Individuelle Lösung?
Im Gegensatz zum Pensionsalter, ist die Lebenserwartung seit 1970 gestiegen. Jedoch – das könnte eine Anhebung in allen Branchen ungerecht machen – variiert die Lebenserwartung stark nach dem Bildungsgrad. Männer mit Pflichtschulabschluss lebten 2021 laut Statistik Austria durchschnittlich 76,6 Jahre, während Akademiker 84,2 Jahre alt wurden.
Braucht es beim Pensionsalter also eine individuelle Lösung, gestaffelt nach Schwere der Tätigkeit oder Ausbildung? Was Österreichs Parlamentsparteien dazu sagen:
ÖVP
Die ÖVP ist gegen eine Erhöhung des Pensionsalters. Klubobmann August Wöginger forderte aber im profil, dass Akademiker mindestens bis 65 arbeiten sollen. In Österreichs Korridorpension könnten sie theoretisch – mit Abschlägen – auch schon mit 62 den Ruhestand antreten. Dafür muss man aber mindestens 40 Jahre lang in die Pensionsversicherung eingezahlt haben. Ein Wert, den viele Akademiker ohnehin erst als 65-Jährige erreichen.
Grüne
Die Grünen sehen „keinen Handlungsbedarf“, sagt Sozialsprecher Markus Koza. Er verweist auf Anreize für längeres Arbeiten im Alter, die Türkis-Grün beschlossen hat: Wer über das Pensionsalter hinaus arbeitet, erhält einen höheren Bonus, die Altersteilzeit wird flexibler. „Jetzt sind die Betriebe in der Pflicht, die Arbeitswelt altersgerecht zu gestalten.“ Langfristig würden die Pensionskosten das Budget in Prognosen „nicht auffressen“, sagt Koza. Er verweist auf das steigende Frauenpensionsalter: „Warten wir einmal ab, wie sich das auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Für Verunsicherungsdebatten stehen wir als Grüne nicht zur Verfügung.“
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SPÖ
Die SPÖ ist alarmiert. Sie startete wegen Bonins Forderung eine Petition gegen die „Anhebung des Pensionsalters auf 67“. Unterschriften: bisher rund 13.800. Die Roten wollen das Pensionsalter beibehalten, teils senken. Sie plädieren etwa dafür, Frauen Kindererziehungs- und Pflegezeiten anzurechnen. Zudem ist die SPÖ für eine Wiedereinführung der „Hacklerregelung“: Wer 45 Jahre gearbeitet hat, darf mit 62 abschlagsfrei in Pension gehen.
FPÖ
Wie in den U-Ausschüssen, gibt es bei den Pensionen ebenfalls einen rot-blauen Paarlauf: Auch FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch ist für ein Comeback der Hacklerregelung – und gegen eine Anhebung des gesetzlichen Antrittsalters.
Neos
Sie sind als einzige Partei für eine Pensionsautomatik wie in Schweden. Dort kann man zwischen 62 und 69 Jahren in Pension gehen. Die Pensionshöhe hängt davon ab, wie viel ins Pensionskonto eingezahlt wurde und wie hoch die Rest-Lebenserwartung der Geschlechter ist. Könnte man dieses Modell zusätzlich an den Bildungsgrad koppeln? Es werde nie eine Automatik geben, um individuelle Lebensrisiken fair auszugleichen, widerspricht Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker: „Wer mit 15 Jahren zu arbeiten beginnt, kann genauso Karriere machen, sammelt viel mehr Beitragsjahre und hat dadurch ganz andere Möglichkeiten. Das kann der Akademiker, der erst mit 25 Jahren ins Berufsleben einsteigt, kaum mehr aufholen.“
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