Auf den ersten Blick wirkt die Situation gar nicht so dramatisch: Trotz der massiv gestiegenen Energie-Preise und einer mittlerweile zweistelligen Inflation sagen derzeit "nur" 16 Prozent der Menschen, dass sie "ernsthafte Schwierigkeiten" haben über die Runden zu kommen, sprich: all ihre Rechnungen akkurat zu bezahlen.
16 Prozent? Das klingt – noch – überschaubar.
Das Problem ist nur: Weitere 44 Prozent haben offensichtlich nachhaltig Angst, dass ihr Haushalt bzw. ihre Familie „bald“ in Schwierigkeiten kommt, wenn die Teuerung anhält. So lautet eines der zentralen Ergebnisse einer aktuellen OGM-Umfrage für den KURIER.
Dieser Angst-Zustand ist mit ein Grund dafür, dass die satte Mehrheit der Menschen – nämlich 59 Prozent – ganz sicher ist, dass all die staatlichen Hilfen jedenfalls "zu wenig" sind.
Für OGM-Chef Wolfgang Bachmayer ergibt sich daraus ein bemerkenswerter Zustand: "Trotz einer nie da gewesenen Fülle an Hilfen und Förderungen (einige davon in der Fragestellung aufgezählt) meint die Mehrheit, das sei zu wenig. Unter den Regierungsanhängern hält nur eine knappe Mehrheit die staatlichen Hilfen für ausreichend."
Für Bachmayer ergeben die eingangs erwähnten Zahlen einen "ziemlich korrekten" Ist-Bericht über die gegenwärtige Lage in Österreich: "Die Frage zu den Auswirkungen der Teuerung in den Haushalten zeigt realistische Größenordnungen der Betroffenheit: Etwa 16 Prozent aller Haushalte sind stark betroffen, knapp die Hälfte kommt über die Runden, und knapp 40 Prozent haben wenig Schwierigkeiten."
Am meisten betroffen seien derzeit "die Jungen", am wenigsten beeinflusse die Teuerung die Lebenswelt von Pensionisten. "Wobei Frauen mehr als Männer leiden und Stadtbewohner mehr als die ländliche Bevölkerung."
Veränderte Lage
Bachmayer sieht die Einschätzung bestätigt, wonach die Krise noch nicht voll auf die Haushalte durchgeschlagen hat. "Sollte die Krise länger anhalten oder sich gar verschärfen, dann sieht die Lage ganz anders aus."
Einigermaßen ernüchternd ist die Einschätzung der Österreicher, was die allgemeine Handlungsfähigkeit der Politik angeht – und zwar im Bund wie auf Landesebene. So sieht Experte Bachmayer "sehr wenig Vertrauen, dass irgendeine politische Institution wirksame Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise setzen kann".
Was die wirksamste Maßnahme gegen die hohen Energiekosten angeht – nämlich das Einsparen von Energie – ist die Bevölkerung überraschend abgebrüht. Denn obwohl die beschlossene Strompreisbremse nicht den gesamten Verbrauch verbilligt, sondern nur den Grundbedarf stützt, glauben zwei Drittel der Menschen, dass es zu keinen "nennenswerten Einsparungen" beim Stromverbrauch kommen wird.
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