Neue Corona-Verordnung: Gesichtsschilde werden verboten

Neue Corona-Verordnung: Gesichtsschilde werden verboten
Dem KURIER liegt ein Entwurf der neuen Verordnung vor. Für das Verbot gibt es eine Übergangsfrist. Die Visiere hätten sich nicht als geeignet erwiesen, Aerosole zu hemmen, wird begründet.

Angezweifelt wird ihre Wirkung ja schon lange: Wie soll eine geschwungene Plastikplatte, die links, rechts, oben und unten offen ist, Tröpfchen abhalten?

Jetzt schafft die türkis-grüne Regierung Fakten: Gesichtsschilde – die sogenannten „Face-Shields“ – sollen verboten werden.  Überall, wo in Österreich Maskenpflicht gilt, werden sie dann als Schutzvorrichtung nicht mehr anerkannt.

Das geht aus dem Entwurf der neuen Corona-Verordnung hervor, die am Freitag in Kraft treten soll. Dem KURIER liegt der Text samt Beiblatt mit Erläuterungen vor.

Anschober bestätigt Faceshield-Verbot mit Übergangsfrist und Ausnahmen

Im Gesetzestext wird an jenen Passagen, in denen von einem Mund-Nasen-Schutz die Rede ist, dem Begriff „abdeckend“ die Wortfolge „und eng anliegend“ angefügt. Und das trifft wohl nur auf die klassische Maske zu.

"Nicht geeignet"

In den Erläuterungen heißt es dazu: „Hintergrund ist eine verdichtete Evidenz, nach der insbesondere ‚Face Shields‘ keine den klassischen Masken vergleichbare aerosolhemmende Wirkung haben.“ Im Verordnungsakt gibt es dazu eine dokumentierte Studie, wird angemerkt.

Und weiter: „Mechanische Schutzvorrichtungen wie ‚Face Shields‘ oder (umso mehr) ‚Mini Face Shields‘ haben sich somit als nicht zur Verhinderung der Verbreitung von Covid-19 geeignet erwiesen und sind daher nunmehr verboten.“

Mit „Mini Face Shields“ sind die Kinn-Schilde gemeint, die wegen ihres Tragekomforts besonders bei Kellnern beliebt sind.

Ein Verbot steht schon länger im Raum – bei Handel und Gastronomie sah man das bislang gelassen. Ein Umstieg auf klassische Masken sei kurzfristig möglich, sagte jüngst der Wiener Gastronomie-Spartenobmann Peter Dobcak. 

Erst im September erschien eine US-Studie, wonach die Visiere am wenigsten vor Ansteckung schützen. In einer Simulation von Forschern wurde sichtbar, dass das Schild beim Husten und Niesen zwar die Vorwärtsbewegung der Tröpfchen blockt, diese sich aber um das Visier herum im Raum verteilen.

Übergangsfrist noch offen

Am Montag, als die Regierung neue Maßnahmen verkündete, war von dem Visier-Verbot noch keine Rede, nur von neuen Beschränkungen für Veranstaltungen und private Zusammenkünfte. 

Den nun vorliegenden Entwurf will das Gesundheitsministerium am Mittwochabend  nicht kommentieren.

Dem KURIER wird jedoch  von zwei Quellen bestätigt, dass Türkis-Grün das Verbot bereits fixiert hat. Offen ist, ab wann es gilt. Die Verordnung tritt an sich am Freitag in Kraft – für das Gesichtsschild-Verbot will man aber eine kurze Übergangsfrist einplanen.

Wirbel um Endabstimmung

Am Mittwoch gab es zu dem Thema noch heftigen Ärger:  Der Entwurf soll am Montag ausschließlich an ÖVP-geführte Länder verschickt worden sein – Wien, Kärnten und das Burgenland fehlten im Mailverteiler.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner: „In so einer Situation muss es darum gehen, die Virus-Ausbreitung gemeinsam einzudämmen und sich bestmöglich abzustimmen und nicht nur darauf zu schauen, wie ich einen politischen Vorteil bekomme. Dieser Vorfall ist höchst aufklärungsbedürftig.“

Die ÖVP weist die Vorwürfe zurück: Die Maßnahmen seien in der Videokonferenz am Montag mit allen Landeshauptleuten besprochen worden. Beim Mailverkehr sei es nur um Koordination innerhalb der Partei gegangen.

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