Ähnlich wie Strauß. Ein gerahmtes Foto der CSU-Legende baumelt einem allzu treuen Anhänger gar vom Hals. „Ich war 1985 das erste Mal da“, begründet der Herr sein Outfit – Tracht, blau-weißer Schal, Strauß. Seitdem hätte er keinen Aschermittwoch ausgelassen. Die unterhaltsamsten, meint er, habe es unter Strauß gegeben – der 1988 verstarb.
Maßvoll?
Bereits das Frühstück fällt deftig aus: Eine Brezn, dazu Käse statt Weißwurst. Ausnahmsweise, aus Aschermittwochsgründen. Hauptzutat ist – natürlich – eine Maß. Ein Krügerl kann erst ab 11 Uhr bestellt werden.
Auch CSU-Anhängerin Rosmarie stimmt sich kulinarisch auf das politische Tagesprogramm ein. Warum sie hier ist? Bier? Brezn? Wegen der Feinschmecker-Rede von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder? "Ich erwarte mir im Wahljahr eine klare politische Ansage von Söder.“ Zu welchen Themen? Rosmarie nennt Beispiele: Ukraine-Krieg, Teuerung oder eine Ansage gegen Tempo 100 auf der Autobahn.
Und schon bläst die Stadtkapelle Passau zum Einmarsch. Rhythmisches Klatschen, Söder wandelt über den blauen Teppich. Söder grüßt: "Grüßgott!“ Endlich finde der Aschermittwoch, nach der Pandemie, wieder vor Publikum in Passau statt. „Wir bieten rhetorisch deftige Hausmannkost, die Political-Correctness hat endlich Pause!“ Die depressiven Zeiten seien vorbei, die CSU bei den Umfragen im Vormarsch. Derzeit liegt sie bei rund 40 Prozent, Bayern wählt am 8. Oktober einen neuen Landtag.
"Das Zeug könnt ihr selber fressen"
Es folgt Rechts-Mitte-Programmatik, die sich auch auf jedem ÖVP-Stammtisch pudelwohl fühlen würde. Gegen Gendern: "Wir lassen uns von den Grünen nicht Kultur und Sprache umerziehen.“ Gegen Insekten auf EU-Speiskarten: „Wir essen lieber Schweinsbraten, statt Maden-Müsli. Wen ihr es unbedingt wollt, könnt ihr das Zeug selber fressen!“ Gegen unkontrollierte Zuwanderung: „Wir brauchen keine altbackenen, linken Multi-Kulti-Belehrungen.“ Gegen Klimakleber: „Kleben und kleben lassen.“
Sowieso ständig in Söders Fadenkreuz, der Hauptgegner in Bund und Land: die Grünen.
Die grüne Außenministerin Annalena Baerbock würde den Ukraine-Krieg eskalieren lassen, poltert Söder. Hintergrund: Baerbock hatte gemeint, Deutschland stehe im Krieg mit Russland. "Wir helfen der Ukraine, aber Deutschland ist nicht im Krieg mit Russland“, sagt Söder. "Die Grünen sind ein Sicherheitsrisiko für unser Land.“
Auch beim Thema Energiesparen schießt sich Söder auf die Grünen ein. Woran erkenne man Grüne? An ihren Waschgewohnheiten, schmunzelt Söder. Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, habe ihm einmal ausführlich erklärt, an welchen Körperstellen er sich wie mit seinem Waschlappen wasche. „Ich kämpfe bis heute jede Nacht darum, die Bilder aus dem Kopf zu bekommen.“ Die 4.000 CSU-Seelen schwere Halle johlt.
Auf Strauß-Niveau?
Und die Wahlen? Söder zeigt sich optimistisch. "Aber lasst uns nicht größenwahnsinnig werden, die Umfragen sind zu gut.“ Söder schielt nicht auf die Absolute, sondern lässt durchblicken, sich wieder mit einer Bayern-Koalition mit den liberalen Freien Wählern zufrieden zu geben. Klar sei: Er werde Bayern „nicht den Linken überlassen“. Söder: „Ich bin der Markus, Gott schütze Bayern!“
Die Zuhörer? Zeigen sich im Nachgang zufrieden. Sie hätten "viel CSU-DNA" vernommen. Auf Strauß-Niveau? "Er nähert sich", sagt ein CSU-Kollege und zwinkert.
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