Was spricht für eine Anhebung? Die Kosten. Die staatlichen Zuschüsse ins Pensionssystem steigen in den kommenden 15 Jahren stark. Am höchsten sollen sie laut Alterssicherungskommission, in Relation zur Wirtschaftsleistung, 2035 ausfallen. Bis dahin geht die Babyboomer-Generation in Pension. Danach sinken die Kosten leicht, bleiben aber auf hohem Niveau.
2023 floss ein Viertel der staatlichen Einnahmen, rund 25 Milliarden Euro, ins Pensionssystem. Kommen derzeit auf einen Pensionisten 1,7 Erwerbstätige, sind es 2050 nur noch 1,3 Erwerbstätige, die einen Pensionisten finanzieren sollen.
Gleichzeitig gibt es viele Argumente, die gegen eine Anhebung sprechen. Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut hat Zahlen und Fakten zusammengetragen:
1. Senioren haben derzeit keine gute Perspektive auf dem Arbeitsmarkt
Am höchsten ist die Arbeitslosenquote zehn Jahre vor Erreichen des gesetzlichen Pensionsalters. Rund ein Drittel der Menschen in Österreich war 2022 vor der Pension nicht mehr erwerbstätig. Davon waren 13 Prozent arbeitslos, 18 Prozent nahmen generell nicht am Arbeitsmarkt teil – etwa Hausfrauen. Geht es nach dem Momentum Institut, sollen Unternehmen in die Pflicht genommen werden, mehr altersgerechte Arbeitsplätze zu schaffen.
2. Körperlich anstrengende Jobs enden häufiger in der Arbeitslosigkeit
Es gibt Branchen, in denen es besonders schwierig ist, überhaupt bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter zu arbeiten. Insofern würde eine Anhebung des Pensionsalters wohl wenig ändern. Unter den Top 10 sind insbesondere körperlich fordernde, weiblich dominierte Berufe. 2022 gingen etwa 1.582 Menschen, die zuletzt im Einzelhandel gearbeitet haben, arbeitslos in Pension – drei Viertel von ihnen waren Frauen. Auch ehemalige Mitarbeiter des Sozialwesens, der Leiharbeit oder der Gastronomie gehen oft arbeitslos in Pension.
3. Krankheiten verhindern ein Arbeiten bis zum Pensionsalter
Laut Eurostat konnte im Vorjahr die Hälfte der 55- bis 59-Jährigen, die nicht arbeiten, aufgrund von Krankheiten oder Behinderungen nicht mehr am Erwerbsleben teilnehmen. Derzeit haben in Österreich Männer im Durchschnitt 61,5, Frauen 61,3 gesunde Lebensjahre. Der Durchschnittsösterreicher geht also krank in Pension. EU-weit bleiben Frauen übrigens 64, Männer 63 Lebensjahre gesund.
4. Mehr Menschen würden Pension nicht erleben
Natürlich ist das nur eine hypothetische Annahme, aber wäre das Pensionsalter 2022 bei 67 Jahren gelegen, hätten 7.273 Menschen den Ruhestand nicht mehr erlebt. Der Großteil – rund 4.600 – wären Männer gewesen.
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