Geht’s nach der Chefin der Angestelltengewerkschaft GPA, Barbara Teiber, so stellt sich diese Frage nicht. Wer behaupte, das staatliche Pensionssystem stehe kurz vor dem Kollaps, der betreibe „unredliche Panikmache“, sagte sie jüngst zum KURIER.
Die Zuzahlungen, die die öffentliche Hand zur Finanzierung der Pensionen leiste, würden ab 2040 wieder sinken. Und überhaupt sei es ein Widerspruch, wenn man einerseits fordere, dass Arbeitnehmer bis 67 arbeiten sollen, es gleichzeitig aber schon jetzt den Über-50-Jährigen schwerfalle, einen Job zu bekommen.
Dénes Kucsera ist Ökonom beim wirtschaftsliberalen Think Tank Agenda Austria, und auch er hält grundsätzlich nichts von Panikmache. Teibers Darstellung, dass das Pensionssystem zukunftsfit sei und ältere Menschen am Arbeitsmarkt nicht gefragt wären, kann und will der Finanzmathematiker so aber nicht stehen lassen: „Es ist eine demografische Tatsache, dass die Babyboomer in den nächsten Jahren verstärkt in Pension gehen und dass der finanzielle Druck auf das Pensionssystem daher enorm steigt“, sagt Kucsera zum KURIER.
Milliardenzuschüsse
Laut Zahlen der Alterssicherungskommission werde der Zuschuss, den die öffentliche Hand zur Finanzierung der Pensionen beisteuern muss, von 25,5 Milliarden Euro im Jahr 2023 schon 2028 auf weit über 36 Milliarden Euro wachsen. „Und die Prognosen sagen, dass er dann nicht sinkt, sondern sich eventuell stabilisiert.“
Auch sei es ein statistisches Faktum, dass die Zahl der Über-65-Jährigen in Österreich bis 2050 um fast eine Million Menschen ansteige – was wiederum den Druck auf die arbeitende Bevölkerung nach oben treibe. Kucsera: „Kommen auf einen Pensionisten heute 1,7 Erwerbstätige, so werden es 2050 weniger als 1,3 sein.“
Langfristig gibt es aus seiner Sicht daher nur eine Lösung: „Das gesetzliche Pensionsalter muss angehoben werden.“
Ist es nicht zynisch zu fordern, dass Menschen gesetzlich noch später – also etwa mit 67 – in Pension gehen dürfen, wenn schon jetzt die Über-50-Jährigen Schwierigkeiten bei der Jobsuche haben?
Kucsera verneint – weil die von Teiber strapazierte Darstellung so nicht mehr stimme: „Im Jahr 2012 haben von den 60-Jährigen 43 Prozent gearbeitet. Heute sind wir in derselben Altersgruppe bei 68 Prozent. Was will ich damit sagen? Die Erwerbsquote bei den Älteren steigt kontinuierlich – und das ist gut so.“ Denn immerhin sei Österreich im europäischen Vergleich bei der Beschäftigungsquote der Älteren ohnehin „unterdurchschnittlich“ unterwegs.
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