"War 14 Jahre lang die FPÖ": Strache steigt mit Namensliste in den Wien-Wahlkampf ein
Es war der nächste Schritt zum Polit-Comeback des Ex-FPÖ-Chefs: Donnerstagabend trat Heinz-Christian Strache als „Gastredner“ bei dem DAÖ-Neujahrstreffen in den Wiener Sofiensälen auf. Die FPÖ-Abspaltung rund um den Wiener Gemeinderat Karl Baron will mit Strache als Spitzenkandidat in die Wien-Wahl im Herbst ziehen.
Offiziell verkündete Strache seine Kandidatur aber heute noch nicht, zunächst müssten noch "ein paar Hausaufgaben" erledigt werden. Dann soll die Liste aber seinen Namen tragen.
Interview mit Kops und Handler
Allzu hochfliegende Wahlchancen dürfte die DAÖ aber selbst mit Strache an der Spitze nicht haben, sind sich Experten einig. Polit-Berater Thomas Hofer prognostizierte zuletzt im KURIER zwar einen Einzug des DAÖ in den Wiener Gemeinderat (dafür sind fünf Prozent der Stimmen notwendig), an die FPÖ werde man aber wohl nicht heranreichen. „Strache hat einen hohen Bekanntheitswert und ist im Gegensatz zu FPÖ-Chef Dominik Nepp sehr Wahlkampf-erfahren, die Strahlkraft von früher hat er aber bei Weitem nicht mehr.“
Gastrede von Heinz-Christian Strache
Der Live-Ticker zum Nachlesen:
Strache-Rede in den Sofiensälen
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Das war's!
Was bleibt also von Straches großem Auftritt? Er dürfte wie erwartet als Spitzenkandidat der DAÖ im kommenden Wien-Wahlkampf antreten. Wie erwartet dürfte die Liste seinen Namen tragen. Doch wie erwartet hat er das heute noch nicht ganz fix verkündet. Strache erklärte mehrmals, dass das der Plan sei, rief sich aber eben noch nicht ganz offiziell als Spitzenkandidat aus. Experten schätzen sein Wählerpotenzial zwar eher gering ein, den anwesenden Anhängern dürfte es aber zweifellos gefallen haben.
Das Neujahrstreffen ist hiermit beendet und auch wir verabschieden uns an dieser Stelle. Danke für's mitlesen und einen schönen Abend aus dem Newsroom!
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DAÖ soll "Liste HC Strache" werden
Es brauche eine Bürgerbewegung, die die aktuelle Parteienlandschaft aufmischt. "Keine Funktionärsbewegung, sondern eine Bürgerbewegung, und da sind die Bürger", ruft Strache und zeigt ins Publikum. Sein Blick richte sich nach vorne, "wenn auch ihr mir die entsprechende Unterstützung sicherstellt". Es gibt stehende Ovationen. "Ich werde mich für die politische Sache einsetzen", und "will künftig mit einer Liste HC Strache" antreten, so Strache. Doch zuvor gelte es, noch ein paar "Hausaufgaben" gemeinsam mit Karl Baron zu bewältigen, ein paar "Dinge" zu besprechen.
So eindeutig das klingt - eine offizielle Kandidatur als Spitzenkandidat hat Strache damit (noch) nicht bekanntgegeben.
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"Ich war vierzehn Jahre lang die FPÖ"
"Hier steht das Original", sagt Heinz-Christian Strache mit ausgebreiteten Armen. Er sei vierzehn Jahre lang die FPÖ gewesen, inzwischen habe sie zwei oder drei Chefs, die sich nicht einig seien: Norbert Hofer, der "weichgespült dahinschwimmt", Herbert Kickl, der "alles viel zu radikal und überspitzt" formuliere, und Manfred Haimbuchner, "der sowieso nur am Rockzipfel des Landeshauptmannes Stelzer" hänge. Strache schießt jetzt besonders scharf. Mit seinem Rücktritt habe die FPÖ "Kopf, Herz und Seele" verloren.
