Phänomen MFG: Ein Wahlsieg der "Globuli-Fraktion"

Phänomen MFG: Ein Wahlsieg der "Globuli-Fraktion"
Mit der MFG ist eine politische Gruppierung in den oberösterreichischen Landtag eingezogen, die kaum jemand auf der Rechnung hatte. Und zwar nicht nur auf Kosten der FPÖ.

Menschen, Freiheit, Grundrechte – 6,23 Prozent haben am Sonntag bei der oberösterreichischen Landtagswahl die weitgehend unbekannte Liste MFG gewählt. Die Gruppierung hat ohne prominentes Zugpferd, ohne mediale Präsenz, ohne hohes Wahlkampfbudget  die etablierten Neos (4,24 Prozent) deutlich in den Schatten gestellt, ist in den Landtag eingezogen und erhält nun jährlich rund eine  Million Euro Parteienförderung. Wie konnte es so weit kommen?

Zentrale Erkenntnis der Wählerstromanalyse von Peter Hajek für ATV: Hätten nur Ungeimpfte ihre Stimme abgegeben, hätte die MFG 22 Prozent erreicht. Unter den Geimpften kommt die MFG hingegen nur auf ein Prozent. Von einer homogenen Wählerschaft kann dennoch nicht die Rede sein.

Stark bei Frauen

Insgesamt stammen 32 Prozent der MFG-Stimmen von vormaligen FPÖ-Wählern, 20 Prozent von der ÖVP und 14 Prozent von den Grünen. „Die MFG ist keine rechte Gruppierung, sondern hat Impfskeptiker aus sämtlichen Parteien angesprochen“, sagt Meinungsforscher Peter Hajek und spricht salopp von der „Globuli-Fraktion“. Überproportional stark performt hat die Liste laut Hajek bei Frauen.

Eine Erklärung dafür bietet eine Studie des Instituts IMAS. Demnach haben in Oberösterreich junge Frauen mit geringer Bildung das niedrigste Interesse, sich impfen zu lassen. Ihre Beweggründe – etwa die wissenschaftswidrige Behauptung, dass der Impfstoff und dessen Nebenwirkungen nicht ausreichend erforscht seien – sind deckungsgleich mit Positionen der MFG.

Klare Botschaften

Abgesehen von ihrer Ablehnung aller Corona-Maßnahmen  fehlen der MFG  thematische Konturen. Eine Partei, die sich gegen das „Establishment“ positioniere, nicht in den Extremismus abdrifte, die Grundrechtsfrage in den Mittelpunkt stelle und auch personell etwas anbieten könne, habe jedenfalls Potenzial, meint Hajek.

Politikexperte Thomas Hofer ortet den Erfolg der MFG vor allem in einem Fakt – nämlich, dass sie mit klaren Botschaften in den Wahlkampf gingen. Während die FPÖ schwammige Botschaften zwischen dem Anti-Impf-Kurs von Herbert Kickl und dem pragmatischen Zugang  von Manfred Haimbuchner aussandte,  stand auf den MFG-Plakaten „Nein bleibt nein“. Hofer sieht für die MFG ebenfalls Potenzial auf Bundesebene. 

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