Lockdown-Ende naht: Die Szenarien für eine Öffnung ab 25. Jänner
In ganz Europa, insbesondere in Österreichs Nachbarländern, wird schon wieder zugesperrt. Die britische Variante des Coronavirus, die um 50 bis 70 Prozent ansteckender ist als die derzeit vorherrschende, verbreitet sich zunehmend auf dem Kontinent. Und sie wird die weniger aggressive Variante verdrängen.
Ist es vor diesem Hintergrund realistisch, dass Österreich ab dem 25. Jänner wieder aufsperrt? Wie geht die Regierung mit der neuen Situation um?
"Die Situation ist volatil, wir müssen sehr behutsam vorgehen", sagt Kanzler Sebastian Kurz in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten am Donnerstag.
Kurz berichtet, dass die Regierung ständig mit Experten, mit anderen Regierungschefs und mit der EU-Kommission in Kontakt stehe. Am Freitag wird innerösterreichisch mit den Landeshauptleuten und den Sozialpartnern beraten. Am Wochenende, wahrscheinlich am Samstag, will die Regierung dann die Beschlüsse bekannt geben.
Niedrige Erwartungen
Wobei die Erwartungen nicht allzu hoch gesteckt werden sollten. Die Öffnungsschritte dürften nur sehr vorsichtig ausfallen. Und vor allem: Der zeitliche Planungshorizont wird noch einmal kürzer, als es bisher schon der Fall war.
Der Grund ist die britische Virusvariante. Noch weiß niemand, wie weit sie in Österreich wirklich schon verbreitet ist. Daher kann man schwer berechnen, wie schnell die Infektionszahlen wieder steigen werden.
Öffnungen des Handels, der Friseure oder der Schulen werden, auch wenn sie zaghaft und unter strengen Auflagen passieren, die Infektionen jedenfalls ansteigen lassen. Daher muss man jederzeit mit neuen Verschärfungen rechnen. Das ist die schlechte Nachricht.
Auf der positiven Seite steht: Der Impfstoff von Astra Zeneca könnte am 29. Jänner in der EU zugelassen werden. Davon sind bis zu zwei Millionen Impfdosen noch im ersten Quartal für Österreich vorgesehen. Die Lieferungen würden ab Mitte Februar stattfinden.
Somit könnte Österreich im ersten Quartal bis zu eine Million Menschen mehr immunisieren, als wenn es bei den bisher zugelassenen Impfstoffen von Pfizer und Moderna bliebe. Diese reichen bis Ende März für rund 700.000 Personen. Bei allen Impfstoffen ist nach drei bis vier Wochen eine zweite Dosis für den vollen Schutz notwendig.
1,7 Millionen im 1. Quartal
Aber selbst wenn man bis Ende März 1,7 Millionen Menschen impft, sind das erst rund 20 Prozent der Bevölkerung. Damit ist man noch nicht über den Berg, wie das Beispiel Israel zeigt. Israel musste trotz 20 Prozent Impfrate in einen weiteren harten Lockdown.
Weil das Virus infektiöser wurde, steigt auch die für eine Herdenimmunität nötige Quote. Laut Experten braucht man eine Impfrate von über 70 Prozent.
Mit welchen neuen Maßnahmen ist in unmittelbarer Zukunft zu rechnen?
Unter Betonung, dass noch nichts beschlossen ist, zeichnen sich nach KURIER-Informationen folgende Szenarien für die Zeit nach dem Lockdown am 25. Jänner ab: Der Handel hat große Chancen, am 25. Jänner wieder aufsperren zu dürfen. Es könnte allerdings noch strengere Auflagen als bisher geben: FFP2-Maskenpflicht für Kunden und Personal, strenge Zugangsregeln, um noch größeren Abstand zu gewährleisten. Die Sozialpartner haben sich übrigens auf Extra-Maskenpausen für Mitarbeiter geeinigt, damit diese "durchatmen" können.
Die körpernahen Dienstleister wie Friseure dürften ebenfalls aufsperren.
Die Gastronomie bleibt wohl geschlossen. Bei den Hotels ist es schwer zu prophezeien, schaut aber insgesamt nicht nach Öffnung aus. Den Schülern wird erlaubt, noch vor den Semesterferien im Schichtbetrieb in die Schulen zurückzukehren. Wie es danach weitergeht, ist jedoch offen.
Auch die Austria Presse Agentur berichtet, angesichts der wirtschaftlichen Relevanz des Handels sei davon auszugehen, dass die Geschäfte öffnen dürfen. Derzeit sind nur Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und Apotheken offen.
Eine Öffnung ab 25. Jänner wird wohl eher einem Not- als einem Normalbetrieb gleichen. Und selbst damit könnte es im Lauf des Februar wieder vorbei sein.
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