Von der Leyen: Kratzer am Image der Streberin

Guttenberg und Schavan mussten wegen Plagiatsvorwürfen zurücktreten. Folgt nun von der Leyen?
Deutsche Verteidigungsministerin könnte Guttenberg-Schicksal ereilen.

Folgt von der Leyen auf Schavan und zu Guttenberg? Plagiatsjäger der Internetplattform "VroniPlag" werfen der deutschen Verteidigungsministerin vor, große Teile ihrer Doktorarbeit abgeschrieben zu haben. 37 Textpassagen verstoßen laut Gerhard Dannemann von der Humboldt-Universität Berlin gegen "in der damals maßgeblichen Promotionsordnung geregelte Zitierregeln". Sollten sich die Plagiatsvorwürfe zur 70 Seiten langen Dissertation bewahrheiten, führt von der Leyen eine unrühmliche Tradition der jüngeren deutschen Politgeschichte fort.

Im Februar 2011 war bekannt geworden, dass 23 Textpassagen der Doktorarbeit von Ex-CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg gegen das Urheberrecht verstoßen. Der damalige Verteidigungsminister verlor seinen Doktortitel und trat kurz darauf zurück. Auf das fränkische Adelsgeschlecht Guttenberg folgte 2013 Bildungsministerin Annette Schavan. Auch sie trat zurück, auch sie verlor ihren Doktortitel. Den Zweijahresrhythmus fortführend, könnte nun von der Leyen an der Reihe sein. "Ich halte die Mängel für schwerwiegender als bei Frau Schavan, wenn auch in einem anderen Fach", vergleicht Dannemann die Werke der Medizinerin von der Leyen und Erziehungswissenschaftlerin Schavan.

Auch die Verteidigungsministerin hat sich mittlerweile zu den Anschuldigungen geäußert. "Den Vorwurf des Plagiats kann ich zurückweisen", rechtfertigte sie sich gegenüber der Funke Mediengruppe. Sie wisse schon seit Ende August, dass ihre Arbeit unter Beobachtung stehe und habe die Medizinische Hochschule Hannover – an der sie einst promovierte – ebenfalls um eine Überprüfung gebeten. "Dass Aktivisten im Internet versuchen, Zweifel an Dissertationen von Politikern zu streuen", sei keine Neuigkeit.

"Extrem faul"

Unterstützung erhielt die Ministerin von Parteifreunden. Im Moment gäbe es andere Probleme und Herausforderungen als Plagiatsvorwürfe, verurteilte CDU-Vorsitzender Thomas Strobl die Internetplattform VroniPlag. "Das ist kein Bereich, in dem man jemand politisch ein Bein stellt", meinte Christian von Stetten und wies darauf hin, dass die Unschuldsvermutung gelte.

Martin Heidingsfelder, Gründer von VroniPlag, sieht das entschieden anders. Er fordert, dass von der Leyen ihren Doktortitel verliert. Die Ministerin habe Passagen anderer Autoren übernommen, ohne diese kenntlich zu machen. "Sie war extrem faul und hat gnadenlos kopiert."

Von der Leyen haftet der Ruf an, besonders ehrgeizig und zielstrebig zu sein. Passend dazu titelte die Welt im Dezember 2013: "Von der Leyen ist eine vorbildliche Streberin." Ob sie dieses Image behalten darf, werden nun die unabhängigen Untersuchungen der Universität Hannover zeigen.

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