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Kogler-McDonalds-Foto: "Bei mir hätte es Häme und Schadenfreude gegeben!"
Der inzwischen berühmte Schnappschuss des neuen Vizekanzlers Werner Kogler bei McDonald's habe Strache wieder einmal gezeigt, dass in diesem Land "mit zweierlei Maß gemessen" werde: "Man stelle sich vor, so ein Foto hätte es von mir gegeben. Da hätte es keine Entrüstung gegeben, sondern Häme und Schadenfreude ohne Ende!"
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Strache spricht Auschwitz-Jubiläum an
Er werde in seiner Partei keine Nähe zu Faschismus und Nationalsozialistischem Gedankengut oder Antisemitismus dulden, so Strache. Gerade heute, am 75-jährigen Jubiläum der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, sei es wichtig, das zu betonen - "gerade als Patrioten und Gerechtigkeitsfanatiker, die wir sind!"
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Strache: "Ich habe die Hülle der FPÖ mit Leben gefüllt"
Politik lebe nicht von Partei-"Hüllen", wo nicht drinsteckt, was draufsteht, erklärt Strache - und fügt mit viel Pathos nach: "Politik lebt von Menschen, die das Feuer im Herzen tragen!" Er alleine habe die "Hülle" der Post-Haider-FPÖ mit Leben erfüllt, "braune Flecken" aus der Vergangenheit bereinigt und auch noch den morgen stattfindenden Akademikerball gerettet.
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Strache schießt scharf gegen "falsche Freunde" Hofer und Kickl
Seit Ibiza finde eine "beispiellose Hetzjagd" gegen seine Person statt, die gegen jegliche Persönlichkeitsrechte verstoße, so Strache. "Doch wer, wie ich, dachte, die FPÖ würde ihren langjährigen Bundesobmann und Vizekanzler unterstützen, der hat sich getäuscht", sagt er. Seine ehemaligen Freunde und Wegbegleiter hätten "das Geschäft der Linken" vollzogen und sich als falsche Freunde herausgestellt. "Das sind die Lehren des Lebens", erklärt Strache und schließt: "Das ist nicht mehr die freiheitliche Gemeinschaft, die es vor meinem Austritt gegeben hat." Norbert Hofer und Herbert Kickl hätten sich im anschließenden Wahlkampf an die ÖVP angebiedert: "Bitte, bitte, bitte, nehmt's uns wieder", äfft Strache seine ehemaligen Parteifreunde nach. Warum man sich nach dieser "Anbiederung" geweigert habe, Verantwortung zu übernehmen und in Koalitionsverhandlungen zu treten, sei für ihn unbegreiflich. "Hofer und Kickl haben sich verweigert", ruft er. "Und sie haben Mitschuld daran, dass wir heute eine Türkis-Grüne Linksregierung haben!" -
Strache zählt seine Erfolge auf
Die Mindestsicherungs-Reform, die gegen "Einwanderer in unser Sozialsystem" gerichtet gewesen sei, die "Verdrängung des politischen Islams" aus den Kindergärten, das Verhindern eines Rauchverbots in der Gastronomie ("das kurz nach meinem Rücktritt doch noch umgesetzt wurde") - Strache zählt all seine, aus seiner Sicht, politischen Errungenschaften auf. "Doch dann kam Ibiza", so der Ex-Vizekanzler. Es sei eine "feige Aktion" gewesen, doch er habe sich von allen politischen Ämtern zurückgezogen, "um diese Regierung zu retten". Sebastian Kurz habe ihm zugesichert, so Strache, dass er die Koalition nicht beenden werde, sollte Strache zurücktreten. "Doch leider hat man sich nicht daran gehalten."
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Ein "Abendtermin" im Sommer 2017
Strache sei "dankbar, dass ihr, die ihr hier sitzt, immer an mich geglaubt habt". Und weiter: "Vor 251 Tagen war das politische Parkett für mich noch Alltag. Heute ist es für mich etwas Besonderes." Ein einziger "Abendtermin" im Jahr 2017 sei es gewesen, der die "äußerst erfolgreiche und beliebte" Regierungsarbeit zu einem Ende geführt und seine Vizekanzlerschaft beendet hatte.
