380 entfallen auf die Bundesländer, die restlichen 229 zum Beispiel auf die Gewerkschaften, rote Jugend- und Frauenorganisationen sowie Randgruppen wie die drei Delegierten der SPÖ-Bauern.
Natürlich könnten auch eine oder mehrere Personen krank werden – und die Abstimmung unentschieden ausgehen. Besonderes Schmankerl: Tritt dieser Fall ein, entscheidet das Los über den neuen Bundesparteichef.
Was für Doskozil spricht
Vorausgesetzt, es gibt einen Sieger: Wer könnte die besseren Chancen haben? Das Stimmverhalten aller Bezirke und Teilorganisationen vorwegzunehmen, ist unmöglich. Da gewisse Präferenzen bekannt sind, hat sich der KURIER aber an einer – in aller Ehrlichkeit: sehr spekulativen – Beispielrechnung probiert.
Mit folgenden Annahmen: Die Wiener SPÖ dürfte sich mehrheitlich hinter Babler stellen, die niederösterreichische Landesspitze unterstützt wiederum Doskozil. „Es gibt eine ganz klarer Landeslinie, dass wir den stärksten der Mitgliederbefragung unterstützen“, sagt Wolfgang Zwander, Landesgeschäftsführer der SPÖ NÖ, dem KURIER. Abgesehen von Vorarlberg – Vorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger hat Doskozil in den Gremien am Dienstag scharf kritisiert –, sagen Parteikenner dem Burgenländer auch in den anderen Bundesländern bessere Chancen nach.
Tirol hat beispielsweise, im Gegensatz zu Niederösterreich, keine Landeslinie ausgegeben. Laut KURIER-Informationen wollen zumindest zwei Tiroler Delegierte für Babler stimmen.
Was für Babler spricht
Noch komplizierter ist es, die anderen SPÖ-Teilorganisationen einzuschätzen. In der Gewerkschaft haben Babler sowie Doskozil Unterstützer. Eventuell mit leichter Tendenz für den Burgenländer, der dem Vernehmen nach die Niederösterreicher hinter sich weiß. Babler kann hingegen wohl auf den Bärenanteil der SPÖ-Frauen und die Stimmen der Jugendorganisationen zählen. Der Versuch eines Stimmungsbildes ergibt: Die Tendenz unter den Delegierten könnte zumindest leicht Richtung Doskozil gehen.
Nun liegt es an den jeweiligen Lagern, zum Telefonhörer zu greifen und für sich zu werben. Genau dieser Umstand sorgte am Mittwoch für eine weitere Eskalation zwischen der Wiener SPÖ und dem Doskozil-Lager. „Die Wiener Landesorganisation telefoniert die Delegierten in Niederösterreich durch bis zum Sankt Nimmerleinstag“, beschwert sich ein Parteiinsider. Die Wiener SPÖ würde versuchen, Delegierte unter Druck zu setzen, damit sie für Babler stimmten.
Das sei „absoluter Blödsinn“, heißt es aus dem Umfeld von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Niemand hätte Niederösterreichs Delegierte durchtelefoniert: „Die Burgenländer sollen endlich Ruhe geben mit solchen Geschichten.“
Doskozil macht weiter
Noch nicht geklärt ist indes, wer nach dem 3. Juni dem roten Klub im Nationalrat vorsteht. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat bereits angekündigt, nach dem Parteitag den Klubvorsitz im Nationalrat zurückzulegen (siehe rechts). Die beiden potenziellen Parteichefs, also Doskozil und Babler, können ihr in dieser Funktion kaum nachfolgen, weil sie auf keiner Nationalratsliste stehen.
Hans Peter Doskozil wird, wenn der reguläre Nationalratswahltermin im September 2024 hält, jedenfalls noch ein Jahr Landeshauptmann des Burgenlandes bleiben und die SPÖ von Eisenstadt aus führen. Erst drei bis vier Monate vor dem Wahltermin wird er das Amt des Landeshauptmannes übergeben.
Wer wird in den kommenden eineinhalb Jahren die Oppositionsarbeit im Parlament machen? „Dafür haben wir genügend gute Leute im Klub, auch aus den Bundesländern“, sagt Roland Fürst, SPÖ-Landesgeschäftsführer des Burgenlands, zum KURIER.
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