Im Steakhouse
In seiner einstündigen Rede im Steakhouse „Glorious Bastards“ führt Babler sein mittlerweile schon bekanntes Programm: Von der Kindergrundsicherung ging es rasch zur Bildung. „Auch die SPÖ hat dieses Thema bisher viel zu klein gedacht“, gibt sich Babler, umweht von Ripperl-Aromen, selbstkritisch.
„Wir brauchen eine Bildung ohne Druck, wir müssen raus aus dem Maria-Theresien-System. Kein Kind darf dem Druck ausgesetzt sein, lauter Einser haben zu müssen, um ins Gymnasium zu kommen.“ Im Publikum kommt das gut an.
Im Vorfeld konnten die Besucher online Fragen an Babler einreichen. Einer wollte wissen, warum sich die SPÖ vor den Themen Asyl und Migration drücke. „Wir sind vielmehr die einzige Partei, die sich damit überhaupt beschäftigt“, lautet Bablers Antwort.
Etwa die Gewerkschaft, die gegen Lohndumping durch ausländische Arbeitskräfte kämpfe. Wichtig sei es aber, Asylwerbern mit einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit rasch eine sinnvolle Beschäftigung zu geben.
„Die Bundesregierung geht hingegen verrückt mit dem Thema um“, wettert der SPÖ-Parteichef. Er schildert den Fall einer gut integrierten Familie aus Haslach (OÖ), die unlängst über Nacht nach Indien abgeschoben worden sei. „Dieselbe Bundesregierung hat ein Fachkräfte-Abkommen mit Indien unterzeichnet, um nicht-integrierte Menschen zu uns zu bringen. Das ist nur noch Show- und Hasspolitik.“
"Irrweg der Privatisierungen"
Selbstkritisch gibt sich Babler auch, als es um die Frage geht, wie Nichtwähler zurückzugewinnen wären. Zu sehr habe sich auch die Sozialdemokratie in den vergangenen Jahrzehnten auf den „Irrweg der Privatisierungen“ begeben.
Er entschuldigt sich dafür, dass es auch der SPÖ in früheren Jahren zu sehr um Macht und Posten gegangen sei. „Es geht aber um die Lebensrealität der Menschen. Das macht die neue SPÖ aus.“
Dann kommt Babler zu einem seiner Leibthemen: die Millionärssteuer. „Glaubt nicht die Schauermärchen zu diesem Thema. Wir wollen nur einen kleinen Beitrag von den zwei Prozent der Superreichen. Den Häuslbauer wird es nicht treffen.“
Beim Thema Klimaschutz reitet Babler eine Attacke gegen die Grünen, ohne sie explizit zu erwähnen: „Wir müssen weg von der Zeigefinger-Politik und stattdessen die großen Hebel bedienen.“ Die Pendler etwa hätten oft mangels Alternativen gar keine andere Möglichkeit, als mit ihrem Diesel-Pkw in die Arbeit zu fahren.
Kein Diesel-Pkw, sondern eine Dampflok sei laut Babler bisher die SPÖ gewesen. „Wir fuhren in die richtige Richtung, aber sehr langsam. Jetzt machen wir aus der Partei einen Railjet.“
Was die Fans sagen
Trotz der inneren Querelen und der Schlappe bei der EU-Wahl ist Babler zumindest für die an diesem Abend Anwesenden der richtige Lokführer. „Er ist der erste Vorsitzende seit Fred Sinowatz, der ein wirklicher Sozialdemokrat ist. Dank ihm ist die SPÖ wieder eine Partei für den Menschen, die es sich nicht selbst richten können“, ist Axel Magnus überzeigt. Der Wiener nutzt seinen Salzburg-Urlaub, um Babler zuzuhören.
Der Grund, warum die EU-Wahl verloren ging, liegt für ihn auf der Hand: „ Einzelne Bundesländer haben keinen Wahlkampf gemacht. Es wird spannend, ob Hans Peter Doskozil Wort hält und Babler wenigstens im jetzigen Wahlkampf unterstützt“, sinniert er über den größten innerparteilichen Widersacher.
SPÖ-Mitglied David (25) greift wiederum auf einen Appell von Wiens Ex-Bürgermeister Michael Häupl zurück. „Streiten soll man im Wohnzimmer und nicht auf dem Balkon.“ Für ihn ist Andreas Babler jedenfalls der richtige Parteichef. „Ich bin froh, dass wir ihn haben.“
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