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Strache ist am Wort
Unter "HC, HC"-Sprechchören stellt sich Strache ans Pult. "Es ist schön, heute als Gastredner in den Sofiensölen sprechen zu dürfen", beginnt er. Und führt anschließend kurz die Historie der Räumlichkeiten aus.
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Strache betritt die Bühne...
... doch, wie könnte es anders sein an diesem Abend, erklingt zunächst wieder ein (längeres) Saxofon-Solo. Bald dürfte es ernst werden.
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Nun spricht DAÖ-Parteichef Karl Baron
"Heute Abend wird Geschichte geschrieben!" erklärt Karl Baron zu Beginn seiner Rede. Die "Links- und Kurzmedien" hätten Heinz-Christian Strache vorverurteilt und an den Pranger gestellt. "Ich bin einer, der diese b'soffene G'schicht nicht gut geheißen hat", erklärt er, nur um nachzusetzen: "Aber wer hat noch keine unangenehme b'soffene G'schicht hinter sich? Wir haben uns dabei nur nicht filmen lassen!" Die Menge jubelt.
Er habe immer an den Gedanken der FPÖ als "blaue Familie" geglaubt, doch "der Drang nach Macht" und "Machtbesoffenheit" - ein Wort, das zuletzt FPÖ-Klubchef Herbert Kickl in Bezug auf Sebastian Kurz geprägt hatte - hätten Überhand genommen.
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Die DAÖ-Gründungsmitglieder Klaus Handler und Dietrich Kops sind am Wort
Zunächst spricht Kops, er sieht Strache von der Öffentlichkeit, vor allem vonseiten der Medien "grundlos vorverurteilt". Handler sagt, er habe sich gemeinsam mit Kops und Karl Baron dafür eingesetzt, dauf dem letzten FPÖ-Parteitag mit Heinz-Christian Strache einen Gegenkandidaten zu Norbert Hofer aufzustellen. Das sei von führenden Parteimitgliedern aber abgelehnt worden, während es aus der Basis Zustimmung zu ihrem Vorschlag gegeben hätte. Die drei DAÖ-Gründungsmitglieder hätten demnach keine Zukunft mehr für sich in der FPÖ gesehen.
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Strache lässt sich noch Zeit...
... denn zunächst muss das Publikum ein Saxofon-Solo zu den Klängen des neun Jahre alten Dance-Hits "Mr. Saxobeat" der rumänischen Sängerin Alexandra Stan abwarten.
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Strache betritt den Saal
Zum Queen-Hit „Don‘t stop me now“ zieht Strache händeschüttelnd und von Kameraleuten umringt ein. „Strache, Strache“-Sprechchöre erklingen. Danach folgt der Titelsong des Silvester-Stallone-Films "Rocky".
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Fans bleiben Strache treu
Und unterstützen ihn mit Transparenten und Botschaften wie diesem selbstgemachten Sticker. Sie erwarten, dass Strache bei der kommenden Wien-Wahl antritt. "Er würde mindestens 5 Prozent schaffen, wenn nicht 10. Er hat einfach die Anhänger", meint ein 78-jähriger Gast. "Jeder hat doch ein bissl Dreck am Stecken", sagt eine 52-Jährige.
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Eine halbe Stunde vor Beginn...
... ist der Saal schon prall gefüllt. Es gibt keinen freien Sitzplatz mehr.
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Herzlich Willkommen!
Wir begleiten Heinz-Christian Straches Polit-Comeback live aus dem Newsroom, die Kolleginnen und Kollegen sind außerdem vor Ort und werden uns regelmäßig Eindrücke aus den Sofiensälen liefern. Um 19:00 Uhr soll es losgehen, bis dahin finden Sie hier einige Hintergrundinformationen zum Auftritt:
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