ab

Industrieller Hannes Androsch

Größte Einzelaktionäre sind die Stiftungen des Industriellen Willi Dörflinger, der Ehrenmitglied des Aufsichtsrats ist, und die Stiftung des Industriellen und ehemaligen Finanzministers der Republik, Hannes Androsch. Androsch ist auch Aufsichtsratschef. Beide Stiftungen halten je 18 Prozent. 

Die weiteren 64 Prozent des an der Wiener Börse gelisteten Unternehmens befinden sich im Streubesitz. AT&S hat Produktionsstandorte in Österreich (Leoben, Fehring) sowie Werke in Indien, China  und Korea. Eine neue High-End-Produktionsstätte wird derzeit in Kulim, Malaysia, errichtet, wo man ab dem nächsten Jahr für den US-Chiphersteller AMD produzieren wird. 

Mit einem Satz: AT&S ist für Österreich ein standortrelevantes Unternehmen. Und hier kommt die ÖBAG ins Spiel. Denn seit 2019 hat die Staatsholding die Möglichkeit, Minderheitsbeteiligungen bei standortrelevanten Unternehmen einzugehen, damit diese nicht etwa über die Börse unter ausländischen Einfluss geraten. 

Bei AT&S hieß es Montagabend auf KURIER-Anfrage zunächst dazu "Kein Kommentar". Und bei der ÖBAG? Ebenfalls "Kein Kommentar". Zwei Stunden später folgte die Bestätigung in Form einer Adhoc-Meldung von AT&S. 

Darin heißt es: "Der Vorstand der AT&S erwägt zur Unterstützung der weiteren Unternehmensentwicklung das Grundkapital der Gesellschaft aus genehmigtem Kapital gegen Bareinlage zu erhöhen und möglicherweise weitere Kapitalmaßnahmen umzusetzen, wobei das Gesamtvolumen dieser möglichen Kapitalmaßnahmen bis zu 50 Prozent des derzeitigen Grundkapitals der AT&S betragen kann. Die diesbezüglichen Details sind noch festzulegen."

Und weiter: "Um den Erfolg dieser möglichen Kapitalmaßnahmen zu unterstützen, führt AT&S Verhandlungen mit der Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) betreffend eine mögliche Zeichnung durch diese bei den möglichen Kapitalmaßnahmen (wobei nach dem derzeitigen Verhandlungsstand eine Beteiligung von zumindest 25% + 1 Aktie am Grundkapital der AT&S angestrebt würde). Zudem hat der Vorstand der AT&S beschlossen Gespräche mit potentiellen anderen neuen Investoren über einen möglichen Einstieg aufzunehmen."

Damit wäre dann die Republik der größte Einzelaktionär der AT&S, wenn die beiden Stiftungen nicht mitziehen. Aus Insiderkreisen heißt es, dass zumindest „Sondierungsgespräche“ geführt würden. Auch sollen AT&S und ÖBAG internationale Berater für die Gespräche beigezogen haben.

Edith Hlawati, Chefin der ÖBAG, hat bereits bei ihren Antrittsgesprächen im Frühjahr des Vorjahres betont, dass derartige strategische Beteiligungen vor allem im High-Tech-Bereich zu den künftigen Aufgaben der ÖBAG gehören würden. Gefüllt sei die "Kriegskassa" der ÖBAG mit rund einer Milliarde Euro, hieß es damals. 

Elf Beteiligungen

Derzeit hat die ÖBAG elf Beteiligungen unter ihren Fittichen - darunter die börsennotierten Konzerne OMV, Telekom Austria, Post und Verbund, aber auch die Casinos und die Bundesimmobiliengesellschaft.

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