Marlene Svazek: FPÖ setzt auf junge Hoffnungsträgerin

Marlene Svazek hat im Vorjahr die Spitze der Salzburger FPÖ übernommen
Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache sieht in der Salzburger Landes-Obfrau eine künftige Ministerin.

Besprechungen, Hausbesuche, Diskussionsveranstaltungen, Medienanfragen: Marlene Svazek bekommt derzeit zu spüren, was es heißt, einen Wahlkampf zu führen. Die 25-Jährige kandidiert für die FPÖ bei der Nationalratswahl auf Bundeslistenplatz vier. In Salzburg führt sie als Landesparteichefin die Liste an. Zuletzt nannte Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache in einem Interview die noch eher unbekannte Svazek sogar eine Anwärterin auf ein Ministeramt. Dabei hat die Politikstudentin erst im Vorjahr die Spitze der Salzburger FPÖ übernommen.

Ihren rasanten Aufstieg verdankt Svazek nicht zuletzt ihrem Förderer Harald Vilimsky, bei dem sie nach dem Rausschmiss Karl Schnells (für ihn war Svazek als Referentin im Salzburger FPÖ-Landtagsklub tätig, Anm.) 2015 ein Jahr als Mitarbeiterin im EU-Parlament untergekommen ist. Der gute Kontakt zur Bundespartei-Spitze soll zuvor ausgerechnet bei einer Jubiläumsveranstaltung zu Ehren Schnells entstanden sein, bei der neben Strache auch Vilimsky anwesend war. Den Wechsel nach Brüssel nutzte Svazek dann, um nach der Spaltung der Salzburger FPÖ Abstand zu gewinnen, wie sie sagt.

Karl Schnell bezeichnet seine frühere Mitarbeiterin als "hoffnungsvolle Nachwuchspolitikerin". Von der Zusammenarbeit mit ihr sei er rückblickend aber "nicht unbedingt begeistert". Svazek sei "immer sehr Wien-zentriert" gewesen. Schnell wirft ihr deshalb "Überheblichkeit" vor.

"Power statt Haslauer"

Trotz der Kandidatur bei der Nationalratswahl bleibt Svazeks Ziel die Landtagswahl im April. Dort will sie Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) herausfordern. "Frau mit Power statt Haslauer" lautete das Motto einer im Frühjahr lancierten Plakatkampagne. Bei der ÖVP gibt man sich erfreut darüber, dass die FPÖ offensiv ein Duell um den Landeshauptmann-Sessel ausgerufen hat. Denn da wüssten die Salzburger ohnehin, dass sie Haslauer haben wollen, zeigt sich ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Mayer siegessicher. Zu einer möglichen schwarz-blauen Koalition in Salzburg will sich der Parteimanager nicht äußern. In der FPÖ-Chefin sieht er jedenfalls eine "sehr sympathische junge Frau", die ehrgeizig und talentiert sei.

Vergangene Woche sah sich Svazek mit dem Vorwurf des Buchautors und FPÖ-Kenners Hans Henning Scharsach konfrontiert, nur das "hübsche Gesicht" der Partei und eine "Alibifrau" zu sein. Auch, weil zur Führungsriege der Landes-FPÖ zwei schlagende Burschenschafter gehören. Davon will Svazek nichts wissen – den Ton gebe sie an.

Abgesehen von Auftritten in Fernseh-Debatten und bei Parteiveranstaltungen musste sich die 25-Jährige politisch bisher nur auf kommunaler Ebene beweisen. Etwas mehr als ein Jahr war sie in ihrer Heimatgemeinde Großgmain (Flachgau) für die Freiheitlichen im Gemeinderat.

ÖVP-Langzeit-Bürgermeister Sebastian Schönbuchner sagt, er kenne Svazek seit Kindheitstagen. Er erinnert sich an ein Gespräch mit ihren Eltern, als deren Tochter mit dem Politikwissenschaft-Studium begonnen hatte. Sie hätten sich bei ihm nach einem Job bei der Landes-ÖVP erkundigt. "Das hat von unserer Seite nicht geklappt, weil nichts frei war", sagt der Bürgermeister.

