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Politik Inland

Rendi-Wagner im Finish: "Schwarz-Blau macht sich das Land zur Beute"

Auftakt zum Abschluss: Alle Parteien haben heute ihre Wahl-Abschlussveranstaltungen - wir berichten live.

von Michael Bachner, Peter Temel, Johannes Arends, Johanna Hager, Raffaela Lindorfer

09/27/2019, 08:16 AM

Mehr als vier Monate nach Aufkündigung der türkis-blauen Koalitionsregierung begingen die Parteien heute, Freitag, ihre Wahlkampf-Abschlussveranstaltungen.

Die SPÖ zelebrierte am frühen Abend vor ihrer Wiener Parteizentrale in der Löwelstraße den Wahlkampfabschluss. Dort, im SPÖ-Zelt vor dem Wiener Burgtheater, trat Parteichefin Pamela Rendi-Wagner auf.

Traditionell auf dem Viktor-Adler-Markt in Wien Favoriten beging die FPÖ ihr Wahlkampf-Finale. Dort trat Neo-Parteichef und Spitzenkandidat Norbert Hofer, der zuletzt kränklich wirkte, noch einmal vor seinen Getreuen auf, ebenso Herbert Kickl. Traditionell macht die John Otti-Band die musikalische Untermalung.

Interessant wird zu sehen, ob und wenn ja, wie stark das Ergebnis der Blauen einbrechen wird aufgrund der Spesen-Affäre von Ex-Chef Heinz-Christian Strache. Polit-Experten prognostizieren den Blauen mittlerweile ein Ergebnis von unter 20 Prozent.

 

Das Wahlkampffinale im Live-Ticker

  • 09/27/2019, 07:05 PM

    Wahlkampf-Abschlüsse abgeschlossen

    Die Kundgebungen sind mittlerweile zu Ende, bei der FPÖ traditionell mit der Bundeshymne und vielen Fahnen. Die SPÖ spielte noch einmal(!!) ihren Wahlkampfsong "Wir stehen zusammen" - es war das fünfte Mal an diesem Abend.

  • 09/27/2019, 06:59 PM

    Hofer reißt nicht mit

    Norbert Hofer spricht minutenlang über "Einzelfälle". Nicht jene der FPÖ natürlich, sondern jene anderer Parteien. Er erinnert an das Dosenschießen einer SPÖ (Dosen zeigten Konterfreis der ÖVP-FPÖ-Regierung). Doch seine Geschichten kommen nicht an. Die Reihen lichten sich nach 20 Minuten seiner Rede langsam, aber deutlich. Nur bei Versatzstücken seiner Rede, die Stichworte wie "Staatsbürgerschaft", "Mindestsicherung" oder "Gerechtigkeit" beinhalten, scheint das Publikum kurz aufmerksam und hellhörig zu werden. Im Gegensatz zu Herbert Kickl, der die Menge von Minute Eins an auf seiner Seite hatte, zieht Hofer, die Nummer Eins der Freiheitlichen, an diesem Freitagabend bei den Schauslustigen weit weniger.

    Die Pflegeproblematik in Österreich anzusprechen, kommt am Viktor-Adler-Markt nicht an, sondern eher einer Themenverfehlung gleich. "Wir sind das Land mit dem größten Anteil an Ausländern", sagt Hofer. "Wie sich das Land verändert, sieht man in Wien", so Hofer und erzählt über Schulbücher, die Allah zum Inhalt haben. "Der Islam ist nicht Teil unserer Geschichte." Kurzer Applaus, ehe er weiterspricht. Bezeichnete sich Kickl zuvor als "Hassprediger", ist jetzt von islamischen "Hasspredigern" die Rede.

    Norbert Hofer sagt zum Schluss seiner mehr als halbstündigen Rede: "Jede Stimme für die Freiheitlichen verhindert Schwarz-Grün-Neos". Er bedankt sich mit dem klassischen "Glück auf". Nun ist die Stimmung wieder dort, wo sie bei John-Otti war. "Norbert, Norbert" folgt die Bundeshymne. Die Menschen schwingen ihre kleinen Österreich-Fahnen, es wird gesungen, manch einer bewegt nur den Mund dazu. Nach knapp zwei Stunden schwingen alle Redner des Abends große Österreich-Fahnen zu "Immer wieder Österreich." 2017 stand hier Heinz-Christian Strache auf der Bühne und im Mittelpunkt. Heute war kein Wort über ihn zu hören gewesen. Die "freiheitliche Familie" hat sich neu aufgestellt. Mit Norbert Hofer und Herbert Kickl. (Johanna Hager)

