Omikron: Drei gute und drei schlechte Nachrichten
Die neue Variante ist in Europa angekommen – in Großbritannien ist bereits jeder dritte neue Fall auf Omikron zurückzuführen. Laut Berechnungen könnte Omikron bereits Ende der Woche die dominierende Variante mit mehr als 50 Prozent der Neuinfektionen sein. Auch in Dänemark wird Omikron voraussichtlich in den nächsten Tagen Delta ablösen. In Österreich wird dies für Jänner erwartet.
Bisher wurden innerhalb der EU laut der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC Fälle aus 23 Ländern gemeldet (Stand 13. Dezember). Nur noch 13 Prozent davon werden mit Reisen in Verbindung gebracht. Was erwartet uns in den nächsten Wochen? Die bisherigen Erkenntnisse lassen sich in gute und schlechte Nachrichten einteilen:
Die guten Nachrichten
- Milder Verlauf: Alle gemeldeten Infektionen, für die Informationen zum Schweregrad vorliegen, verliefen laut ECDC entweder asymptomatisch oder mild. Bisher wurden in der EU keine Todesfälle in Zusammenhang mit Omikron gemeldet (in Großbritannien ist einem Medienbericht zufolge allerdings erstmals ein Covid-19-Patient an einer Infektion mit der neuen Corona-Variante Omikron gestorben), wobei die Zahl der bestätigten Fälle noch zu gering ist, um langfristige Schlüsse zu ziehen. Das deckt sich auch mit Daten außerhalb der EU, etwa aus Südafrika oder Großbritannien. Einige Experten vermuten, dass der Impffortschritt in den Ländern, in denen Omikron aufgetreten ist, für die bisher überwiegend als mild gemeldeten Verläufe sorgt. "Um es klar zu sagen: Derzeit liegen keine überzeugenden Daten vor, dass die milden Verläufe durch die neue Variante selbst verursacht werden. Corona ist kein Schnupfen. Wer nicht immun ist, bleibt weiterhin gefährdet", schreibt der Molekularbiologe Ullrich Elling auf Twitter.
- Die Impfung schützt: Zwar kann sich Omikron auch unter Geimpften ausbreiten, erste Ergebnisse zeigen aber, dass Personen, die drei Impfungen erhalten hatten, je nach Impfstoff zu 70 bis 75 Prozent geschützt sind. Das ist weniger als bei Delta, aber reduziert das Risiko für schwere Verläufe und Todesfälle. Notwendig sind allerdings drei Impfungen, wie eine von britischen Gesundheitsbehörden veröffentlichte Impfstoffstudie zeigt: Bei Menschen, die nur zwei Dosen von Biontech/Pfizer erhalten hatten, konnte nur eine Wirksamkeit von 35 Prozent bei der Vorbeugung einer symptomatischen Infektion nachgewiesen werden. Eine dritte Dosis des Biontech/Pfizer-Impfstoffs erhöhte die Wirksamkeit auf 75 Prozent. Zwei Dosen des Impfstoffs von AstraZeneca schienen mehrere Monate nach der Impfung keinen Schutz gegen eine symptomatische Infektion durch Omikron zu bieten. Wurde mit Biontech/Pfizer aufgefrischt, stieg die Wirksamkeit jedoch auf 71 Prozent. Das bestätigt die Notwendigkeit eines Boosters. Alle Hersteller untersuchen derzeit, ob eine Anpassung ihrer Impfstoffe notwendig ist. Erwartet wird, dass die Impfungen trotz Mutation einen gewissen Schutz vor Krankenhausaufenthalten und Todesfällen bieten, da das Immunsystem zumindest Teile des Virus erkennt.
- Maßnahmen schützen: Die bekannten Vorkehrungen, wie Maske tragen, Abstand halten und Menschenansammlungen meiden, reduzieren auch die Wahrscheinlichkeit, sich mit Omikron zu infizieren. Wie diese letztlich in Österreich politisch geregelt werden, ob es etwa eine Verschärfung von Zutrittsregeln gibt, ist noch nicht bekannt. In Dänemark, wo mittlerweile rund 800 Omikron-Fälle aufgetreten sind, wurden sie deutlich verschärft. In Schulen wurden etwa die Weihnachtsferien vorgezogen, die Nachtgastronomie muss schließen und Masken müssen wieder verstärkt getragen werden.
Die schlechten Nachrichten
- Deutlich ansteckender: Haushaltsstudien zeigen, dass eine Person, die mit der Omikron-Variante infiziert ist, das Virus etwa dreimal so wahrscheinlich an andere Mitglieder ihres Haushalts weitergibt als eine Person, die mit der Delta-Variante infiziert ist. Und: Bei engem Kontakt mit einem Omikron-Fall ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus anzustecken, etwa doppelt so hoch wie bei einem engen Kontakt mit einer mit Delta infizierten Person.
- Schnelles Ansteigen: Die höhere Infektiosität führt ersten Beobachtungen zufolge dazu, dass sich die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von zwei bis drei Tagen verdoppelt, wie Daten aus Großbritannien nahelegen. Das kann eine Belastung des Gesundheitssystems bedingen. Auch wenn bisher viele Verläufe als mild gemeldet wurden, gibt es auch Berichte aus Großbritannien von ersten Spitalspatienten mit Omikron. Je mehr Menschen sich infizieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch Schwerkranke darunter sind.
- Neuerliche Infektion wahrscheinlicher: Wer genesen aber nicht geimpft ist, scheint laut bisherigen Daten nicht gut vor Omikron geschützt zu sein. Daten aus Großbritannien zeigen ein drei- bis achtfach höheres Risiko für eine erneute Infektion, Daten aus Südafrika kommen zu einem 2,4-fach erhöhten Risiko. Auch für Genesene ist eine Booster-Impfung daher empfehlenswert.
Experten wie der Molekularbiologe Andreas Bergthaler oder Ulrich Elling setzen sich dafür ein, Vorkehrungen für Omikron in Österreich zu treffen. Bergthaler glaubt etwa, dass 2-G-Plus eine gute Methode ist, um die Infektionszahlen niedriger zu halten. "Ich hoffe, dass wir alle dazulernen. Nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Politik und man nicht erst auf den letzten Drücker Maßnahmen setzt", so Bergthaler.
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