Lunacek warnt: "Wer SPÖ wählt, kann mit rot-blau aufwachen"

Ulrike Lunacek (r) und Christian Kern.
Grün contra Rot. Die Konfrontation der roten und grünen Spitzenkandidaten verlief – wenig überraschend – kultiviert und sachlich.

Sebastian Kurz muss sich vorhalten lassen, er mache der FPÖ in Sachen Asylpolitik alles nach, jetzt erweckt Christian Kern den Eindruck, er wolle der bessere Grüne sein: Am Dienstagvormittag berief der SPÖ-Chef eine Pressekonferenz ein, um sich gegen das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat auszusprechen, am Dienstagabend trat er im TV-Duell mit Öko-Themen im Gepäck gegen die Spitzenkandidatin der Grünen, Ulrike Lunacek, an.

Das Gespräch war die längste Zeit ein mehr oder minder freundliches Abtasten von Positionen, so richtig weh tun wollte dem Gegner keiner der beiden.

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Beispiel Beschäftigungsbonus: Die Grünen hatten anfangs diese Maßnahme der Regierung, 20.000 Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung zu holen, als teures Geschenk für Großkonzerne kritisiert. Der Kanzler konterte, dass ihm der Kampf gegen Arbeitslosigkeit das wichtigste Anliegen sei, und inzwischen auch 20.000 Anträge vorliegen würden. Lunacek argumentierte, dass auch Österreicher in anderen Staaten benachteiligt würden, wenn dort ähnliches umgesetzt werde – und versuchte das Thema zu wechseln.

Lunacek warnt: "Wer SPÖ wählt, kann mit rot-blau aufwachen"
ABD0106_20170926 - WIEN - ÖSTERREICH: Die Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek (L) und SPÖ-Chef Christian Kern am Dienstag, 26. September 2017, anl. eines ORF-TV-Duells der Spitzenkandidaten der SPÖ und Grünen in Wien. Am 15. Oktober 2017 finden vorgezogene Nationalratswahlen statt. - FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER
Oder Thema CETA, das Handelsabkommen der EU mit Kanada: Lunacek äußerte ihre Befürchtung, dass heimische Bauern durch die Lebensmittel der kanadischen Agro-Industrie gefährdet seien. Kern konterte, dass seiner Ansicht weder Arbeitsplätze geschaffen noch vernichtet würden, die EU aber mit dem Abkommen endlich aktiv Handelspolitik betreibe. Auf ihren Einwand, die umstrittenen Schiedsgerichte könnten Österreichs Rechtsstaat aushebeln, versicherte Kern: "Solange ich Bundeskanzler bin, werden die nicht in Kraft treten."

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Die Spitzenkandidatin der Grünen gab sich Mühe, bei jedem der weiteren Themen – Indexierung der Kinderbeihilfe, Arbeitszeitverkürzung, Digitalisierung, giftige Dieselautos – Kern gegenüber angriffig zu bleiben. Doch außer einem knappen: "Ok, da sind wir nicht einer Meinung", liefen die Angriffe ins Leere.

Spannung zum Schluss

Spannend wurde es nur ganz kurz zum Schluss: Als Lunacek "taktische" Wähler, die zwischen rot und grün schwanken würden, warnte, dass man SPÖ wählen, und mit einer rot-blauen Regierung aufwachen könnte – unter der SPÖ-Führung von Hans Peter Doskozil. "Jetzt", antwortete Kern, "geht es darum, diese Wahl zu gewinnen. Das ist das einzige, was uns derzeit wichtig ist."

Er wolle die Rechtspopulisten "stellen" und verhindern, dass sich die FPÖ einer Diskussion entziehen könne. "Ich habe einen Job sausen lassen, der mir ein Millioneneinkommen beschert hätte", so der SPÖ-Chef. Er wolle noch die nächsten zehn Jahre lang gestalten. "Sie werden mich nicht los, Frau Lunacek", konnte Kern noch einwerfen, ehe ORF-Moderatorin Barbara Reiterer die Diskussion eher unsanft beendete.

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