Klimek: Infektionszahlen könnten drei Mal höher sein als bekannt

Klimek: Infektionszahlen könnten drei Mal höher sein als bekannt
Rund 7.000 Neuinfektionen wurden gemeldet - diese Zahl sei aber nicht mehr aussagekräftig. Warum das so ist, erklärt Komplexitätsforscher Klimek in der "ZiB2".

Rund 7.000 Neuinfektionen wurden von Dienstag auf Mittwoch in Österreich gemeldet. Vor einigen Wochen hatte das Krisengremium Gecko noch vor bis zu 70.000 neuen Fällen im Sommer gewarnt. 

Tatsächlich sei die Lage besser als erwartet, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek am Mittwoch in der "ZiB2". Die Dunkelziffer dürfte allerdings viel höher sein, betrachte man die Spitalszahlen und die Daten aus den Abwasser-Analysen. Das Testregime an sich wurde ja stark eingeschränkt. "Hätten wir heute noch eine ähnliche Testabdeckung wie im vorigen Sommer, dann könnten diese Zahlen um das zwei- oder dreifache höher sein."

Warum gibt es eigentlich keine Test-Stichproben? "Das fragen wir uns auch", sagt Klimek. Umso wichtiger sei jetzt die entsprechende Vorbereitung für den Herbst, um einen Überblick zu behalten, sollte man in eine Phase geraten, die wieder etwas herausfordernder wird, erklärt er. 

"Zahlen kaum noch aussagekräftig"

Die Arbeit des Komplexitätsforschers wird immer schwieriger: Man könne nur noch grobe Trends angeben, die gemeldeten Zahlen seien kaum noch aussagekräftig. "Wir haben keinen Tachometer mehr, wo wir anhand von Fallzahlen sehen, ob die Welle schneller oder langsamer geworden ist", sagt Klimek. 

Derzeit befinden sich rund 1.400 Patienten mit Corona im Spital - auch diese Zahl ist weit niedriger als erwartet. Die Komplexitätsforscher hatten für August und September noch bis zu 4.000 Patienten prognostiziert. 

Klimek warnt aber: Wenn die Schulferien zu Ende sind, werde es wieder vermehrt zu Kontakten kommen und damit zu mehr Infektionen. Es sei zu erwarten, dass "die Dynamik anzieht" und man im Herbst in die prognostizierten Dimensionen komme. 

Ob dem Gesundheitssystem dann auch wieder eine Überlastung drohe, hänge von mehreren Faktoren ab. Die Zahl der schweren Verläufe und der Todesfälle sei vergleichsweise niedrig, sagt Klimek, in Kombination mit Personalausfällen im Gesundheitswesen könnte es aber durchaus wieder zu Problemen kommen. 

Häufiger und unregelmäßiger als Grippe

Auf die Frage, ob Corona nun tatsächlich - wie vielfach angekündigt - mit der Grippe vergleichbar sei, ist Klimek vorsichtig. Der Unterschied sei: Die Corona-Wellen kommen deutlich häufiger und unregelmäßiger als die Grippe, die üblicherweise nur saisonal auftritt. 

Ob es im Herbst wieder Schutzmaßnahmen brauchen wird, sei fraglich. Klimek plädiert dafür, das Thema zu entpolarisieren und in der Faktenlage zu verankern. In erster Linie solle man mit Empfehlungen arbeiten, die vielzitierte Eigenverantwortung sei gefragt. "Es gibt aber Szenarien, wo das nicht ausreicht. Wenn dieser Punkt erreicht wird, wird man wieder andere Maßnahmen setzen müssen." 

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