Staatsanwälte schlagen Alarm: "Haben Angst, bespitzelt zu werden"

Cornelia Koller
Cornelia Koller, Präsidentin der Staatsanwälte, über die negativen Folgen der Polit-Angriffe auf die Justiz.

Cornelia Koller ist seit 2018 Präsidentin der Staatsanwälte. Im KURIER-Interview sagt sie, die ständigen politischen Angriffe würden "definitiv" die Justiz schwächen und den "ersten Stein am Weg in eine andere Staatsform" markieren. Sie macht Druck auf Reformen noch vor der nächsten Wahl.

KURIER: Frau Koller, infolge der Ermittlungen gegen die ÖVP und der Parallelität von Untersuchungsausschuss und Justizverfahren sind die Staatsanwaltschaften zum Bestandteil der politischen Arena geworden und häufigen Angriffen ausgesetzt. Wie wirkt sich das auf die Staatsanwälte aus?

Cornelia Koller: Das trifft uns im Kern unseres Selbstverständnisses. Man muss wissen, dass alle Staatsanwälte ausgebildete Richter sind. Erst nach der Ausbildung entscheidet man sich, welchen Weg man einschlägt. Das Selbstverständnis, dass man in der Sache und unparteiisch entscheidet, wird also in der Ausbildung sehr stark trainiert. Wenn man unsachliches Verhalten unterstellt, verunglimpft man den gesamten Berufsstand, dessen Naturell das genaue Gegenteil ist.

Wie attraktiv ist es denn, in so einer Atmosphäre als Staatsanwalt zu arbeiten?

Gerade im Bereich der WKStA haben wir bereits Rekrutierungsprobleme, wir können aktuell zwölf Stellen nicht besetzen. Viele Leute sagen: Ich will nicht dauernd in die Öffentlichkeit gezerrt werden, ich will nicht dauernd politischen Verdächtigungen ausgesetzt sein. Es geht schon so weit, dass manche Kollegen Angst haben, von Privatdetektiven bespitzelt zu werden.

Verstehe ich das richtig: Der Umgang der Politik mit der Justiz führt bereits dazu, dass die Ermittlungsbehörden geschwächt werden?

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