Verschiedene Datensätze können jederzeit miteinander verbunden werden – sei es die Sozialversicherung, die Krankenakte oder Kontaktdaten. Ärzte, Patienten und Behörden können somit Gesundheitsdaten übersichtlich und schnell einsehen. Auch Forschungseinrichtungen dürfen die Daten verwenden.
Was hat Österreichs Regierung jetzt vor?
Zuerst wollen Rauch und Tursky herausfinden, was datenschutzrechtlich in Österreich möglich ist. Dann wollen sie unvollständige Datensätze verbessern und diese vernetzen. Das hätte mehrere Vorteile: Gesundheitsbehörden könnten flotter auf ansteckende Krankheiten reagieren, Ärzte hätten schneller einen Überblick über das Krankheitsbild ihres Patienten.
Wo liegt derzeit das große Problem?
Das lässt sich etwa anhand der elektronischen Gesundheitsakte ELGA erklären. Sie wurde 2013 eingeführt, sollte einfach zu bedienen sein und Ärzten – wie auch den Patienten selbst – quasi per Mausklick einen schnellen Überblick über zurückliegende Untersuchungen geben. Das Problem: ELGA erfüllt diese Anforderungen derzeit nicht. Im Gegenteil, es handelt sich um eine Auflistung von PDF-Dateien, die man einzeln öffnen muss. Der Arzt sieht nicht sofort, welche Beschwerden ein Patient in der Vergangenheit hatte. Viele Einträge geben keine Auskunft über den Zweck eines zurückliegenden Arzttermins. Weder die Forschung noch Behörden können den Datenwust verwenden. Und auch interessierte Patienten machen eher ernüchternde ELGA-Erfahrungen, wenn sie zum Beispiel alte Befunde finden wollen.
Wie soll sich ELGA verändern?
Tursky will ELGA zu einer „elektronischen Gesundheitsakte“ machen, „bei der die Bürgerinnen und Bürger im Zentrum stehen. Sie sollen einen schnellen Überblick über ihre gesamten Befunde und Gesundheitsinformationen haben“. Damit kombinieren wollen Tursky und Rauch Apps, die Ärzten und Patienten den Alltag erleichtern. Finnland liefert hier einige gute Beispiele. Es ist dünn besiedelt, der Weg zum nächsten Arzt ist oft weit. Deshalb investiert es stark in Telemedizin. In Helsinki können Patienten via App direkt mit medizinischem Personal chatten, Erstdiagnosen erhalten, Termine vereinbaren.
Welche Gefahren birgt die Datenvernetzung?
Für welche Zwecke darf die Regierung Gesundheitsdaten verwenden? Was ist ethisch gerechtfertigt? Zehn Prozent der finnischen Bevölkerung verursachen 80 Prozent der Behandlungskosten. Diese zehn Prozent können relativ leicht über die gesammelten Daten ausfindig gemacht und für eine Untersuchung oder Behandlung kontaktiert werden. Das kann dem Gesundheitssystem Milliarden sparen und Leben retten. Aber was, wenn eine Person das gar nicht will? Zwar können finnische Bürger die Herausgabe von Daten verweigern. Laut Findata, Finnlands Behörde für Gesundheitsdaten, haben aber nur 211 von 5,6 Millionen Finnen diese Option gewählt. „Das Vertrauen in Politik, Medien und Technologien ist in Finnland hoch“, sagt Mikko Rusama, Chief Digital Officer der Hauptstadt Helsinki. In Österreich haben sich drei Prozent der Bevölkerung von ELGA abgemeldet.
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