Vavrik-Wechsel: Die ÖVP hat wieder zugeschnappt

ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka und NEOS-Abgeordneter Christoph Vavrik
Der ehemalige NEOS-Abgeordnete Christoph Vavrik sollte eigentlich ganz aus dem Nationalrat ausscheiden. Nun wechselt er zur ÖVP, die jetzt bei 51 Mandaten steht - die SPÖ bei 52.

Und da waren es 51 Mandatare. Der ÖVP-Klub hat politischen Zuwachs bekommen. Der NEOS-Abgeordnete Christoph Vavrik, der bei den Pinken im vergangenen Herbst in Ungnade gefallen ist, wechselt in den schwarzen Parlamentsklub. "Ich habe schon immer ÖVP gewählt", erklärte Vavrik, "ich sehe in dieser Partei die einzig positive Kraft für die Erneuerung Österreichs."

Der Überläufer hat vor wenigen Tagen einen Brief an ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka geschrieben, in dem er sein Interesse für einen Wechsel zur ÖVP kundtat. Die NEOS wussten davon aber nichts. Auf KURIER-Anfrage hieß es aus dem Parlamentsklub der Pinken, dass man erst am Donnerstag vom Entschluss Vavriks erfahren habe - per E-Mail.

Pikant an der Sache ist, dass der ehemalige Manager Vavrik eigentlich ganz aus dem Nationalrat hätte ausscheiden sollen. Somit wäre sein Sitz der Listennächsten, also Daniela Schwarz, übergeben worden. Der 55-Jährige dementierte diese Vereinbarung. Er selbst wollte nie sein Mandat zurücklegen, er habe nur gesagt, dass er die Partei verlassen werde. Vavrik ist Gründungsmitglied der Pinken - wie auch Niko Alm, der sich am selben Tag aus der Politk verabschiedet hat.

Nun verlieren die NEOS ein Mandat, das fliegend zur ÖVP geht. Im Parlament ändert sich demensprechend auch die Sitzverteilung. Die ÖVP hat es immerhin geschafft, seit der Nationalratswahl 2013 von 47 auf 51 Sitze zu steigen.

https://datawrapper.dwcdn.net/cecwb/1/ 100% 350 {"allowfullscreen":"allowfullscreen","allowtransparency":"allowtransparency","frameborder":"0","id":"datawrapper-chart-cecwb","mozallowfullscreen":"mozallowfullscreen","msallowfullscreen":"msallowfullscreen","oallowfullscreen":"oallowfullscreen","webkitallowfullscreen":"webkitallowfullscreen"} Homphobes Posting

Vavrik hatte Anfang November des vergangenen Jahres in einem Facebook-Eintrag einen Artikel über eine Adoption durch ein Homosexuellen-Paar verlinkt und dazu gepostet: "Künftige Zivilisationen werden auf solche gesellschaftlichen Abartigkeiten mit demselben Unverständnis blicken wie wir auf die Sklaverei."

Aus der eigenen Partei sowie von außen hatte der Abgeordnete massive Kritik geerntet. Vavrik betonte, dass er sich in der Wortwahl arg vergriffen habe und sich "nochmals entschuldigen" dafür entschuldigen möchte.

Für NEOS-Generalsekreätr Nikola Donig ist es bezeichnend, "dass die ÖVP sich heute als 'politische Heimat' für homophobe Äußerungen sieht. Das sagt alles über Stil und Einstellung der handelnden Personen."

https://images.kurier.at/46-93100847.jpg/255.279.962 APA/GEORG HOCHMUTH PK "NEOS-ABGEORDNETER VAVRIK WECHSELT ZUR ÖVP": LO ABD0034_20170330 - WIEN - ÖSTERREICH: ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka (L) und NEOS-Abgeordneter Christoph Vavrik am Donnerstag, 30. März 2017, im Rahmen einer PK im Parlament in Wien anl. des Wechsels des NEOS-Abgeordneten Vavrik zur ÖVP. - FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH "Aufnahme einstimmig begrüßt"

ÖVP-Klubchef Lopatka, der schon die ehemaligen Team-Stronach-Mandatare Marcus Franz (wieder freier Abgeordnete), Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschweiger zu den Schwarzen geholt, betonte, dass alle Menschen eine zweite Chance verdient haben. "Wir akzeptieren also seine Entschuldigung."