  • 09/27/2019, 06:49 PM

    Rendi-Wagner: "Wusste nicht, worauf ich mich eingelassen habe"

    Rendi-Wagner bricht regelrecht auf: "So einen Wahlkampf, den kann sich niemand vorstellen, das sage ich euch." Ihre Familie habe sich auch nicht vorstellen können, wie anstrengend diese Zeit werden würde. "Am Anfang haben meine Töchter zwar gesagt, 'Go, Mami, Go!', doch trotzdem glaube ich nicht, dass sie wussten, worauf sie sich eingelassen haben", so die Parteichefin mit brüchiger Stimme. "Auch ich wusste nicht, worauf ich mich eingelassen habe."

    Sie sei aber sowohl ihrer Familie, ("die die letzten Wochen und Monate auf ihre Mami verzichtet haben") als auch ihrem Wahlkampfteam unendlich dankbar. "Wir haben den besten Wahlkampf hingelegt in diesem Jahr, den irgendeine Partei hingelegt hat in diesem Land!"

  • 09/27/2019, 06:43 PM

    Rendi-Wagner emotional: "Österreich kann es besser"

    Zusammenhalt sei für die Zukunft des Landes wichtig, sagt die Parteichefin. "Österreich war immer dann am Stärksten, wenn wir das 'wir' über das 'ich' gestellt haben." Es gehe nun darum, dafür zu sorgen, dass Kinder in Österreich mit gleichen Chancen aufwachsen. Dann fügte sie, sichtlich emotional, an: "Dafür werde ich als Politikerin und als Mutter kämpfen!"

    Auch zum ungleichen Lohn zwischen Männern und Frauen in Österreich hatte sie emotionale Worte parat: "Ich kann diese zwanzig-Prozent-Marke nicht mehr sehen, diese zwanzig Prozent Lohnunterschied gehören weg!"

  • 09/27/2019, 06:35 PM

    Hofer kann das Tempo von Kickl nicht halten

    Norbert Hofer spricht langsam, mit dem ihm eigenen Erzählton über Ausländer und verpflichtende Deutschklassen. "Der drittbeliebteste Vorname in Wien ist Muhammed." Die Aufmerksamkeit des Publikums nimmt ab. Die Sätze, die sitzen, wie jene von Kickl, die lässt er aus. Die Themen sind ident. Er spricht über den budgetären Notstand des Bundesheers. Hubschrauber seien "Museumsstücke".

    Er wisse, wovon er spricht, denn er war als junger im Grenzeinsatz, so Hofer. Die Geschichten kennen Interessierte aus den zahlreichen TV-Diskussionen der vergangenen Wochen. Am Viktor-Adler-Markt gehen sie teils unter. Das spürt Hofer und lenkt seine Rede um. Auf Themen wie "Mindestsicherung" und eine Familien aus Afghanistan um, die über 8242 Euro an Unterstützung erhalten haben soll. Er schwört die Menge gegen Koalitionsvarianten wie jene von Türkis und Grün ein. Er erinnert an SPÖ-Skandale, nennt AKH, Bawag und Bank Burgenland. Vielen reden derweil lieber miteinander als Hofer beim Revue passieren lassen der vergangenen Leistungen der FPÖ zuzuhören. (Johanna Hager)

  • 09/27/2019, 06:32 PM

    Rendi-Wagner: "Schwarz-Blau macht sich das Land zur Beute"

    Es seien noch knapp 48 Stunden bis zum Wahlergebnis. Diese Wahl entscheide zudem darüber, ob Österreich erneut von einer schwarz-blauen Koalition beherrscht werde, deren Köpfe sich womöglich das ganze Land "zur Beute machen", um sich selbst zu bereichern. Jede Stimme für Sebastian Kurz stärke die Neuauflage der Ibiza-Koalition, da nicht einmal der Spesen-Skandal um HC Strache den ÖVP-Chef davon abbringe, eine Koalition mit der FPÖ auszuschließen. Wer diese Neuauflage also nicht wolle, der müsse am Sonntag SPÖ wählen.

  • 09/27/2019, 06:27 PM

    Jetzt ist aber Pamela Rendi-Wagner auf der Bühne

    Es erfülle sie nicht nur mit Stolz, nach Franz Vranitzky sprechen zu können, sondern auch, hier in Wien sprechen zu dürfen. Bei ihr sei Wien "ganz tief drinnen", hier sei sie in Favoriten mit einer 19-jährigen alleinerziehenden Mutter aufgewachsen - und habe "Glück" gehabt. Dass sie Medizin studieren und nun hier auf der Bühne an der Spitze einer Partei stehen könne, sei vor allem der Sozialpolitik des roten Wien zu verdanken.

