"Gute Nacht, SPÖ": Häme über rote Anwerbung von Wahlkampfhelfern
Der Wahlkampf hat noch gar nicht ordentlich begonnen, doch schon sorgen die Methoden einzelner Parteien für Diskussionen und Verwunderung.
Wie berichtet, sucht die SPÖ per Job-Inserat Menschen, die auf geringfügiger Basis (518,44 Euro) mit Ehrenamtlichen im Wahlkampf auf Hausbesuchstouren gehen. Voraussetzung für das auf September befristete Engagement ist unter anderem "Kommunikationsstärke und Freude am direkten Austausch mit Menschen“ sowie „Interesse an politischer Arbeit und den Themen der SPÖ“. Kurzum: "Werde Teil unseres super motivierten Teams und unterstütze uns dabei, Andi Babler zum Bundeskanzler zu machen!"
Keine eigenen Leute?
In den sozialen Medien sorgt der Aufruf der Roten für Häme: "Wenn deine eigenen Leute nicht für den Spitzenkandidaten rennen, müssen bezahlte Promotor:innen ran“, ätzt etwa Neos-Abgeordnete Henrike Brandstötter auf X.
Bei der SPÖ versteht man die Aufregung nicht. Dieses Vorgehen sei nicht neu und auch bei anderen Parteien üblich, so eine Sprecherin zum KURIER.
Doch ist das auch tatsächlich der Fall? Der KURIER hat einen Rundruf bei den anderen Parlamentsparteien gemacht.
85.000 ÖVP-Wahlkämpfer
Bei der ÖVP bestreitet man, gegen Bezahlung externe Personen fürs Klinkenputzen im Wahlkampf anzuwerben. „Für die Hausbesuche sind vielmehr 85.000 Funktionäre und Ehrenamtliche unterwegs“, sagt ein Sprecher.
„In der FPÖ gibt es keine bezahlten Wahlkampfhelfer – das machen Funktionäre und Freiwillige, die wollen, dass sich in diesem Land endlich etwas zum Positiven verändert“, sagt Wahlkampfmanager Michael Schnedlitz. Dies sei Motivation genug.
Die SPÖ-Aktion kommentiert er mit Spott: „Die SPÖ will volle Bezahlung bei einer 32-Stunden-Woche, ist aber nicht einmal bereit, ihre Wahlhelfer um etwas mehr als 500 Euro pro Monat zu versichern. Freiwillig hilft in der SPÖ offenbar niemand mehr mit. Gute Nacht, SPÖ.“
Auch die beiden kleinen Parlamentsparteien, bei denen die Grenzen zwischen Parteimitgliedern und externen Unterstützern vergleichsweise fließend sind, folgen nicht dem Beispiel der Sozialdemokraten.
Grüne Mitmach-App
„Die Grünen machen selbstverständlich auch Hausbesuche im Wahlkampf, um die Menschen für das Klima und gegen rechte Hetze zu begeistern“, betont eine Sprecherin. „Allerdings werden diese helfenden Hände nicht per Stellenausschreibung gesucht, sondern über das Mitmach-Netzwerk aktiviert, das aus Funktionären, Freiwilligen, Aktivisten, Ehrenamtlichen und allen Menschen, denen das Klima am Herzen liegt, besteht.“ Die Organisation laufe über die „Grün Aktiv“-App.
Ähnlich auch die Neos: „Wir haben viele Aktivisten – Funktionäre und Ehrenamtliche, die für uns im Wahlkampf unterwegs sind. Allerdings keine bezahlten Helfer“, so ein Sprecher. Zwar habe man diskutiert, auch solche einzusetzen, „es wäre aber nur schwer zu argumentieren, warum sie eine Bezahlung bekommen, die anderen aber nicht.“
Das Vorgehen der SPÖ wollen die Neos nicht weiter kommentieren. „Wir für unseren Teil kommen jedenfalls mit unseren Mitgliedern und Aktivisten aus.“
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