Österreich sei aktuell von einer richtigen Luftverteidigung „weit entfernt“, sagt Gerfried Promberger, Kommandant der österreichischen Luftstreitkräfte, zum KURIER. Aktuell verfüge man nur über eine „bodengebundene Luftabwehr“ mit kurzer Reichweite. Heißt: Mit leichten Fliegerlenkwaffen kann Österreich maximal den Nahbereich eines Schutzobjekts, im Umkreis von fünf bis sechs Kilometern, verteidigen.
Reicht es nicht, wenn Österreichs Nachbarstaaten eine gute Luftabwehr haben?
Nur, wenn die jeweiligen Systeme früh genug ausgelöst würden, warnt Promberger: „Als souveräner Staat sollte Österreich in der Lage sein, die Lufthoheit zu wahren und die eigene Bevölkerung zu schützen. Es reicht nicht, sich auf die Nachbarn zu verlassen, man muss selbstständig handlungsfähig bleiben.“
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Welches Abwehrsystem käme für Österreich infrage?
Im Rahmen von Sky Shield sind drei Abwehrsysteme mit unterschiedlichen Reichweiten im Gespräch: das in Deutschland entwickelte Iris-T SLM, das US-amerikanische Patriot-System und das US-israelische Arrow-3-System. „Diese Systeme ergänzen sich zum Teil einander. Wir müssen uns also im europäischen Verbund anschauen, welches System wohin passt“, sagt Promberger. Großer Vorteil von Sky Shield: Man könnte bereits entwickelte Abwehrsysteme auf die jeweiligen Staaten verteilen und schnell einen gesamteuropäischen Schutzschirm errichten. Und wenn sich Österreich ohne fremde Hilfe verteidigen müsste? „Optimal zur Wahrung der Lufthoheit in Österreich wären Abwehrsysteme mit einer Reichweite jenseits von 50 Kilometern“, sagt Promberger.
Wo werden diese Luftabwehrsysteme aufgestellt?
„Das hängt von der jeweiligen Bedrohungslage und davon ab, welche kritische Infrastruktur wir schützen wollen“, sagt Promberger. Abwehrsysteme wie Radaranlagen und Raketenwerfer sind teils mobil, teils ortsgebunden.
Warum beteiligen sich nicht alle EU-Staaten an Sky Shield?
18 europäische Staaten wollen an der Initiative teilnehmen. Nicht dabei sind etwa Frankreich oder Polen. Frankreich missfällt, dass auch nichteuropäische Technologien gekauft werden. Polen kooperiert bereits eng mit den USA.
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Wie läuft die Kommunikation bei Luftangriffen ab?
Über den Austausch von Radar- und Satellitendaten. Hier ist Österreich mit dem Luftraumbeobachtungs- und Führungssystem Goldhaube, die bis nach Berlin reicht, europäisch gut aufgestellt. Prinzipiell seien die technischen Möglichkeiten vorhanden, um schnell Luft- oder Weltraumlagebilder zu generieren und Raketen zu identifizieren, so Promberger.
Ist Sky Shield mit Österreichs Neutralität vereinbar?
Geht es nach der FPÖ: Nein. Die Blauen vergleichen Sky Shield gar mit einem NATO-Beitritt, denn außer Österreich (und dem Beitrittskandidaten Schweden) nehmen bisher nur NATO-Staaten daran teil. Die ÖVP widerspricht: Es gehe lediglich um einen gemeinsamen Ankauf von Waffensystemen. Militäranalyst Franz-Stefan Gady bewertet das im Ö1-Morgenjournal ähnlich.
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