Schulen bleiben also für Betreuung und pädagogische Unterstützung „offen“. Wer dieses Angebot wahrnehmen muss oder möchte, darf das auch. Immerhin hat Bildungsminister Heinz Faßmann in einem offenen Brief an die Eltern betont: „Wenn Ihnen oder Ihren Kindern die Decke auf den Kopf fällt, dann lassen Sie Ihr Kind am besten vorübergehend wieder zur Schule gehen. Ein oder zwei Tage sind oft schon eine große Entlastung.“
Also offene Schulen für alle? Diese Botschaft möchte man aufgrund der hohen Infektionszahlen eben auch nicht ventilieren – zumindest nicht zu vehement. Ziel ist und bleibt es, dass so viele Schüler wie möglich das Angebot des Distance Learnings wahrnehmen und zuhause bleiben. Dafür sollen zusätzliche Leihgeräte zur Verfügung gestellt werden. Der heutige Montag ist dafür da, Schüler auf das Distance Learning vorzubereiten und zu akkordieren, wie viele Kinder zu welchem Zeitpunkt in den Schulen betreut werden müssen – tageweise, stundenweise.
Das Bildungsministerium rechnet damit, dass rund 20 Prozent der Kinder weiterhin die Schulgebäude aufsuchen werden. Während des ersten Lockdowns bewegte sich dieser Prozentsatz noch im niedrigen einstelligen Bereich.
Die Opposition bleibt bei ihrer fundamentalen Kritik: Die Schulen seien in Wahrheit geschlossen, da wie bereits im März kein Unterricht stattfinden werde, meinte Martina Künsberg Sarre, Bildungssprecherin der Neos. Etwas anderes zu behaupten sei „unehrlich und falsch“. SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner bekräftigte ihre Kritik, dass Kinder kein „Infektionstreiber“ seien und es deshalb „grundfalsch ist, Schulen zu schließen“. Kinder hätten verglichen mit Erwachsenen nur ein Zehntel der Infektionsrate.
Entspannter reagierte die Wiener Bildungsdirektion: Die Vorgaben seien klar und es gehe jetzt darum, sie in kurzer Zeit in die Breite zu kommunizieren. Zudem sehe man beim Punkt der „pädagogischen Betreuung“ durchaus einen Unterschied im Vergleich zum März.
Ähnlich äußerte sich die Gewerkschaft. Der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger betonte im Gespräch mit dem KURIER, dass nun ein Schulterschluss nötig sei: „Schulen haben sehr wohl Einfluss auf das Infektionsgeschehen. Im Moment geht es darum, dass die Infektionszahlen wieder sinken.“
Es gebe dennoch nach wie vor Engpässe beim Personal, bei den Sicherheits- und Hygienemaßnahmen und digitalen Geräten, betonte Kimberger. „Das sind Dinge, die man kritisieren muss.“ Hervorheben wolle er in diesem Zusammenhang den Bereich der Sonderpädagogik: „Hier geht es um Kinder mit besonderen Bedürfnissen, wo der Abstand und Sicherheitsmaßnahmen in dieser Form nicht eingehalten werden können.“
Er fordere zusätzliche Schutzmaßnahmen und mehr Unterstützung in diesem Bereich, so Kimberger. An Sonderschulen wird laut Bildungsministerium ausnahmsweise weiterhin Präsenzunterricht stattfinden. Eine Umstellung auf Fernunterricht sei aufgrund der Einschränkungen für die Schüler nicht möglich. Keinen Spielraum gibt es diesmal beim Rechtsanspruch von Eltern auf Sonderbetreuungszeit, bei der Dienstgebern die anfallenden Kosten von Mitarbeitern abgegolten werden, wenn diese ihre Kinder zuhause betreuen müssen.
Im März war das in Absprache zwischen Dienstgeber und Mitarbeiter noch möglich. Der Lockdown begründete damals den Rechtsanspruch – was diesmal nicht der Fall ist. Anspruch auf Sonderbetreuungszeit haben Eltern nur, wenn Schulen und Kindergärten tatsächlich geschlossen sind – etwa wegen eines epidemischen Ausbruchs. Das bestätigte Arbeitsministerin Christine Aschbacher am Sonntag.
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