Dabei hatte sich in den ersten Jahren seiner Amtszeit noch ein Erfolg nach den anderen gereiht: Begonnen mit der überraschend schnellen Einigung der zerstrittenen Landespartei, nachdem Ludwig seinen Kontrahenten Andreas Schieder im zähen Kampf und die Nachfolge von Langzeit-Bürgermeister Michael Häupl in einer Kampfabstimmung schlagen konnte.
Corona-Management
Was auch beim Wähler ankommen sollte: Bei seinem ersten Antreten konnte Ludwig 2020 die Wiener SPÖ mit einem Plus von 2 Prozent auf 41,6 Prozent hieven. In den Umfragen ging es in den kommenden Monaten sogar noch weiter nach oben. Ein Hinweis darauf, dass die Bevölkerung das im Vergleich zum Bund konsequente und strenge Wiener Corona-Management zu schätzen wusste.
Etwas, das nach wie vor die große Stärke des Wiener Bürgermeisters sei, wie Politberater Thomas Hofer erklärt: „Ludwig ist ein Ruhepol, er steht für Stabilität in einer instabilen Welt.“
Spätestens 2022 kam dann allerdings Sand ins Getriebe: Harsche Kritik erntete Ludwig vor allem für das wenig transparente Vorgehen bei der Finanzkrise der Wien Energie, als er per Notkompetenz 700 Millionen Euro für das städtische Unternehmen freimachte, ohne zunächst die Öffentlichkeit zu informieren.
Verzögerte Projekte
Pannen und Verzögerungen bei Prestigeprojekten wie dem neuen Fernbus-Terminal und der Eventhalle sorgten später ebenso für Kratzer im Image, vor allem aber seine Rolle im 2023 eskalierenden Streit um die Führung der Bundespartei.
Noch heute kritisieren selbst enge Vertraute, dass er, statt einen Kandidaten aus den eigenen Reihen ins Rennen zu schicken, bis zuletzt an Rendi-Wagner festhielt. Womit er in Folge ohne große Begeisterung Babler unterstützen musste, um den vom Verbündeten zum Widersacher mutierten burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil als Obmann zu verhindern.
Nach außen hin demonstriert Ludwig Geschlossenheit mit der Bundes-SPÖ – noch intensiver seit die Nationalratswahl näher rückt. „Ludwig hält es hier mit seinem Vorgänger Häupl, der schon gesagt hat: Gestritten wird im Wohnzimmer, nicht am Balkon“, sagt Hofer.
Moderate Verluste
Doch was ist Ludwig nach alldem bei der Wien-Wahl 2025 – seinen Ankündigungen nach sein letztes Antreten als Bürgermeister – zuzutrauen? In der Landespartei rechnet man aktuell mit Verlusten um die fünf Prozent. Was angesichts der gewaltigen Schlappen, die rote wie türkise Landeshauptleute bei den jüngsten Wahlen hinnehmen mussten, sogar noch ein passables Resultat wäre.
Welches dennoch zu der Premiere führen könnte: Dass sich erstmals in Wien keine Zweierkoalition ohne Einbindung der FPÖ ausgeht. Denn der derzeit zweitstärksten ÖVP werden schwere Verluste zugunsten der Blauen prognostiziert.
Laut Politberater Hofer könne man aber noch keine präzisen Vorhersagen machen. Vor allem nicht, so lange die Nationalratswahl nicht geschlagen ist. Wenn danach im Bund eine Koalition ohne die FPÖ gebildet wird, würde das den Wahlkampf in Wien deutlich verschärfen.
Die jüngste Annäherung der Wiener ÖVP an die SPÖ – derzeit gibt es immer wieder gemeinsame Projekte – habe verstärkt damit zu tun, dass sich die Türkisen in Wien als konstruktive Kraft positionieren wollen, sagt Hofer. Dass man auf eine Große Koalition hinarbeite, sei also denkbar. Allerdings mehr aus Sicht der ÖVP.
Ludwig kann ohnehin auf den Wirtschaftsflügel der Türkisen bauen: „In Wien gibt es eine Koalition aus SPÖ und Neos und eine Real-Koalition aus Ludwig und Wiens Wirtschaftskammer-Präsidenten Walter Ruck“, so Hofer. Und diese sei eine sehr beständige und sehr belastbare Achse.
Auch hier setzt Ludwig also auf Stabilität.
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