Missbrauch verhindern: Polaschek setzt auf "Kinderschutzteams" an Schulen

Missbrauch verhindern: Polaschek setzt auf "Kinderschutzteams" an Schulen
Lehrer sollen künftig schneller eingreifen, wenn ihnen „etwas merkwürdig erscheint“. Maßnahme ab kommendem Schuljahr.

Die Regierung hat ein Kinderschutzpaket präsentiert. Dieses umfasst nicht nur härtere Strafen für Täter bei Kindesmissbrauch, sondern auch Präventionsmaßnahmen an Schulen. Was sich ändern soll, hat Bildungsminister Martin Polaschek im Gespräch mit dem KURIER erklärt.

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Ab wann gilt das Kinderschutzkonzept?

Ab dem kommenden Schuljahr. Vergangenen Jänner wurde bereits eine Taskforce im Bildungsministerium eingerichtet. Zudem seien „sehr schnell“ entsprechende Online-Schulungen für die Schulqualitätsmanager angeboten worden, sagt Polaschek. „Die haben den Überblick, was an den einzelnen Schulen geschieht. Ihre Aufgabe ist es dann, die Lehrerinnen und Lehrer zu sensibilisieren.“ Das soll vor allem bei Fort- und Weiterbildungen passieren – vor Ort und jeweils an die Schulstufen angepasst. Die Schulen sollen dann sogenannte „Kinderschutzteams“ erstellen.

Worum handelt es sich bei diesen Kinderschutzteams?

Sie werden aus Lehrern bestehen, die etwa als Ansprechperson bei Verdachtsfällen dienen. Im Rahmen der Schulpartnerschaft werden aber auch Schüler und Eltern eingebunden. Warum auch Eltern und Schüler? „Wenn es zum Beispiel die Vermutung gibt, dass Kinder betroffen sind, ist es gut unterschiedlichste Ansprechpartner zu haben“, sagt Polaschek.

Wie genau läuft die Arbeit der Teams ab?

Details sind noch offen. „Wir wollen den Schulen jedenfalls möglichst viele vorgefertigte Texte und Informationen geben, damit der Verwaltungsaufwand so gering wie möglich ist.“ Zusätzliches Unterstützungspersonal werde aber nicht angestellt. Polaschek verweist darauf, dass die Zahl der Schulpsychologen heuer um 20 Prozent aufgestockt worden sei.

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Worauf sollen die Kinderschutzteams achten?

Anlassfälle hätten gezeigt: Es sei auf den ersten Blick oft nicht erkennbar, dass eine Art von Missbrauch passiere, sagt Polaschek. Das liege auch daran, dass die Täter teils hohe kriminelle Energie und Fantasie hätten. „Deshalb sind die Erfahrungen aus konkreten Fällen in das Konzept eingeflossen, um die Lehrer zu sensibilisieren“, sagt Polaschek. „Das soll dazu führen, dass Lehrer künftig schneller hinterfragen, warum Kinder oder Kollegen etwas tun, das auffällig ist. Die Lehrerinnen und Lehrer sind jetzt auch mehr gefordert, es nicht als Zufall oder Streich abzutun, wenn etwas merkwürdig erscheint.“

Was passiert, wenn ein Fall gemeldet wird?

Wen kontaktiere ich? Worauf muss ich achten? Was kann ich tun, um dem einem betroffenen Kind zu helfen? Für diese Fragen will das Bildungsministerium detaillierte Ablaufpläne ausarbeiten. Die Schulen sollen diese Pläne in einer Risikoanalyse wiederum an ihre Gegebenheiten anpassen. Wenn es einen Verdachtsfall gibt, sollen die Schulen – erstverantwortlich die Direktoren – konkret geregelt haben, welche Ansprechperson in der Bildungsdirektion zu verständigen ist.

Auch für den Umgang mit den Behörden, Kindern und den Medien soll es Pläne geben. Was dabei immer gelten soll, betont Polaschek: Ein Vier-Augen-Prinzip.

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