Haslauer: "Müssen uns vom Dogma der Nichtneuverschuldung verabschieden"

Haslauer: "Müssen uns vom Dogma der Nichtneuverschuldung verabschieden"
Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer über das Corona-Management der Regierung, Wege aus der Krise und die Bedeutung der Salzburger Festspiele.

KURIER: Das Krisenmanagement der Bundesregierung in der Corona-Krise wird viel gelobt, stand zuletzt aber auch mehrfach in der Kritik. Wie ist Ihre Einschätzung?

Wilfried Haslauer: Das Krisenmanagement ist gut, man hat sehr frühzeitig sehr konsequent Maßnahmen gesetzt, die uns vor sehr Schlimmem bewahrt haben. Wir haben eine sehr positive Situation, auch in Salzburg: Wir haben seit einigen Tagen null Neuinfektionen, wir haben knapp 200 infizierte Personen, die unter Quarantäne stehen. Ich bin also durchaus zuversichtlich, wir müssen aber alle noch sehr diszipliniert bleiben, denn die Gefahr eines Wiederaufflackerns ist natürlich gegeben. So rasch können wir also zur "normalen Normalität“ nicht zurückkehren, aber schrittweise sehr wohl.

Statt der "normalen Normalität“ haben wir zur Zeit eine "neue Normalität“, wie es der Bundeskanzler nennt. Der Begriff wird von Vertretern der Opposition aber auch Experten und Beobachtern sehr kritisch gesehen: Das sei nur eine beschönigende Bezeichnung für einen perpetuierten Ausnahmezustand …

Ein Ausnahmezustand kann es natürlich nicht sein. Wir werden weiter Einschränkungen im öffentlichen Leben akzeptieren müssen: Masken tragen, Abstand halten etc. Großveranstaltungen mit Tausenden Menschen wird es in den nächsten Monaten wahrscheinlich auch nicht geben können. Das alles ist definitiv keine "normale Normalität“. Wichtig ist, dass gerade in einer solchen Situation eine Rechtshygiene herrscht, dass man sehr gewissenhaft mit Rechtsstaatlichkeit umgeht. Dafür gibt es das Parlament, dafür gibt es den Verfassungsgerichtshof und die Gerichtshöfe des öffentlichen Rechts, die Opposition, die Medien, die da ein sehr scharfes Auge drauf haben. Diesen Ausgleich zu schaffen zwischen Handlungsfähigkeit, zwischen raschen Maßnahmenpaketen einerseits und dem Erhalt der Rechtsstaatlichkeit andererseits, auch der individuellen Freiheiten – das ist sicher eine Herausforderung. Aber im Großen und Ganzen ist das gut bewältigt worden.

Genau diese Rechtshygiene wird von manchen als mangelhaft empfunden. Teilen Sie die Bedenken, dass sich die Regierung hier zu leichtfertig über manches hinwegsetzt?

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