  • 09/27/2019, 06:22 PM

    Einer geht noch!

    Und direkt im Anschluss an die Live-Darbietung von "Gleich und Verschieden" wird der Hit erneut über einem Wahlkampfvideo auf der Leinwand abgespielt. Diesmal kommt der Ton ausschließlich vom Band. Kein Unterschied.

  • 09/27/2019, 06:20 PM

    Dreimal dürfen Sie raten, welchen Song die im SPÖ-Zelt spielen...

    In der Löwelstraße dreht sich heute alles um die SPÖ, dafür hat man ja Verständnis. Doch als gäbe es kein anderes musikalisches Erzeugnis mehr, wird nun zum dritten(!) Mal an diesem Abend die Wahlkampf-Hymne vorgetragen. Diesmal performen Alf und DJ Mike sogar live auf der Bühne. Während die Parteifunktionäre in der ersten Reihe eifrig mitsingen und -klatschen, will der Funke nun doch nicht auf alle im Zelt überspringen: Hinten bleiben einige Personen sitzen.

  • 09/27/2019, 06:16 PM

    "Die letzten Tage waren nicht einfach"

    "Einer für alle, alle für einen", ruft die Moderatorin. Queens "Don't stop me" erklingt wie beim Parteitag in Graz, an dem er mit 98,25 Prozent zu Heinz-Christian Straches Nachfolger gekürt wurde.

    "Wisst ihr, die letzten Tage waren nicht einfach", sagt Hofer. "Ohne uns wären viele Dinge in dieser Regierung nicht möglich gewesen. Es war die beliebteste Bundesregierung seit vielen, vielen Jahren. Wo nicht mehr gestritten worden ist." Er nennt sogar den Papamonat.

    Norbert Hofer ist gesundheitlich nicht in Form. Er ist merklich zurückhaltender in seinem Auftritt.

    (Johanna Hager)

  • 09/27/2019, 06:16 PM

    Standing Ovations für Vranitzky

    "Ich weiß, ich muss schon gehen", sagt Vranitzky schmunzelnd. Dann spricht er doch noch ein wenig, vor allem über die aktuelle Parteichefin: "Pam, du bist unsere Zukunft!"

    Beim Abgang und Küsschen-Austausch des Altkanzlers mit Rendi-Wagner erhebt sich der Saal und gibt Standing Ovations.

  • 09/27/2019, 06:13 PM

    Hofer tritt auf

    Norbert Hofer tritt nach schwierigen Tagen vor seine FPÖ-Familie. Hier hat er ein Heimspiel. "Norbert, Norbert" rufen sie. Es ist seine erste Rede als FPÖ-Chef auf dem Wiener Viktor-Adler-Markt,
  • 09/27/2019, 06:09 PM

    Jetzt spielt die John-Otti-Band "Immer wieder Österreich", seit Jahren der parteiinterne FPÖ-Schunkel-Hit zum Fahnenschwenken.

    Ursula Stenzel und Harald Stefan unterhalten sich dazu in der Menge.

  • 09/27/2019, 06:09 PM

    Kickl, der immer austeilt, kritisiert "Willkommen Österreich", die ORF-Sendung, die sich jede Woche über seine Körpergröße lustig gemacht habe. "Ich komme mit meinen 1,72 gut zurecht", sagt er. Er warnt vor einem Staat in Staat. "Sie wollen uns zermürben", sagt Kickl und meint die Konkurrenz der anderen Parteien. Einen "Schlag gegen das Hosentürl" möge man am Sonntag den Gegnern versetzen. Dann wird Kickl sanft, bedankt sich bei seiner Familie und den Funktionären und potenziellen Wählern. "Danke, an die Tausenden, die Zettel verteilt haben, die überzeugt haben, dass die freiheitliche Familie die richtige ist. Danke einem Mann. Danke Norbert Hofer."

    (Johanna Hager)

  • 09/27/2019, 06:07 PM

    Kickl ist in Fahrt und redet ohne Unterlass. Er weiß, was die Menschen hören wollen. Nach Islam-Kritik geht es um die Schande, dass das Bundesheer zu wenig Geld hat. Und die Justiz. "Es kann nicht sein, dass es den Häftlingen drinnen besser geht als draußen."

