Die Renaturierungsverordnung arbeitet mit Verboten und Bürokratie und ist rückwärtsgewandt, indem sie auf historische Vorlagen zurückgreift. Wir setzen auf eine aktive Bewirtschaftung der Natur- und Kulturlandschaft als Antwort auf den Klimawandel. Unser Blick richtet sich nach vorne, nicht zurück. Wir brauchen klimafitte Wälder, die dem Temperaturanstieg, der in den nächsten Jahrzehnten stattfinden wird, standhalten.
Das heißt, Sie sind für die Renaturierung, nur der Weg ist ein anderer?
Es gibt kein Land in Europa, das so viel auf Natur- und Umweltschutz achtet wie Österreich. Wir haben allein die Biodiversitätsflächen von 150.000 auf 230.000 Hektar ausgeweitet – und das freiwillig. Ich verstehe nicht, warum der ökosoziale Aspekt nicht gesehen wird.
Wir kennen keine Wissenschafter, die die Renaturierungsverordnung inhaltlich kritisieren.
Ich kenne viele, aber es werden fast immer nur die gefragt, die einen konservierenden Naturschutz vertreten. Fragen Sie mal Agrar- und Forstökonomen. 20 Prozent der Land- und Meeresfläche in der EU sollen bis 2030 renaturiert werden. Lege ich das anteilsmäßig auf Österreich um, dann müsste eine Fläche so groß wie die Steiermark renaturiert werden. Sie müssen sich vorstellen, was das für die Landnutzer, Steuerzahler und Konsumenten bedeutet. Die Frage der Kosten ist völlig offen – wir schätzen mehrere Milliarden pro Jahr bis 2050.
Sie führen immer wieder die 154 Milliarden Euro Schätzung der Kosten laut EU-Kommission an – sagen aber nichts über den potenziellen Nutzen von über 1.860 Milliarden Euro.
Wir gehen von weit höheren Kosten aus. Wir haben das größte Interesse an einer intakten Natur und Biodiversität, aber wir haben auch Interesse an einer wettbewerbsfähigen land- und forstwirtschaftlichen Produktion.
Es geht doch jetzt allen in der EU gleich, was die Wettbewerbsfähigkeit betrifft.
Uns geht es um die strategische Autonomie Europas, und das nicht nur bei der Energieversorgung. Es geht um die Lebensmittelversorgung! Wir brauchen eine leistungsfähige Wirtschaft, die ökologisch verantwortungsvoll und sozial orientiert ist.
Irren sich Österreichs größter Vermarkter von Obst und Gemüse, Manfred Hohensinner, und der Rewe-Konzern, die beide für die Renaturierung einstehen? Ebenso der WWF, der nur dadurch Versorgungssicherheit gewährleistet sieht?
Wir sehen das ganz anders als der WWF. Wir müssen wirtschaftliche und soziale Aspekte sowie den Umwelt- und Naturschutz unter einen Hut bringen und nicht gegeneinander ausspielen. Wenn einseitig vorgegangen wird, dann geht es immer zulasten von etwas. Das nun Beschlossene wird Konsequenzen für die Versorgungssicherheit und -produktion haben. Wenn Importe erhöht werden müssen, dann kostet das Arbeitsplätze und führt für die Konsumenten zu höheren Preisen.
Das heißt: neben Österreich liegen alle anderen 19 EU-Staaten, die dafür gestimmt haben, falsch?
Schweden, Finnland, Italien, Polen, die Niederlande, Ungarn sowie gesamteuropäisch agrarische Vertreter sind wie wir in der Volkspartei dagegen. Wir wissen heute noch nicht, welche Flächen in Österreich von der Verordnung betroffen sein werden. Was wir wissen, ist, dass es zu einer Einschränkung der Produktion und Mehrkosten kommen wird.
Wir importieren bereits jetzt bei Obst und Gemüse rund 50 Prozent.
Bei Milch, Rind- und Schweinefleisch sind wir bei einem Selbstversorgungsgrad von rund 100 %, bei Getreide sind es rund 90 %. Bei Obst gibt es Länder, die aufgrund des Klimas begünstigter sind. Unser Ziel muss es aber sein, dass wir uns bestmöglich selbst versorgen.
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