"Frag den Kanzler": NGOs bringen Vorschläge gegen Kinderarmut mit
Am Tag vor dem Treffen von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) mit Entsandten von Hilfsorganisationen haben diese diverse Vorschläge geäußert. Caritas und Diakonie warben etwa für eine Wiedereinführung der Mindestsicherung in ihrer alten Form und für ein Paket gegen Kinderarmut. "Licht ins Dunkel" will die Diskriminierung Behinderter beispielsweise am Arbeitsmarkt thematisieren und auch die Situation Alleinerziehender schildern.
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Auslöser der Veranstaltung in einem Schutzhaus in Wien war ein an die Öffentlichkeit gespieltes Video über einen Auftritt Nehammes in Hallein, wo er etwa die hohe Teilzeit-Quote von Frauen beklagte, die Sozialpartner sinngemäß als Bremser kritisierte und meinte, dass in Österreich niemand hungern müsse, indem er auf Hamburger-Preise verwies.
Die darauf folgende teils scharfe Kritik motivierte den ÖVP-Chef, 13 Organisationen einzuladen, jeweils vier Personen für einen persönlichen Austausch zu nominieren.
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Zu den auserwählten Gruppen zählen Caritas, Diakonie, "Licht ins Dunkel", Rotes Kreuz und Samariterbund ebenso wie Arbeiter-, Wirtschafts- und Landwirtschaftskammer sowie das AMS. Caritas-Präsident Michael Landau meinte am Donnerstag in einer Aussendung, man werde das Treffen am Freitag nutzen und über die Lebensrealitäten von Menschen in Not hier in Österreich berichten, und fügte etwas spitz an: "Dass dieser Bildabgleich nötig ist, haben die letzten Tage und Wochen gezeigt."
Diakonie-Direktorin Katharina Maria Moser betonte, im Gesundheitssystem, in der Bildung und in der Prävention gebe es große Herausforderungen und Lücken - gerade für Kinder, die sozial benachteiligt seien. Unter anderem verlangt sie warmes Essen oder gesunde Jause in der Schule. Diese seien ein guter Beitrag für alle Kinder, aber besonders helfe es Ärmeren.
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Das Netzwerk Armutskonferenz wiederum schlägt die Gründung einer Wohnbau-Investitionsbank vor, die Ressourcen für neues günstigeres Wohnen schaffen könnte. Die Katholische Frauenbewegung wünscht sich neben einer Sozialhilfereform, der Anhebung der Ausgleichszulage, einer Kindergrundsicherung und dem Ausbau der Kinderbetreuung auch bewusstseinsbildende Maßnahmen, die auf eine faire Aufteilung der Verantwortung zwischen Mann und Frau abzielen. Denn Armut sei "verknüpft mit Geschlechterklischees und Frauendiskriminierung", so die Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl gegenüber Kathpress.
Die Volkshilfe, die zwar nicht unter den Geladenen ist, forderte am Donnerstag ebenfalls eine dringende Reform der Sozialhilfe, eine Kindergrundsicherung sowie die Erhöhung des Arbeitslosengeldes. "Wir brauchen Mindeststandards bei der Sozialhilfe statt Höchstsätze, keinen Abzug der Wohnbeihilfen und bundeseinheitlich geregelte Kinderrichtsätze als Mindeststandard", so Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger in einer Aussendung.
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