Plagiatsforscher: "Arbeiten werden nicht mehr gelesen"

Plagiatsforscher: "Arbeiten werden nicht mehr gelesen"
Plagiatsforscher Stefan Weber über Aschbachers Arbeit, seine Auftraggeber und Eisbergspitzen.

KURIER: Christine Aschbacher ist am Samstag wegen der von Ihnen publik gemachten Plagiatsvorwürfe zurückgetreten. Haben Sie mit dem Rücktritt gerechnet?

Stefan Weber: Keinesfalls. Ich habe am Donnerstag um 17 Uhr mit der Plagiatsanalyse der Diplomarbeit begonnen und sofort gemerkt, dass da etwas faul ist. Am Freitag erfuhr ich von der slowakischen Dissertation, diese habe ich mir dann abends angesehen. Und da erkannte ich – zeitgleich mit mehreren Journalisten –, dass der wahre Skandal die dadaistische Dissertation ist. Ein Rücktritt nur einen Tag später ist der Hammer. Genugtuung kommt in meinem Vokabular nicht vor und empfinde ich deshalb auch nicht. Aber ich verbinde den Fall mit der Hoffnung, dass sich strukturell etwas in der Qualitätssicherung ändern wird. Dafür ist Frau Aschbacher „nur“ der Anlassfall, der das Problem drastisch aufgezeigt hat. Wie Herr Guttenberg vor fast genau zehn Jahren in Deutschland. Daraus resultierten die Plagiatsplattform „VroniPlag Wiki“ und viele nachgeschärfte Richtlinien und Promotionsordnungen.

Wie kamen Sie auf die Idee, Aschbachers Arbeit zur überprüfen?

Ich habe die Idee Frau Aschbacher selbst zu verdanken! Konkret war es das ZiB2-Interview vom 29.11.2020.

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