Bablers Premiere am 1 Mai: "Kommt die Prügelstrafe wieder?"
Es war ein langer Weg, den Andreas Babler zurücklegen musste, ehe er an diesem 1. Mai zum ersten Mal als SPÖ-Parteichef vor Tausenden Genossen auf dem Wiener Rathausplatz sprechen durfte. Beim traditionellen Sternmarsch der Bezirksorganisationen in die Innenstadt hatte sich der Traiskirchner Bürgermeister nämlich der SPÖ Penzing, der Heimat von EU-Spitzenkandidat Andreas Schieder, angeschlossen. Mit einer Marschstrecke von knapp fünf Kilometern gehören die Roten aus dem Westen Wiens zu jenen, die am 1. Mai die längste Strecke zum Rathaus zurücklegen müssen.
Im Schlepptau hatte Babler einen prominenten Gast aus Deutschland: Saskia Esken, eine der beiden Vorsitzenden der deutschen Schwesternpartei SPD. Inmitten der SPÖ-Granden stand sie auf der Bühne, um Babler zuzuhören, der mit seiner bodenständigen Art und seinem linken Kurs etliche Fans unter den arg gebeutelten deutschen Sozialdemokraten hat.
Esken bekam einen SPÖ-Vorsitzenden zu hören, der in seinem gewohnt temporeichen Redeschwall zu begeistern versuchte. Nur einmal stieg er auf die Bremse. Als er sein Idol Kreisky zitierte, passte er sein Sprechtempo an. „Wir müssen nicht beweisen, dass wir genauso gut regieren wie die anderen, sondern dass wir neue Ideen verwirklichen.“
„Schwachsinnigkeiten“
Beim Publikum kam die Hommage an den Sonnenkönig gut an, genauso wie die anderen Botschaften des aktuellen Parteichefs. Allen voran eine klare Absage an eine Verlängerung der Arbeitszeit.
Eine solche hatte zuletzt die Industriellenvereinigung mit ihrer Forderung nach einer 41-Stunden-Woche zum Diskussionsthema gemacht. Eine „Verrücktheit“, wetterte Babler. „Was kommt als Nächstes? Die Wiedereinführung der Prügelstrafe? Wir beschäftigen uns nicht mit solchen Schwachsinnigkeiten, sondern wollen in eine neue Zeit aufbrechen.“
Wobei sich Babler schon als nächster Kanzler sieht. So werde er etwa im Kampf für Kinderrechte und gegen Kinderarmut nicht ruhen, „wenn ich erst einmal da drüben auf dem Ballhausplatz Verantwortung übernehmen kann“.
Erst gelte es aber, eine blau-schwarze Regierung zu verhindern, die alle Errungenschaften der SPÖ „beschneiden und abmontieren“ wolle.
Ludwig betont Loyalität
Eine klare Absage an eine Koalition mit der FPÖ hatte bereits zuvor Wiens Bürgermeister Michael Ludwig erteilt. Nach den internen Querelen der vergangenen Monate beteuerte er einmal mehr seine Loyalität zu dem Parteichef: „Ich habe an der Bundespartei nichts auszusetzen. Wir haben das Interesse, dass sie mit Andi Babler stärkste Kraft wird.“
Bei der Verteilung von Flüchtlingen bekräftige Ludwig seine Forderung nach mehr Solidarität seitens der anderen Bundesländer. „Wir kümmern uns um Menschen, die zu uns kommen, aber wir werden sicher nicht alles für ganz Österreich erledigen können.“ Es gehe dabei nicht darum, Wien zu helfen. „Wir machen uns das schon alles selber“, es müssten aber die bestehenden Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern eingehalten werden.
Verhaltener war der Applaus, als Ludwig die zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures als Spitzenkandidatin der Wiener Landesliste für die Nationalratswahl präsentierte. Vor allem junge Genossen vom linken Flügel werten ihre Nominierung nicht als Zeichen der Erneuerung. Ludwig lobte in seiner Rede ihre Erfahrung, was mit vereinzelten Buh-Rufen quittiert wurde.
Publikum zufrieden
Mit Bablers Premieren-Auftritt schienen jedenfalls viele Besucher zufrieden gewesen sein. „Es geht in die richtige Richtung“, sagt etwa Irmgard Dober, SPÖ-Mitglied aus dem 6. Bezirk, zum KURIER. „Babler macht das Spiel des Runtermachens nicht mit, sondern kommuniziert positiv.“ Die jüngsten innerparteilichen Auseinandersetzungen will sie nicht überbewerten. „Wo gibt es die nicht?“
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