SPÖ-Spitze: „Countdown zum Wechsel läuft“

Eine Frau steht an einem Rednerpult mit dem SPÖ-Logo, während ein Mann im Anzug vorbeigeht.
SP-Landesparteien stehen Rendi-Wagners Befragung irritiert bis fassungslos gegenüber.

Als vergangenen Montag der sogenannte Wiener Ausschuss, also eine der wichtigsten Versammlungen der Wiener SPÖ, über die Abstimmung von Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner beriet, da meldete sich von den mehr als zweihundert Sitzungsteilnehmern nur ein einziger zu Wort, der  das Ansinnen  verteidigte: Christian Deutsch, Bundesgeschäftsführer der Partei und einer der letzten Vertrauten der Chefin.

Seit Freitag argumentiert der kleine Kreis um Rendi-Wagner  sinngemäß, dass die Popularität der Parteichefin  ja in dem Maße zunehme, in dem man die Hierarchie nach unten gehe. Anders und ein wenig überspitzt formuliert, heißt das: Die Basis liebe Pamela Rendi-Wagner; und deshalb könne die Urabstimmung über ihren Vorsitz zu einem „Befreiungsschlag“ werden.
Genau das, nämlich eine breite Unterstützung der Parteibasis, scheint aber außerhalb des Parlamentsbüros der Parteivorsitzenden völlig illusorisch.

Denn ein KURIER-Rundruf in Landesparteien wie Ober- und  Niederösterreich, Wien, der Steiermark und dem Burgenland ergibt am Mittwoch, dass man in der SPÖ zwar mit einer Mobilisierung rechnen kann – allerdings mit einer für Rendi-Wagner ungünstigen.

„Diejenigen, die mit ihr noch irgendwie  leben können, werden vielleicht abstimmen gehen – weil sich ja eh nichts ändern soll. Diejenigen, die sie für die falsche  Vorsitzende halten, werden aber ganz sicher abstimmen gehen – weil sie zornig und enttäuscht sind, und weil sie eine Abwahl und damit eine Veränderung herbeiführen können“, sagt ein steirischer Spitzenfunktionär.  „Der Countdown zum Wechsel läuft – und er wurde ausgerechnet von der Parteichefin  höchstselbst gestartet.“

Sprechautomat

Die Tatsache, dass sich prominente Parteivertreter offen und ausnehmend ablehnend  zu Rendi-Wagner und ihrer Abstimmung geäußert haben (Ex-Klubchef Andreas Schieder hält die Abstimmung für Unsinn,  Ex-Innenminister Caspar Einem hält, wie er der Tiroler Tageszeitung verriet,  Rendi-Wagner gar  für einen  „Sprechautomaten einer Funktionärsclique“), ist ein weiteres starkes Indiz dafür, dass kaum jemand in der Partei noch damit rechnet, Rendi-Wagners Votum könnte von Erfolg gekrönt sein.

In dem Macht-Dreieck Wien, Eisenstadt und Graz tüftelt man an möglichen Exit-Szenarien. Als Interimsobleute nach Rendi-Wagners Demission werden nur zwei Namen genannt: Michael Ludwig und Peter Kaiser.

Und in der Löwelstraße wünschen sich Vertreter einzelner Landesparteien  ein Comeback des  von Rendi-Wagner geschassten Geschäftsführers Max Lercher.

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