Im Laufe der Jahre wurden bei der Klausur, bei der auch alle SPÖ-Mitglieder der Stadtregierung vertreten sind, immer wieder spektakuläre Leuchtturm-Projekte beschlossen und präsentiert. Etwa die Errichtung des Krankenhauses Nord (heute: Klinik Floridsdorf), die Einführung des Gratiskindergartens, der Bau der U-Bahn-Linie U5 oder die Wiederaufnahme der Errichtung von Gemeindebauten.
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation und der Corona-Pandemie war in den vergangenen Jahren kein Platz für Projekte in dieser Größenordnung. Auch für die diesjährige Klausur ist nicht damit zu rechnen. Ihr Thema lautet: „Arbeit. Wandel. Zukunft“. Dazu soll die deutsche Trendforscherin Birgit Gebhardt ein Referat halten.
Relevant ist die Tagung aber auch als SPÖ-internes Stimmungsbarometer – und dies über die Grenzen der Wiener Landespartei hinaus, wie ein Blick in die Geschichte zeigt: Von 1984 bis 2015 fand die Tagung noch in Rust statt. Bürgermeister Michael Häupl verlegte sie im Jahr darauf nach Wien. Eine Rolle hat dabei wohl die parteiintern heftig umstrittene Koalition mit der FPÖ gespielt, die Burgenlands SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl 2015 geschlossen hatte.
Unter Häupl-Nachfolger Michael Ludwig kehrte die Klausur 2019 ins Burgenland zurück. Statt in Rust trafen sich die Genossen aber in Frauenkirchen, ehe die Tagung pandemiebedingt 2021 und 2022 wieder nach Wien wanderte.
Der Partyschreck
Nur kurz währte im Vorjahr die Freude über das erneute Comeback im Burgenland. Die Tagung wurde überschattet durch die Eskalation des Kampfs um die Führung der Bundespartei, die wie ein Gewitter über die versammelten Genossen hereinbrach: Am Vormittag hatte die von Ludwig unterstützte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner die Partei noch zur Einigkeit aufgerufen, wenige Stunden später – und wohl nicht ganz zufällig – kündigte Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil via Brief an die Parteispitze an, dass er gegen sie kandidieren werde.
Rendi-Wagner ist mittlerweile Geschichte, heuer wird aber nicht Doskozil, sondern Andreas Babler die Eröffnungsrede halten. Wobei der neue Parteichef mittlerweile intern ähnlich unter Beschuss ist, wie vor einem Jahr seine Vorgängerin.
Doskozil, der am Sonntag abermals am Kehlkopf operiert wurde, wird auch heuer fehlen. Er war zwar als Hausherr offiziell eingeladen, dass er nicht kommt, war jedoch schon vor der OP klar. Einst enger Verbündeter Ludwigs, ist das Verhältnis zum Wiener Bürgermeister mittlerweile massiv zerrüttet.
So bleibt es auch heuer an Hannes Schmid, SPÖ-Bürgermeister von Frauenkirchen, die Rolle des Gastgebers zu übernehmen. Als Doskozils Abgesandter wird Landtagspräsident Robert Hergovich am Abend des ersten Tages erwartet. Mit Störaktionen aus Eisenstadt rechnet man in der SPÖ nicht. Doch das hatte man auch im Vorjahr nicht.
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