Den Werdegang Svazeks verfolgt Schönbuchner seither genau. Ihm falle auf, dass sie im Fernsehen trotz ihrer Jugend "immer wieder eine gute Figur" mache. Dass die ÖVP hier eine Chance vertan hat, glaubt er dennoch nicht.

KURIER: Wie kann jemand für ein Ministeramt in Frage kommen, der sich bisher politisch außer in Talkshows und auf Parteiveranstaltungen kaum beweisen musste?

Marlene Svazek: Die Frage ist nicht an mich zu stellen, sondern an unseren Bundesparteiobmann. Grundsätzlich freut es mich natürlich, wenn ich als ministrabel angesehen werde. Das zeigt schon auch, dass der Bundesparteiobmann Vertrauen in mich hat und dass die Dinge, die jetzt in den letzten eineinhalb Jahren passiert sind, nicht so falsch waren, auch in der Salzburger Landespartei. Aber ich sage einmal so: Ich glaube, das muss man immer relativiert sehen und das heißt jetzt nicht, dass man ab 16. Oktober wirklich Minister ist.

Man sagt der FPÖ ein Personalproblem nach, wenn es darum geht, Ämter zu besetzen.

Dass wir dieses Personalproblem nicht haben, das haben wir sehr gut gezeigt gerade im Präsidentschaftswahlkampf. Da hat es davor immer geheißen, wir haben nur den HC Strache und sonst niemanden. Dass wir aber sehr viel mehr haben, haben wir mit Norbert Hofer bewiesen. Wir haben auch sehr, sehr gute Sachpolitiker im Nationalrat sitzen, beispielsweise mit dem Harald Stefan. Die Petra Steger, die sich sehr gut auskennt, gerade bei Sportagenden. Also ich glaube, Personalmangel kann man ÖVP und SPÖ mittlerweile vorwerfen, aber uns nicht mehr.

Warum ist es dann notwendig, einen Robert Lugar zurückzuholen?

Der Robert Lugar war ja in Wahrheit immer freiheitlich. Er wollte ja damals schon wieder zurück zur FPÖ, aber da war das Vertrauen noch nicht so gegeben. Und man muss ehrlich sagen, er hat sich öffentlich immer wirklich mit freiheitlichen Themen zu Wort gemeldet. Sogesehen ist es nichts Negatives, wenn jemand wieder den Weg zurückfindet zu uns. Er war Klubobmann des Team Stronach und er wird uns gut bereichern.

Bezüglich der freiheitlichen Themen könnte man auch sagen, er hat sich angebiedert.

Das glaube ich nicht. Nur weil sich jemand anbiedert, heißt das ja noch lange nicht, dass er auch zurückgenommen wird. Da muss schon etwas Gegenseitiges da sein. Weil angebiedert haben sich an die FPÖ schon einige und bei vielen hat es nicht funktioniert.

Noch einmal zur Minister-Sache: Welches Ressort würde Sie reizen?

Dadurch, dass ich immer gesagt habe, dass mein vorrangiges Ziel die Landtagswahl 2018 ist und da natürlich, wenn es ganz gut läuft, den Einzug in die Landesregierung schaffen will, beschäftige ich mich wenig damit, ob mich irgendein Ministerium interessieren würde oder nicht.

Dennoch: Gäbe es eine Präferenz?

Ich glaube, man merkt von den Themen her, für die ich mich auch einsetze, wo die Präferenz wäre. Aber es kommt für mich jetzt nicht in Frage.

Sie sprechen den Job von Familienministerin Karmasin an?

Ich sage einmal so: Viele von uns Freiheitlichen würden den Job besser machen.

Marlene Svazek: FPÖ setzt auf junge Hoffnungsträgerin
ABD0166_20160610 - SALZBURG - ÖSTERREICH: Die neue Salzburger FPÖ-Landesparteiobfrau Marlene Svazek beim 30. Ordentlichen Landesparteitag der FPÖ in Salzburg, am Freitag, 10. Juni 2016. - FOTO: APA/BARBARA GINDL
Sie kandidieren jetzt für den Nationalrat. Und ganz nebenbei wollen Sie im Frühjahr eine Landtagswahl schlagen?

