Es war Mitte September 2019 als ÖVP, SPÖ, FPÖ und die Liste Jetzt gemeinsam beschlossen, 50 Millionen Euro zusätzliche Mittel für die Bekämpfung von Altersarbeitslosigkeit aufzuwenden. Ausgangspunkt war ein SPÖ-Antrag auf Fortsetzung des Programms 20.000 für Langzeitarbeitslose über 50 Jahre, das unter Türkis-Blau beendet wurde.
Damals befand man sich freilich im Wahlkampf und beglückwünschte sich gegenseitig zu diesem Vorstoß, obwohl noch nicht klar war, wo und wie genau das Geld eingesetzt werden sollte.
Heute, mehr als vier Monate später, sind Arbeit und Soziales getrennte Ministerien. Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) müssen die 50 Millionen zielgenau einsetzen, denn obwohl die Arbeitslosigkeit in Österreich insgesamt zurückgeht, liegt die Arbeitslosenquote Älterer mit 8,4 Prozent deutlich über dem Gesamtdurchschnitt von 7,4 Prozent.
Weiterentwicklung
„Wir setzen den Fokus auf die Weiterentwicklung des bestehenden Angebotes“, erklärt Aschbacher ihre Pläne. Zu diesem Zweck soll nun hauptsächlich die sogenannte Eingliederungsbeihilfe weiterentwickelt werden. Dabei handelt es sich um einen Zuschuss zu den Lohnnebenkosten, den Unternehmen erhalten, wenn sie Langzeitarbeitslose einstellen. Laut Ministerium werden dafür bereits jetzt mehr als 200 Millionen Euro im Jahr aufgewendet.
Mit Erfolg, wie das Arbeitsmarktservice (AMS) bestätigt: Jede vierte Beschäftigungsaufnahme von Personen über 50 sei auf die Eingliederungsbeihilfe zurückzuführen. In den meisten Fällen würden die vermittelten Personen dann auch im Unternehmen bleiben. Ein Ausbau des Systems sei aus Sicht des AMS also durchaus zu begrüßen.
Eines der Vorbilder sei laut Ministerium das „Luxemburger Modell“. Dort sollen Langzeitarbeitslose zum Wiedereinstieg in die Arbeitswelt motiviert werden, indem der Einkommensunterschied zwischen der letzten und der neuen Beschäftigung vom Staat ausgeglichen wird.
Gehaltsausgleich
Was bedeutet das konkret? Nach einer langen Arbeitslosigkeit ist das Wiedereinstiegsgehalt oft niedriger als der Letztbezug davor. In Luxemburg erhalten Betroffene beim Wiedereinstieg daher vier Jahre lang 90 Prozent ihres vorherigen Gehalts, danach schmilzt der Zuschuss jedes Jahr um 25 Prozent.
Neben dem Ausbau der Eingliederungsbeihilfe ist auch ein Fokus auf Beratungsangebote geplant, etwa zum Thema Gesundheit der Arbeitnehmer. Denn Erkrankungen vorzubeugen ist laut Anschober ein wichtiger Schritt zur Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit.
Außerdem soll mit den zusätzlichen Mitteln eine Verbindung von Klimaschutz und Beschäftigung geschaffen werden – so könnten Arbeitslose etwa gezielt an „innovative Projekte für Kreislaufwirtschaft“ vermittelt werden, sagt Anschober, der damit auch beweisen will, „dass Klimaschutz sozial höchst verträglich sein kann.“
Kommentare