Womit man beim Bundeskanzler ist. Karl Nehammer hat vergangene Woche in einem publik gewordenen Video sinngemäß erklärt, kein Kind müsse auf ein warmes Essen verzichten. Ein Burger koste 1,40 Euro – auch wenn das nicht die gesündeste Mahlzeit sei.
Die nach dem Video losgebrochene Kritik (Nehammer hatte zudem erklärt, nicht jede Frau in Teilzeit tue das wegen fehlender Kinderbetreuung) beantwortete der ÖVP-Chef mit einem Video, in dem er bei seiner Einschätzung blieb. Später gab es noch ein Angebot: Bei einem Heurigen wollte der Kanzler 13 NGOs treffen.
Das Problem dabei: Die Mehrzahl empfand den Termin als Provokation. Bei 13 NGOs, die jeweils vier Teilnehmer nominieren sollten, bleiben pro Person nicht einmal zwei Minuten Redezeit. Und auch der Heurigen wurde als suboptimale empfunden. Bei Stelze und Spritzer, so die Kritik, redet man nicht über Hungernde.
Das Büro des Kanzlers hat den Termin nun verschoben (man trifft sich am Freitag und im Schutzhaus auf der Schmelz). An der grundsätzlichen Kritik dürfte sich aber wenig ändern.
Einer, der am Freitag bei „Frag den Kanzler“ teilnimmt, ist Imre Siska. Siska leitet die „Individuelle Spontanhilfe“ des Roten Kreuzes, wo unter anderem Menschen vorstellig werden, die ihre Strom- oder sonstigen Rechnungen nicht bezahlen können.
Der Experte hat zwei Botschaften, die er am Freitag beim Kanzler loswerden will.
Die eine lautet: „Der Andrang hat spürbar zugenommen. Wir helfen rund 5.000 Haushalten und hatten seit Jänner 13.000 entgangene Anrufe, die wir gar nicht bearbeiten konnten.“ Zahlungsschwierigkeiten seien kein Phänomen von klassischen Sozialfällen. „Das reicht mittlerweile weit in die Mittelschicht hinein“, sagt Siska. Seine andere, durchaus positive Botschaft: „Es gibt mittlerweile auch gut funktionierende Hilfsprogramme.“ Viel besser als der Satz „Es gibt keine Armut“, gefällt ihm daher der: „ Ja, die Not nimmt mancherorts zu – aber wir haben auch Wege und Mittel, um sie solidarisch zu bekämpfen.“
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