Die Landtagswahl mache ich natürlich nicht nebenbei. Die Nationalratswahl ist jetzt natürlich vorher. Das war so nicht geplant. Und die Überlegung, zur Nationalratswahl anzutreten, ist eine rein pragmatische, weil man ja als Landesparteiobfrau zwar eine Parteifunktion bekleidet, aber in Wahrheit keine politische Funktion und parlamentarisch wenig Gestaltungsmöglichkeiten hat. Deshalb bleibt die Landtagswahl als Ziel aufrecht, aber der Nationalrat ist einmal die erste Möglichkeit, politisch zu arbeiten.

Ist das nicht ein Betrug Ihrer Wähler, wenn Sie dann Ihr Mandat aufgeben und wieder nach Salzburg zurückgehen?

Nein, weil ich habe ja von Beginn an ehrlich und offen kommuniziert, warum wir diese Entscheidung so getroffen haben. Ich habe da nie irgendwie ein Geheimnis daraus gemacht. Ich habe gesagt: Das Ziel ist die Landtagswahl und bei der werde ich antreten. Und diese Zeit im Nationalrat werde ich dazu nutzen, für Salzburg parlamentarisch zu arbeiten. Aber ich habe da nie irgendwie herumgelogen. Das war immer offensichtlich und klar. Ich denke, die Mehrheit der Leute hat das mitbekommen und weiß das auch.

In den knapp sechs Monaten zwischen Nationalrats- und Landtagswahl kann man als Nationalrätin doch kaum etwas bewirken.

Ich glaube schon, dass man auch in sechs Monaten etwas bewirken kann. Man kann auch Anfragen und Anträge stellen. Und alles, was im Nationalrat beschlossen wird, hat ja im weitesten Sinn auch Auswirkungen auf die Bundesländer und die Regionen in Österreich und mit Sicherheit auch auf Salzburg. Das sehe ich einmal als meine Hauptaufgabe. Und da ist es egal, ob das jetzt nur sechs Monate sind oder zwei, drei Jahre. Man muss sich so oder so selbst hineinhängen.

Ist Ihre Kandidatur auch ein Mittel dafür, Ihre Anstellung über den Parlamentsklub nachträglich zu rechtfertigen?

Nein, weil ich bin ja bei der Bundespartei angestellt und da ist überhaupt nichts Anrüchiges dabei. Es wäre in Wahrheit egal gewesen, ob ich jetzt ab Herbst im Nationalrat bin oder bis zur Landtagswahl noch bei der Bundespartei angestellt bleibe. Das war jetzt kein Grund dafür, zu kandidieren.

Sie sind auf der Bundesliste als erste Frau auf Platz vier und als einzige Listenerste in einem Bundesland gereiht. Warum tut sich die FPÖ mit den Frauen so schwer?

Ich glaube nicht, dass wir uns schwer tun. Wir sind einfach ein Partei ohne Quote. Bei uns kommt es halt darauf an, ob eine Frau etwas wirklich will und ob eine Frau auch eine Qualifikation dafür hat. Und dann hat bei uns auch jede Frau die Chance, den Sprung in die erste Reihe zu schaffen. Es schaut vielleicht momentan gerade so aus, als gäbe es da nur mich. Aber wir haben sehr viele weitere Frauen, beispielsweise die Petra Steger oder jetzt auch aus Oberösterreich auf der Bundesliste die Susanne Fürst. Also wenn man genau hinschaut, dann findet man schon Frauen. Man will halt bei uns offensichtlich nicht immer genau hinschauen. Wir haben kein Frauenproblem, sondern keine Quote. Und ich glaube, das ist auch gut so.

Soll die FPÖ nach der Wahl mit der ÖVP oder mit der SPÖ koalieren?

Nachdem ja momentan alle so tun, als wären sie die letzten Jahre an nichts beteiligt gewesen, was sich in dem Land abgespielt hat und nachdem jetzt auch jeder so tut, als wüsste er es besser – die ÖVP übernimmt überhaupt das FPÖ-Programm –, ist es extrem schwer, eine Koalitionspräfarenz zu äußern, weil es darauf ankommt, was nach der Wahl übrig bleibt von dem, was da ÖVP und SPÖ jetzt versprechen. Das ist momentan sehr, sehr offen und wird sich erst nach der Wahl entscheiden.

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