Lercher: „Die FPÖ ist stark, weil wir schwach sind“
Irgendwie ist alles wie damals vor drei Jahren im Oberweger Stadl zu Judenburg: Vor der Haustür liegt Schnee, und alle sind sie wieder da nach der Corona-Pause: Nationalratsabgeordneter Max Lercher – er macht den Gastgeber; die politischen Gäste seiner SPÖ Obersteiermark West, heute dabei: AK-Präsidentin Renate Anderl und SPÖ-U-Ausschuss-Experte Kai Jan Krainer. Und ja: Auch das leidigste Thema in der Bewegung, die Führungsfrage, steht wie schon vor Jahren als rosaroter Elefant zwischen den Bierbänken.
An den Kassen der Judenburger Supermärkte liegt die Kleine Zeitung. Und auf der Titelseite fordert Ex-Landeshauptmann Franz Voves ausgerechnet heute, dass sich in der Partei etwas tut, denn: „Nur Michael Ludwig kann die Wahl für die SPÖ retten.“
Kreiskys Geist
Lercher spricht den rosa Elefanten an, ehe er zur ersten Pointe kommt: Er geißelt die vielen „Altvorderen“, die sich gerade in vermeintlich guten Ratschlägen ergehen: „Diskussionen müssen hart geführt werden – aber in den Gremien.“ Er, Lercher, warte nur, dass sich jetzt noch eine Energetikerin zu Wort melde, um zu erklären, was denn der Bruno Kreisky zur Führungsfrage zu sagen habe.
Applaus, ein Prost – und Ende der Manöverkritik.
Immerhin gibt es Außenfeinde – vor allem die FPÖ. „Bei den Blauen gäb’s ohne unsere Schwäche keine Stärke“, sagt Lercher. „Der einzige kleine Mann, für den die FPÖ Politik macht, ist Herbert Kickl.“
Lercher ist in Fahrt, es wird schwer ihn zu toppen.
Renate Anderl bleibt in ihrer Rolle und fordert eine Entlastung der Arbeitnehmer auf allen Ebenen. Dazu Erbschafts- und Vermögenssteuern, um den Sozialstaat zu finanzieren. Emotional wird sie, als sie den Teilzeit-Sager des Wirtschaftsministers erwähnt: „Der hat mich zornig gemacht.“ Und wenn der Handelsverband der Erste sei, der „Super“ schreie, dann komme ihr „das Kotzen“. Am Ende des Abends referiert Kai Jan Krainer über die wildesten ÖVP-Chats. Er kann nicht alle bringen. „Das würde zu lange dauern, ich würde den Zug versäumen.“ Und damit ist eigentlich auch alles gesagt, was Krainer über die Integrität der ÖVP loswerden wollte.
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