Nach Burger-Video: Kanzler Nehammer will auf "sensiblere Sprache" achten
Im Wiener Schutzhaus auf der Schmelz traf heute Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) mit Entsandten von 12 Hilfsorganisationen zusammen. Er wollte "einige Dinge wieder ins rechte Licht rücken", immerhin sei das von ihm im Netz kursierende Handy-Video "manipulativ zusammengeschnitten" gewesen.
Dessen ungeachtet haben die nun geladenen NGOs schon am Donnerstag diverse Vorschläge im Kampf gegen Armut geäußert.
Caritas und Diakonie warben etwa für eine Wiedereinführung der Mindestsicherung in ihrer alten Form und für ein Paket gegen Kinderarmut. "Licht ins Dunkel" will die Diskriminierung Behinderter beispielsweise am Arbeitsmarkt thematisieren und auch die Situation Alleinerziehender schildern.
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Zum Treffen selbst: Eine Vertreterin der Caritas konfrontierte Nehammer mit ihren Erfahrungen aus den Lerncafes: „Wir arbeiten mit Kindern und Familien, die armutsgefährdet sind. Die Kinder, mit denen wir arbeiten, leisten Großartiges. Sie haben oft kein eigenes Zimmer, keine EDV-Ausrüstung und können nicht am sozialen Leben teilnehmen oder Freunde einladen, weil ihnen die Wohnsituation peinlich ist." All diese Eltern würden ihre Verantwortung sehr wohl wahrnehmen. Aber gerade bei Alleinerziehenden mit zwei oder drei Kindern brauche es mitunter zwei Jobs, damit es fürs Nötigste reicht.
Aus der Stadt-Diakonie kam die Anregung, nicht über, sondern mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen.
Nehammer hielt fest, dass sein Burger-Beispiel wohl nicht das beste und dem "Setting" geschuldet war ("Am Fußballplatz redet man anders als beim Elternsprechtag").
Was die Arbeit von alleinerziehenden Müttern angeht, sah sich der ÖVP-Chef als Opfer eine Manipulation. "Mir wurde unterstellt, ich hätte Mütter dazu aufgefordert, mehr zu arbeiten. Das ist nicht so, denn es ist geradezu unvorstellbar, was Alleinerziehende leisten." Ihm, Nehammer, sei es nur darum gegangen zu sagen, dass Menschen ohne Fürsorge- oder Pflegeverpflichtungen mehr arbeiten müssten, wenn sie mehr Einkommen haben wollen. Der Staat könne nicht immer alles ausgleichen.
Nach gut eineinhalb Stunden gaben sich die meisten Teilnehmer zumindest vorsichtig positiv. "Man muss anerkennen, dass es ein solches Angebot des Dialogs in der Form noch nicht gegeben hat", sagt etwa Josef Schmoll, Präsident des niederösterreichischen Roten Kreuzes zum KURIER. Er glaube sehr wohl, dass der Regierungschef die ein oder andere Anregung mitnehme.
Und der Kanzler? Er nahm unter anderem mit, dass man sich bei der "Sensibilisierung der Sprache" immer bemühen müsse und man idealerweise besser mit- als übereinander spreche.
Mit dabei waren folgende Organisationen:
- Arbeitsmarktservice
- Arbeiterkammer
- Wirtschaftskammer
- Landwirtschaftskammer
- Rotes Kreuz
- Samariterbund
- Licht ins Dunkel
- Katholische Frauenbewegung Österreich
- Caritas
- Diakonie
- SOMA Sozialmärkte
- St. Elisabeth Stiftung
- Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Jugendwohlfahrt
Auslöser der Veranstaltung in einem Schutzhaus in Wien war ein an die Öffentlichkeit gespieltes Video über einen Auftritt Nehammers in Hallein, wo er etwa die hohe Teilzeit-Quote von Frauen beklagte, die Sozialpartner sinngemäß als Bremser kritisierte und meinte, dass in Österreich niemand hungern müsse, indem er auf Hamburger-Preise verwies.
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