Außerdem sei Vavrik ein "exzellenter Diplomat, Manager, Sozial- und Wirtschaftswissenschafter sowie politischer Kopf". Es sei zwar "kompliziert" für die ÖVP zu kandidieren, aber wenn jemand in den schwarzen Klub möchte, erklärte Lopatka, dann sei es "ziemlich einfach". Überhaupt würde sich der Steuerzahler nun "Geld ersparen", weil ein größerer Klub (ÖVP) pro Mandatar weniger Geld bekäme als ein kleiner Klub (NEOS).

Umstrittene Mandatare

Dass Nationalratsabgeordnete zur ÖVP wechseln, ist nicht neu. Lopatka, der als VP-Mastermind gilt, holte im Juni 2015 die damals umstrittenen Team Stronach-Mandatare Marcus Franz und Georg Vetter in die Regierungsfraktion. Ein paar Wochen später wechselten Kathrin Nachbaur und Rouven Ertlschweiger - ebenfalls Team Stronach - zum schwarzen Klub.

Aber ein glückliches Händchen hat Lopatka nicht immer. Vor gut einem Jahr hat Marcus Franz die ÖVP verlassen. Als Grund wurde eine von ihm aufgestellte "Theorie" zur deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel angegeben. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hole deswegen so viele Flüchtlinge ins Land, weil sie damit ihre Kinderlosigkeit "wieder gut machen" wolle, schreibt er in einem aktuellen Blogeintrag.

https://twitter.com/ReinholdLopatka/status/704307795231956992 Reinhold Lopatka (@ReinholdLopatka

Als Lopatka Franz zur ÖVP holte, hießt es noch, man solle den Mandatar nicht auf ein oder zwei Aussagen reduzieren. Wenig später fühlte sich der Klubobmann doch dazu veranlasst, sich für seinen Kollegen öffentlich zu entschuldigen.

NEOS-Abgeordneter Vavrik wechselt zur ÖVP

Der Wechsel des NEOS-Abgeordneten Vavrik ruft Unmut bei anderen Parlamentsparteien hervor. Kritik gab es vor allem am schwarzen Klubobmann Lopatka. Dessen SPÖ-Pendant Andreas Schieder sprach am Donnerstag in einer Aussendung von einem "moralischen Tiefpunkt in der parlamentarischen Arbeit". Grünen-Klubchefin Eva Glawischnig warf Lopatka "Machtspiele" vor.

"Es ist bedenklich, wenn Abgeordnete wie am Transfermarkt hin-und herwechseln", kritisierte Schieder sowohl Lopatka, als auch Vavrik. Und es ist auffällig, dass bei allen diesen Vorgängen Lopatka seine Hände im Spiel hat", so Schieder. Dass Vavrik nach seinen homophoben Äußerungen sein Mandat nicht zur Verfügung stellt, sei ein "unwürdiges Schauspiel". Lopatkas "Taschenspielertricks" und der Machtwille, dem offenbar alles andere untergeordnet werde, schadeten der Glaubwürdigkeit der Politik.

Ähnlich warf auch Glawischnig Lopatka Machtspiele vor. Und die Grünen-Chefin fragte sich, warum für Vavrik Platz in der ÖVP sei, "obwohl Homosexualität für ihn offenbar etwas Abartiges ist". Dies zeige einmal mehr, "wie rückwärtsgewandt die gesellschaftspolitischen Einstellungen der ÖVP nach wie vor sind". "Bei Lopatka wundert mich nichts mehr", so Glawischnig weiter. Niemand werde glauben, dass dieser eine solche Entscheidung im Vorfeld einer Nationalratswahl im Alleingang treffen kann.

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