Skinny Jeans und Instagram: Aus dem Leben zweier Jungpolitiker
Anzug, Krawatte und zu allem eine Meinung haben – das ist die Erwartungshaltung, die an Jungpolitiker Süleyman Zorba herangetragen wurde, wie er sagt. Der 27-jährige grüne Abgeordnete aus Traismauer hat da aber einen gänzlich anderen Zugang. Im Oktober vergangenen Jahres zog er in den Nationalrat ein. Zunächst sei er überrascht gewesen. Nicht nur darüber, wie wenig Zeit an den Plenartagen zwischen den Abstimmungen zum Essen blieb, sondern auch, wie anders Politik im Vergleich zu den Erwartungen von außen tatsächlich abläuft.
Sympathien zwischen Parteien
Da geht es etwa um Freundschaften zwischen den Fraktionen. Nach einem gemeinsamen Foto mit dem 28-jährigen Neos-Abgeordneten Felix Eypeltauer auf Instagram habe es mitunter Unverständnis gegeben. „Oft gibt es die Erwartung oder den Glauben, Politiker verschiedener Fraktionen müssen einander hassen oder dürfen sich nicht gut verstehen. Aber ich habe nicht das Verlangen, jemanden zu hassen “, sagt Zorba. Am Ende profitiere man vom gegenseitigen Austausch, bestätigt auch Eypeltauer. Generell habe er die persönlichen Qualitäten von Kollegen aller Couleurs schätzen gelernt. „Politiker sind oft leiwander und konstruktiver, als man denkt“, sagt er.
Weniger einig sind sich die beiden Jungpolitiker, wenn es um die angemessene Kleidung geht. „Das spüre ich am Land stärker als in der Stadt“, sagt Zorba. „Wenn ich dort im Kaffeehaus sitze, werde ich oft gefragt, warum ich noch immer in Skinny Jeans herumlaufe und nicht mit Anzug. Ich habe ja nicht einmal bei der Angelobung einen Anzug angehabt. Es gibt aber auch Leute, die sagen: Cool, dass du deinen Stil nicht verändert hast.“
Ohne Anzug bei der Angelobung? Das geht für den Linzer Eypeltauer gar nicht. „Ich glaube, es ist wichtig, auch durch die Kleidung die Wertschätzung dem Haus und der Bevölkerung gegenüber auszudrücken“, erklärt er. Anzug und Krawatte müssten es zwar nicht immer sein, aber zumindest ein Sakko.
Social Media als Werkzeug
Ganz anders stellt sich Eypeltauer mitunter auf Instagram dar. Dort sieht man den jungen pinken Mandatar nicht nur mit Krawatte im Parlament, sondern auch mit Wanderschuhen am Berg, beim Joggen oder beim Kochen mit Freunden.
„Ich trenne Berufliches und Privates auf Social Media nicht“, sagt Eypeltauer, denn es sei wichtig, authentisch zu sein. Generell sei gerade Instagram für ihn ein „unverzichtbares Werkzeug“.
So schreiben ihm über diesen Kanal beispielsweise auch Menschen, die wissen wollen, was in der Nationalratssitzung genau passiert ist, oder wie es zu einer bestimmten Entscheidung gekommen ist. Und Eypeltauer antwortet, denn: „Das ist echt und unmittelbar“. Auf TikTok ist er, wie auch sein grüner Kollege Zorba, nicht angemeldet.
Letzterer nutzt Social Media nur wenig für politische Zwecke. „Wäre ich in Opposition, würden ich es mehr brauchen, glaube ich zumindest“, sagt er.
Grundsätzlich habe er auch den Eindruck, dass vor allem sehr junge Menschen politischen Beiträgen in den Sozialen Medien gegenüber kritisch eingestellt sind. „Und sie können auch genau unterscheiden, ob etwas Werbung oder Information ist.“ Schade findet Zorba, dass nicht zuletzt durch Social Media in der politischen Kommunikation vieles auf eine sehr verkürzte Botschaft heruntergebrochen werde müsse. Aus diesem Grund wünscht er sich ein Diskussionsformat wie den ,Club 2’ des ORF zurück.
Zorba: „Es wäre doch irgendwie cool, wenn man Politiker wieder in so ein Format hinsetzt und sagt: Ihr habt zwei Stunden, das sind die Themen, go. Ich fände das sehr erfrischend, weil es nicht nur um die Botschaft, sondern um die Debatte geht.“
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