Kindesmissbrauch: Nach Strafverschärfung jetzt Fokus auf Prävention

Kindesmissbrauch: Nach Strafverschärfung jetzt Fokus auf Prävention
Fachstelle für sexuelle Gewalt im Internet ist im Aufbau, Budget für Anlaufstellen wird heuer verdoppelt.

Am Wochenende ist ein neuer mutmaßlicher Fall von Kindesmissbrauch publik geworden: Ein Schauspieler soll Kinderdarsteller und Buben aus einem Chor per Videochat zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben. Im Jänner gab es in seiner Wohnung eine Hausdurchsuchung, ermittelt wird wegen Anbahnung von Sexualkontakten zu Unmündigen, Kindesmissbrauchsmaterial und versuchtem sexuellen Missbrauch.

Schon an diesem Fall werde man sehen, dass die härteren Strafen, die im Vorjahr beschlossen wurden, greifen, sagte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm am Mittwoch. Die Strafverschärfungen sind aber nur ein Teil des Pakets, heuer liegt der Fokus auf Prävention. Bei einem Kinderschutzgipfel diskutierten Plakolm und Familienministerin Susanne Raab im Bundeskanzleramt mit NGOs über die praktische Umsetzung.

Das Budget für Kinderschutz wurde verdoppelt – und zwar von 525.000 Euro im Vorjahr auf heuer 1,2 Millionen Euro. Finanziell unterstützt werden sollen insbesondere der Ausbau von Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche sowie Organisationen, die sich im Gewalt- und Opferschutz engagieren.

Fachstelle für Digitales

Ein „zentraler Baustein im Kampf gegen Kindesmissbrauch“ sei die neue Fachstelle gegen sexuelle Gewalt in der digitalen Welt, erklärte Plakolm. Diese werde gerade von der Initiative Saferinternet aufgebaut. Kindesmissbrauch findet ja immer öfter in den sozialen Medien und über Messenger-Dienste statt.

Beim Kinderschutzgipfel haben die Österreichischen Kinderschutzzentren und der Verein ECPAT die Fortschritte im Aufbau der „Qualitätssicherungsstelle Kinderschutz“ präsentiert. 

Bei dieser unabhängigen Stelle sollen Vereine und Organisationen künftig ihre Kinderschutzkonzepte überprüfen und zertifizieren lassen. „Das soll vor allem auch für Eltern ein Qualitätsmerkmal werden und für Vereine und Organisationen ein sichtbares Zeichen, dass sie sich mit Kinderschutz und Prävention besonders gut auseinandergesetzt haben“, so Plakolm.

Zudem sollen Schulen per Verordnung zu Kinderschutzkonzepten verpflichtet werden. Wenn Kinder missbraucht werden, seien Sportlehrer und Trainer oft die Ersten, die Anzeichen erkennen. „Das ist ein Sensorium, das wir nutzen wollen, um Kinder zu schützen“, erklärte Familienministerin Raab.

Enorm hohe Dunkelziffer

Ausgangspunkt des Kinderschutz-Pakets war der Fall Florian Teichtmeister. Im Jänner 2023 war publik geworden, dass der Burgschauspieler Zehntausende Dateien mit Darstellungen von Missbrauch Unmündiger und Minderjähriger gehortet hatte. Im September wurde er zu zwei Jahren bedingter Freiheitsstrafe verurteilt.

In den vergangenen Jahren sind die Fallzahlen in diesem Bereich stark gestiegen: Wurden 2012 laut Statistik noch 572 solcher Straftaten erfasst, waren es 2021 bereits 1.921 – klären ließen sich davon 1.775.

Experten des Bundeskriminalamts gehen allerdings von einer enorm hohen Dunkelziffer aus. Zudem befinden sich viele Server im Ausland, was eine Löschung einschlägiger Bilder erschwert.

Der jüngste Fall wurde übrigens aufgedeckt, weil sich ein Bub seinen Eltern anvertraut hat, die sofort die Polizei eingeschaltet haben. 

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