Auftritt für Putin: Die größten Skandale von Ex-Außenministerin Karin Kneissl
Von der FPÖ nominiert, war Karin Kneissl von Dezember 2017 bis Juni 2019 Österreichs Außenministerin. Was macht die Ex-Politikerin und -Journalistin heute? Unter anderem Lobby-Arbeit für Russlands Präsident Wladimir Putin, den sie als "intelligentesten" und "perfekten Gentleman" bezeichnet.
Mittlerweile lebt Kneissl nicht nur in Russland, sondern ist auch Stammgast im russischen Staatsfernsehen. Und am Donnerstag trat sie auf russische Einladung per Videoschaltung beim UN-Sicherheitsrat in New York auf. Dort warnte sie als "Analytikerin" vor den Auswirkungen westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine für Europa und lobte die ungarische Regierung als "einsame Stimme in Europa".
In der heimischen Medienlandschaft galt Kneissl lange Zeit als fundierte Nahost-Kennerin. Sie publizierte unter anderem zur Hisbollah, dem schwierigen Verhältnis zwischen Orient und Okzident und kritisierte Westeuropa im Zuge der Flüchtlingswelle 2015 scharf. Im Zuge ihrer Amtszeit änderte sich Kneissls Image deutlich. Und zwar nicht nur, weil Putin 2018 ihre Hochzeit besuchte. Eine Chronologie ihrer größten Skandale:
Geschönter Lebenslauf
Starten wir mit einer Kleinigkeit: Auf der Website der Donau-Uni-Krems hatte Kneissl in ihrem Lebenslauf etwas übertrieben, wie sich Anfang 2018 herausstellte. Dort bezeichnete sie sich nämlich als "Mitbegründerin der Österreich Sektion von Ärzte ohne Grenzen", die Anfang der 1990er aufgebaut wurde. Tatsächlich hatte Kneissl beim Aufbau der Sektion mitgewirkt, war aber kein Gründungsmitglied.
Der historische Knicks vor Putin
Im August 2018 sorgte Kneissl bei ihrer Hochzeitsfeier im südsteirischen Gamlitz für ein symbolträchtiges Foto. Die Republik hatte 222.750 Euro für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben, damit Wladimir Putin der Feier beiwohnen konnte. Nach einem gemeinsamen Tanz folgte Kneissls ikonischer Knicks vor dem Autokraten. Im Mai 2023 betonte Kneissl auf BBC, den Tanz nicht zu bereuen.
Putins teure Juwelen
Putin hatte übrigens, neben einem Don Kosaken Chor, reiche Gaben für Kneissl im Schlepptau: Ein Butterfass, einen Samowar und Saphir-Ohrringe im Wert von rund 50.000 Euro. Um Putins Juwelen brach hernach ein Streit aus. Während Kneissl die Ohrringe für sich reklamierte, handelte es sich aus Sicht des Außenministeriums um Eigentum der Republik. Man einigte sich 2019 auf einen "Leihvertrag", den Kneissl als "Knebelvertrag" bezeichnete: Nach ihrem Ableben müssen die Ohrringe wieder Österreich ausgehändigt werden.
Als Kneissl "flüchten" musste
Politisch verfolgt, beruflich vernichtet? Im März 2022, also kurz nach dem Start von Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, bezeichnete sich Kneissl als "politischen Flüchtling". Sie habe wegen "vieler Anfeindungen" von Südfrankreich in den Libanon ziehen müssen.
Zudem, so Kneissl, bestehe in Österreich ein "de facto Arbeitsverbot" gegen sie. Bis Mai 2022 war Kneissl übrigens im Aufsichtsrat des russischen Mineralölkonzerns Rosneft vertreten, was ihr laut Medienberichten rund eine halbe Million Dollar eingebracht haben soll.
Umzug nach Russland, "Pony-Luftbrücke" und NS-Vergleich
2023 übersiedelte Kneissl nach St. Petersburg. Sie hat in Russland eine Aufenthaltsgenehmigung und dürfte dauerhaft bleiben. In ihrer neuen Heimat leitet sie den Putin-nahen Thinktank "Gorki" an der Staatlichen Universität und arbeitet geopolitische Lösungen für den Kreml aus. Ein russisches Militärflugzeug lieferte ihre beiden Ponys nach.
Eine Aberkennung der österreichischen Staatsbürgerschaft droht Kneissl derzeit nicht. Dennoch meinte sie vergangenen November auf Telegram: "Nicht ein einziger Jurist hat darauf aufmerksam gemacht, dass mich der Entzug der Staatsbürgerschaft zu einer staatenlosen Person machen würde. Es war Österreich, welches die Pässe von Zehntausenden Österreichern in den 1930ern eingezogen hat, weil sie Juden oder Kommunisten etc. waren."
Verschwörungsmythen zu Terroranschlag in Moskau
Mehr als 140 Menschen wurden im März bei einem Terroranschlag auf eine Konzerthalle in Moskau getötet. Unter anderem die USA und der Iran sollen Russland vor dem Anschlag, zu dem sich der Islamische Staat (IS) bekannte, gewarnt haben. Obwohl es keinen einzigen konkreten Hinweis darauf gab, verdächtigte Putin die Ukraine, hinter dem Terrorakt zu stecken. Auch Kneissl vermutete gegenüber der russischen Staatsagentur Tass, etwas diffus, einen "bestellten Terroranschlag": "Der Eindruck besteht, dass dies ein organisiertes Verbrechen ist, das einen politischen Hintergrund hat."
Abgesang im Sinne Putins: "Requiem für Europa"
In ihrem neuen Buch "Requiem für Europa" attestiert Kneissl - ausgerechnet von Russland aus - Europa eine Rückkehr zum "totalitären Krieg". Der Kreml ist erfreut.
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