Nun also Omikron. Der vierte Lockdown ist kaum geschafft, da wirft die neue Virus-Variante viele Erwartungen und Hoffnungen sprichwörtlich über den Haufen.
Dass Europa und damit Österreich eine fünfte Welle heimsuchen wird, gilt als gesichertes Wissen – zu ansteckend ist die neue Mutation.
Und selbst wenn zuletzt „nur“ 28 bestätigte Omikron-Fälle in Österreich registriert wurden, breitet sich die neue Mutation mit enormer Geschwindigkeit aus. Morgen, Dienstag, werden weitere Zahlen bekanntgeben.
„In Großbritannien verdoppelt sich die Zahl der Omikron-Fälle alle drei bis vier Tage. Der Anstieg ist vergleichbar mit dem Beginn der Pandemie, als wir noch keine Schutzmaßnahmen getroffen haben“, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek. „Die Infektionszahlen werden im Jänner jedenfalls stark ansteigen, das ist absehbar.“
Tatsächlich würden aus den bisher 28 Fällen bereits bis Silvester gut 1.000 werden. „Ende Dezember, Anfang Jänner werden auch wir es mit Omikron zu tun haben“, bestätigt der Molekularbiologe Andreas Bergthaler von der Akademie der Wissenschaften.
Noch abwarten
Herwig Ostermann, der als Chef der Gesundheit Österreich die Lage in den Spitälern im Auge behält, muss derzeit noch warten. „Wir schätzen, dass bereits in einer Woche so viele Daten in Österreich sein könnten, dass man seriöse Fallzahlen für den Jänner ermitteln kann.“
Die große Unbekannte ist, was Omikron für die Spitäler bedeutet. „Derzeit ist noch unklar, wie viele schwere Verläufe die neue Variante nach sich zieht“, sagt Ostermann. Aber auch ein potenziell milderer Verlauf könne die Gesundheitsversorgung aufgrund der höheren Infektiosität rasch unter enormen Druck bringen. Ostermann: „Sicher ist: Der Winter wird leider keine entspannte Zeit.“ Und wenn im Jänner die fünfte Welle auftrete, gelte es, dieser „beherzt und pro-aktiv entgegenzutreten“.
Womit man bei der entscheidenden Frage ist: Was kann, ja muss die Politik tun, um am Ende des vierten Lockdowns nicht gleich in den fünften zu stolpern?
Zeit gewinnen
Das Gebot der Stunde lautet: Die Ausbreitung muss verlangsamt werden, es gilt Zeit zu gewinnen, bis mehr Wissen über die neue Variante vorliegt, heißt es im Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ).
Gelingen soll das durch verschärfte Quarantäne-Regeln für Infizierte und ihre Kontaktpersonen, die das Gesundheitsministerium den Behörden der Länder per Erlass vorschreibt.
Unabhängig davon, ob man einfach, zweifach oder dreifach geimpft ist – jeder, der sich länger als 15 Minuten innerhalb von zwei Metern Nähe zu einem Omikron-Infizierten aufgehalten hat, gilt als Kontaktperson der Kategorie 1 (K1) und muss 14 Tage in Quarantäne.
Vorzeitiges Freitesten ist nicht möglich – erst am 13. Tag der Quarantäne wird behördlich überprüft, ob die Kontaktperson sich angesteckt hat.
Erschwerend kommt in dieser Zeit dazu: Wer mit einem Infizierten zusammenlebt, muss zu Hause eine FFP2-Maske tragen. Bei Kindern zwischen 6 und 12 Jahren reicht ein einfacher Mund-Nasen-Schutz.
Kinder in Isolation
Diese Kontaktpersonen-Regel wird auch im Bildungsbereich umgesetzt, heißt es beim KURIER-Rundruf in den Ländern. Ein einziger Omikron-Fall in einer Schulklasse oder einer Kindergartengruppe kann dazu führen, dass die gesamte Klasse oder Gruppe mitsamt Pädagogen isoliert werden muss. In Tirol ist ein solcher Fall schon eingetreten.
Diese ausnehmend restriktiven Vorgaben seien nur vorübergehend, erklärt auch Tirols interimistische Gesundheitsdirektorin Theresa Geley: „Die neue Variante hat eine unglaubliche Dynamik. Bis wir Klarheit haben, was das für das Gesundheitssystem bedeutet, brauchen wir diese strengen Absonderungsmaßnahmen.“
Ähnliches gab es auch in der Übergangsphase, als im Sommer die Delta-Variante aufgetaucht ist. Bei Delta gilt mittlerweile, dass sich Infizierte nach fünf Tagen freitesten können. Kontaktpersonen, die geimpft oder genesen sind, werden Selbstisolation und regelmäßige Tests lediglich empfohlen.
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