Wolf saß schon einmal im Aufsichtsrat der Staatsholding, 13 Jahre lang, bis 2015. Damals hieß die Holding noch ÖIAG und im letzten Jahr übernahm Wolf den Vorsitz. Der ehemalige Magna-Chef, Russland-Unternehmer und Putin-Versteher wäre sicher ein dominanter Aufsichtsratsboss gewesen, keine Frage. Schmid hatte dagegen gearbeitet, doch eine derart hochkarätige Besetzung des wirtschaftlich wichtigsten Postens der Republik hätte er, bei allem Machtstreben, nicht blockieren können.
US-Sanktionen
Es waren vielmehr die US-Sanktionen gegen den russischen Autohersteller GAZ, die den neuerlichen Sprung von Wolf an die Spitze der Staatsholding verhinderten. Wolf war Aufsichtsratsvorsitzender und hielt eine zehnprozentige Beteiligung an GAZ. Der größte russische Autobauer gehört zum Imperium des sanktionierten Oligarchen Oleg Deripaska.
Der Plan war, dass Wolf zuerst in den Aufsichtsrat der Porsche Automotive Holding SE einziehen solle, dann wäre auch die ÖBAG in Ordnung. Doch das Kalkül ging nicht auf. Wolf musste 2018 die Kandidatur für das Porsche-Mandat bei der Hauptversammlung 2018 zurückziehen, die Unbedenklichkeitserklärung wegen der US-Sanktionen war noch nicht eingelangt. Er dockte erst 2019 bei Porsche an und ist nicht mehr im GAZ-Aufsichtsrat. Die Beteiligung ist ruhend gestellt.
Damit war es aber für den Aufsichtsratsvorsitz der damals neu gegründeten ÖBAG zu spät. Die Hauptversammlungen der großen Beteiligungsunternehmen standen an und die ÖBAG wäre in den Aufsichtsräten der teilstaatlichen Unternehmen nicht präsent gewesen.
Jagdgesellschaft
Also wurde der ehemalige Berater und Krankenhaus-Manager Helmut Kern an die Spitze der ÖBAG geholt. Wolf sollte vorübergehend in das neue Beteiligungskomitee gehen und Kern nach zwei Jahren die ÖBAG an Wolf abgeben. Damit aber dürfte Kern wiederum keine Freude gehabt haben und Wolf war nicht mehr interessiert, hörte man damals aus ÖVP-Kreisen.
Kern blieb bis September 2022, als ihn Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) durch Günther Ofner ablöste, erfolgreicher Flughafen-Vorstand und ÖVP-Urgestein.
Kurz setzte auf Wolf, weil er ihm, ebenso wie René Benko, als Unternehmer imponierte. Außerdem kannte Wolf die Staatsholding bereits. Nur, der „alte“ ÖIAG-Aufsichtsrat war äußerst umstritten, zuletzt selbst in ÖVP-Wirtschaftskreisen. Das Gremium war zum Freundeskreis der Auto- und Papierindustrie verkommen. Den meisten Mitgliedern, geschäftlich allesamt miteinander verbunden, war auch die Leidenschaft für die Jagd gemeinsam.
Wie konnte es so weit kommen? 2000 feierten der damalige schwarze Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und sein Finanzminister Karl-Heinz Grasser die „Entpolitisierung“ des ÖIAG-Aufsichtsrates und schrieben sie per Gesetz fest. Das Gremium erneuerte sich selbst, heißt, die Mitglieder entschieden selbst über die Besetzung jeder vakanten Position. Die Regierung hatte nichts mehr mitzureden, trug aber für die Republik die Verantwortung.
Wolf geriet in die öffentliche Kritik, als bei der Privatisierung der Voest der Geheimplan „Minerva“ geleakt wurde. Der Stahlkonzern sollte an Magna verkauft werden. Wolf, damals Magna-Manager, bekam ein grobes Unvereinbarkeitsproblem, der Deal hatte sich erledigt.
Auch bei der Inthronisierung des Russland-Freundes Rainer Seele zum OMV-Chef dürfte Wolf die Fäden gezogen haben. Offiziell bestellte natürlich der OMV-Aufsichtsrat Seele, doch der damalige ÖIAG-Chef Rudolf Kemler, auch OMV-Aufsichtsratspräsident, galt als Marionette von Wolf. Die Russland-Abenteuer von Seele kosteten die OMV Milliarden an Wertberichtigungen. Seele hat einen guten Draht zu Kurz, heute sind beide geschäftlich in Abu Dhabi unterwegs, wo der OMV-Miteigentümer Adnoc sitzt.
Die rot-schwarze Koalition unter Faymann/Mitterlehner beendete schließlich den Freundesklub, aus der ÖIAG wurde die ÖBIB, eine GmbH ohne Aufsichtsrat, auf die der Finanzminister direkten Zugriff hatte. Chefin Martha Oberndorfer war nicht in den Aufsichtsräten der Unternehmen vertreten. Bis dahin saßen die CEOs der Staatsholding immer an der Spitze der Aufsichtsräte der Beteiligungsunternehmen. Wolf kritisierte die neue Konstellation, die Politik habe schon lange versucht, direkten Einfluss zu bekommen.
Jedenfalls, die ÖBIB war auch keine gute Lösung, Türkis/Blau baute zur stark aufgewerteten ÖBAG um.
hodoschek.andrea@gmail.com
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