    (Johanna Hager)

  • 09/27/2019, 06:07 PM

    "Ihr wisst eh, dass sich da was zusammenbraut"

    Applaus flammt auf. Wind kommt auf. Doch das Publikum hat auch nach einer knappen halben Stunden Kickl noch nicht genug. Sie hören ihm zu. "Ihr wisst eh, dass sich da was zusammenbraut. Am Balkan. In der Türkei."

    Ohne uns ist es so, dass sich der Islamismus ohne uns ausbreiten wird. Wenn ich Innenminister wäre, werden wir aus dem Teppich einen fliegenden Teppich machen. Ohne uns, könnt ihr euch sicher sein, dass die Kopfabschneider und Brennstoffattentäter in Syrien oder dem Irak, dass sie alle in Windeseile nach Österreich geholt werden. Das einzige, was wir uns zurückholen, ist unsere Staatsbürgerschaft."

    (Johanna Hager)

  • 09/27/2019, 06:06 PM

    Kickl teilt in alle Richtungen aus

    "Wir verzichten aufs Panieren, wir hauen sie einfach so in die Pfanne", sagt Rhetoriker FPÖ-Kickl in die Menge. Am 29. September gehe es diesmal um mehr. "Es geht um eine Weichenstellung. Es geht um viel mehr als sonst." Kickl kritisiert die EU-Kommission und mutmaßt, dass die SPÖ eine Tropenmedizinerin (Pamela Rendi-Wagner) deshalb aufgestellt hat, weil mehr Flüchtlinge kommen werden.

    Dann hat es der Ex-Innenminister Herbert Kickl auf Sebastian Kurz, die Grünen und Neos "Söldnertruppe des Hans-Peter Haselsteiner" abgesehen. Macht sich über Ex-KURIER-Herausgeber, den nunmehrigen Neos-Kandidaten Helmut Brandstätter lustig, indem er sich auf eine Diskussionssendung mit ihm bezieht und ihn "Brandstotter" nennt.

    (Johanna Hager)

  • 09/27/2019, 06:04 PM

    Vranitzky voll in Fahrt

    Sebastian Kurz erwäge eine Minderheitsregierung, "weil niemand mehr mit ihm gehen will". Vranitzky ist jetzt voll in Fahrt: "Und dann kommen wieder die ganz Klugen, die sagen, eine Minderheitsregierung gab es ja schon unter Kreisky in den 70er Jahren."

    Das sei zwar wahr, aber erstens habe Kreisky damals 48 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereint, "und zweitens - das war der Kreisky."

  • 09/27/2019, 06:02 PM

    Vranitzky haut einen raus

    "Es ist schön, heute Abend hier zu sein, sozusagen als Stimme aus dem Jenseits." Als Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky das Wort ergreift, sorgt er gleich für Lacher im Saal. Er betont, dass sozialdemokratische Konzepte enorm wichtig wären, um eine faire Gesellschaft herbeizuführen. Dann meint er: "Die Konservativen, die Neoliberalen, die sollen sich einmal eine andere Lektüre suchen!"

  • 09/27/2019, 05:56 PM

    Jetzt lässt die SPÖ ihre Connections spielen ...

    ... und blendet auf der Leinwand ausländische Politiker ein - unter ihnen der schwedische Ministerpräsident Stefan Löfven oder der portugiesische Premierminister António Costa. Sie alle sind Sozialdemokraten.

Grüne läuteten "Endspurt zur Klimawahl" ein

Den Auftakt machten die Grünen mit ihrem Spitzenkandidaten Werner Kogler. Ihnen wird ein zweistelliges Ergebnis und damit ein lockerer Wiedereinzug ins Parlament zugetraut. Die Grünen luden deshalb im Wiener Sigmund-Freud-Park zu ihrem „Endspurt zur Klimawahl“.

Hier finden Sie den Bericht von der Grünen Abschluss-Veranstaltung. 

Kurz warnte noch einmal vor Koalitionen ohne ÖVP

Die ÖVP betitelte ihren Wahlkampfabschluss in der Bundesparteizentrale mit „Auftakt zur Schlussoffensive“. Ex-Kanzler Sebastian Kurz warnte einmal mehr vor einer Mehrheit gegen ihn und einer Kanzlerin Pamela Rendi-Wagner.

Erzielten Rot-Grün-Pink gemeinsam nur ein Prozent mehr als bei der EU-Wahl, "dann heißt die nächste Bundeskanzlerin Rendi-Wagner (Pamela, Anm.)", erklärte Kurz vor rund 300 Sympathisanten und Funktionären vor der Parteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse.

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